Markt Indersdorf:Gegen den Strom

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Mit dem Bau eines Umspannwerks bei Neuried will das Bayernwerk nach eigenen Angaben die Versorgungssicherheit in der Region garantieren. Aber warum wurde die Öffentlichkeit nicht informiert? Die Anwohner reagieren alarmiert.

Von Robert Stocker

Der geplante Bau eines Umspannwerks bei Neuried im nördlichen Gemeindegebiet von Markt Indersdorf beunruhigt die anliegenden Bewohner. Nach Auskunft der Bayernwerke AG soll das Projekt die Versorgungssicherheit in der Region garantieren. Das Umspannwerk ist eine Folge der Energiewende: Es soll den überschüssigen Strom, der von Fotovoltaik- und Biogasanlagen erzeugt wird, in das Hochspannungsnetz umleiten, um das Mittelspannungsnetz zu entlasten. Die Bewohner von Neuried befürchten jedoch, dass das Umspannwerk zu nahe an ihren Häusern entsteht und große Überlandleitungen die Landschaft verschandeln könnten. Sie fühlen sich weder vom Bayernwerk noch von der Gemeinde ausreichend informiert. Mitarbeiter des Unternehmens werden am Donnerstag im Indersdorfer Rathaus über das Projekt Auskunft geben.

Nach den Worten einer Sprecherin der betroffenen Bürger sucht die Bayernwerke AG schon seit einem Dreivierteljahr nach Grundstücken in der Nähe von Neuried, wo das Umspannwerk errichtet werden soll. Das Unternehmen sei auf Grundeigentümer zugekommen, ohne die Öffentlichkeit vorher über das Projekt zu informieren. Wie die Sprecherin erklärt, wollte das Bayernwerk ein Grundstück von der Größe eines Hektars auf einer Anhöhe erwerben, das 250 Meter von dem Ort entfernt liegt. Um dies zu verhindern, habe ein Anwohner das Areal sogar zu einem überhöhten Preis gekauft. Die Bewohner von Neuried haben den Verdacht, dass der Kauf des Grundstücks für das Umspannwerk im Verborgenen bleiben sollte. Sie stellen sich nicht grundsätzlich gegen den Bau, doch nach ihrer Ansicht gibt es bessere Standorte im Gemeindegebiet. Auch die Gemeinde sei in der Pflicht, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und mit ihnen zusammen ein Grundstück zu suchen, mit dem alle leben könnten. Zudem befürchten die Neurieder, dass das Umspannwerk an große Überlandleitungen gekoppelt wird, die den überschüssigen Strom zum Umspannwerk nach Oberbachern transportieren. "Wir wollen wissen, welche Leitungen noch kommen, was noch alles angekoppelt wird", sagt die Sprecherin der Anwohner. Diese hegen den Verdacht, dass sich das relativ kleine Umspannwerk in ein "riesiges Projekt" verwandeln und Auswirkungen auf die gesamte Region haben könnte. Um die Ängste der Neurieder habe sich bisher niemand gekümmert. "Bei dieser Art der Geheimhaltung muss man befürchten, dass ein großes Projekt dahinter steht."

Dem widerspricht Maximilian Zängl entschieden. "Die Bürger müssen sich keine Sorgen machen", erklärt der Sprecher des Bayernwerks. Man wolle den Bürgern in der Infoveranstaltung zeigen, was das Unternehmen plane. Zängl erläutert den Hintergrund für den Bau des Umspannwerks: Durch die zahlreichen örtlichen Photovoltaik- und Biogasanlagen wird zu bestimmten Zeiten so viel Strom ins Netz eingespeist, dass er nicht verbraucht wird und das Mittelnetz überlastet. Das Umspannwerk soll die überschüssige Energie vom Mittel - auf das Hochspannungsnetz verteilen. Das passiert im großen Umspannwerk Oberbachern. "Das ist nötig wegen der hohen Einspeiseleistung", erläutert Zängl. Die Infrastruktur des Stromnetzes müsse ausgebaut werden, um die Versorgungssicherheit in der Region zu gewährleisten.

Laut Zängl wird das neue Umspannwerk über Erdkabel an das Hochspannungsnetz angebunden. Dafür werde ein Raumordnungsverfahren kommen. Die Lage des Grundstücks für das Umspannwerk müsse "netztechnisch geeignet" sein - was bei Neuried offenbar der Fall ist, weil hier schon viele Erdkabel zusammenlaufen. Für das Umspannwerk sind zwei Transformatoren geplant, es soll keine hohen und auffälligen Bauten geben. "Das Umspannwerk wird so wie in vielen anderen Orten in Bayern aussehen", sagt Zängl.

An der Infoveranstaltung, die am Donnerstag um 19 Uhr im großen Sitzungssaal des Rathauses beginnt, wird auch Indersdorfs Bürgermeister Franz Obesser teilnehmen. Wie die Bürger von Neuried erklären, sei auch er über das neue Umspannwerk nicht informiert gewesen. Er habe von dem gesamten Vorhaben nichts gewusst.

© SZ vom 04.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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