Baustelle:Erste Kinder ziehen ins Dominik-Brunner-Haus ein

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Nachdenklich wendet er das Polizeiauto in den Händen: Uli Hoeneß mit Einrichtungsleiterin Renate Schemann. (Foto: Robert Haas)

Dort gibt es schulische und emotionale Unterstützung. Im Rampenlicht bei der Eröffnung steht aber der größte Förderer: Uli Hoeneß.

Von Sven Loerzer

Noch ist der sandsteinfarbene Klinkerbau an der Görzer Straße in Ramersdorf nicht ganz fertig. Die Außenanlagen fehlen, aber die Kinder und Jugendlichen aus vielen verschiedenen Nationen sind nun eingezogen. 98 Plätze bietet das neue Dominik-Brunner-Haus der Johanniter zusammen mit dem dazugehörigen, schon 2009 eingeweihten Flachbau. Vom Krippenalter bis zum Start in die Berufsausbildung gibt es dort schulische und emotionale Unterstützung, individuelle Förderung, wie sie sich die Eltern nicht leisten könnten. Möglich gemacht hat das die Dominik-Brunner-Stiftung im Verein mit potenten Mitstreitern.

Der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Alois Meier, nennt allen voran Uli Hoeneß, der nicht nur Kuratoriumsvorsitzender ist, sondern der kleinen Stiftung durch seine Spenden und seine Kontakte zu weiteren potenziellen Spendern geholfen habe, neben dem jährlichen Erbpachtzins für das städtische Grundstück die Bau- und Ausstattungskosten in Höhe von 3,3 Millionen Euro aufzubringen.

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Der größte Teil kam aus dem Erlös des Spiels gegen Barcelona in Höhe von mehr als zwei Millionen Euro, das der FC Bayern Uli Hoeneß zum 60. Geburtstag schenkte. Seit seinem Tod im September 2009 sei Dominik Brunner zum Synonym für Zivilcourage geworden, sagt Meier. Die soll das neue Haus fördern. Und Gewalt verhindern: "Gewalt entsteht, wenn man keine Perspektiven hat."

"Wir brauchen ein Leuchtturmprojekt, um ein Zeichen setzen zu können", sagt Uli Hoeneß. Die Stiftung habe Partner gefunden, "die wie die Faust aufs Auge passen", formuliert Hoeneß in seiner Begeisterung, und fügt, weil er selbst merkt, dass die Wendung etwas unpassend ist, hinzu, "zu Deutsch gesagt". Die Johanniter, natürlich.

Dann wird er ungewohnt überschwänglich, vergessen sind offenbar all die Scharmützel um den Bau eines neuen Stadions. Im Gegenteil, nun sagt er: "Ich bin der Stadt sehr dankbar." Er habe, gesteht der Ungeduldige, "in den letzten Jahren alle meine Vorurteile über Bürokratie über Bord werfen müssen". Als Freigänger nach seiner Haft sei er auch für Flüchtlingshilfe zuständig gewesen: "Was die Stadt da geleistet hat, ist richtungsweisend."

Hoeneß findet das Projekt selbst ganz großartig

Beim Rundgang durch das Haus spricht Hoeneß davon, dass damit "ein Traum in Erfüllung gegangen ist". Angetan von den lichten Räumen lässt er sich für ein Foto von Einrichtungsleiterin Renate Schemann ein Polizeiauto in die Hand drücken, das er dann nachdenklich in den Händen hin- und herwendet. "Richtig beeindruckend" findet er den Sportraum, der mit Kletterwand, Toren und Basketballkörben ausgestattet ist. Erst der sechste Wurf in den Korb bringt Erfolg. Um eine Erklärung ist er nicht verlegen: "Der Korb in unserer Halle hängt ein bisserl höher." Entspannt plaudert er noch ein wenig über Fußball, zeigt sich sehr zufrieden mit seinem Verein.

Das Dominik-Brunner-Haus ist Hoeneß "eine Herzensangelegenheit", auch wenn er immer versucht habe, anderen zu helfen. "Seit ich im Gefängnis war, kriege ich Hunderte von Briefen mit der Bitte um Hilfe." Die neue Einrichtung jedoch ist ihm wichtiger als alles andere: "Dadurch wird die unglaubliche Tat von damals nicht vergessen werden."

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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