Auswirkungen des Bahnstreiks:Fußballfans und Geschäftsleute sind besonders betroffen

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Streik der Lokführer: leeres Gleis am Hauptbahnhof München. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie nach München kommen? Der Lokführerstreik am Wochenende stellt viele Fußballfans, die von weiter her zum Spiel des FC Bayern gegen Bremen reisen, vor ein Problem. Auch für die Einzelhändler in der Innenstadt ist der Termin besonders ungünstig.

Von Andreas Glas

Die Streikankündigung war keine Stunde alt, da hatte Claus Weselsky schon den ersten Tipp parat. Der Adressat: die Anhänger des FC Bayern, die Karten für das Heimspiel am Samstag in der Arena haben. "Wenn Sie sich jetzt aufs Fahrrad setzen, sind Sie rechtzeitig zum Anpfiff dort", twitterte Weselsky am Freitagmorgen. Und den Berufspendlern empfahl er: "Bleiben Sie doch übers Wochenende im Büro, dann sind Sie am Montag pünktlich wieder da."

Claus Weselsky, so heißt der Chef der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), die erneut zum deutschlandweiten Streik aufgerufen hat, diesmal für das komplette Wochenende - von Samstagfrüh, 2 Uhr, bis Montagfrüh, 4 Uhr. Im Regional- und Fernverkehr sowie auf den S-Bahn-Strecken müssen also auch die Münchner mit Verspätungen und Zugausfällen rechnen.

Claus Weselsky, so nennt sich aber auch derjenige, der im Namen des GDL-Chefs über ein falsches Nutzerprofil twittert. Mit mäßigem Erfolg: 47 Leute folgten seinen Spaßkommentaren am Freitagmorgen, selbst in die kürzeste S-Bahn passen zehnmal mehr Menschen. Aber es ist ja auch der dritte Streik in nur zehn Tagen. Irgendwann verstehen die Leute keinen Spaß mehr.

GDL-Streik
:Bahn macht Lokführern neues Tarifangebot

Das ganze Wochenende soll der Zugverkehr lahmliegen: Seit 15 Uhr bestreikt die Lokführer-Gewerkschaft GDL den Güterverkehr, ab Samstagnacht sollen auch Personenzüge stillstehen. Die Bahn hat der GDL jetzt ein neues Tarifangebot vorgelegt.

Erst recht nicht die Münchner Einzelhändler, denen Einnahmen durch die Lappen gehen könnten, wenn die Kunden am Samstag zu Hause bleiben - ausgerechnet am umsatzstärksten Tag der Woche. "Das ist superärgerlich", sagt Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Vereinigung der Innenstadt-Einzelhändler "City Partner". Für die Einzelhändler und deren Mitarbeiter sei ein Streik am Samstag "die totale Achillesferse".

Gewohnt gelassen gibt man sich dagegen bei der Münchner Verkehrsgesellschaft MVG. Schon bei den jüngsten zwei Streiks habe man in den U-Bahnen, Trams und Bussen "überhaupt kein erhöhtes Fahrgastaufkommen festgestellt", sagte Sprecher Matthias Korte, der auch diesmal damit rechnet, dass sich die Fahrgäste gut auf den Streik einstellen, und deswegen keine Probleme erwartet. Die U 6 zur Arena sei die einzige Linie, auf der es am Samstag Engpässe geben könne. Eben die üblichen Engpässe, wenn der FC Bayern ein Heimspiel hat.

Für diejenigen Fans, die von weiter her zum Spiel gegen Werder Bremen anreisen, dürfte es da schon problematischer werden. Ein Großteil der Fern- und Regionalzüge wird wohl still stehen. Fußballfans und Wochenendausflügler haben aber die Möglichkeit, auf Privatbahnen wie Agilis, Alex oder die Bayerische Oberlandbahn (BOB) auszuweichen, die nicht vom Ausstand betroffen sind.

Außerdem dürfte ein Notfall-Fahrplan der Bahn zumindest einen Rumpfverkehr gewährleisten - sowohl im Fern- und Regionalverkehr als auch im S-Bahnverkehr, wo man den gleichen Plan verfolgt wie an den vergangenen beiden Streiks: "Es soll auf allen Linien jede Stunde mindestens ein Zug fahren", sagte ein Bahnsprecher.

Nur auf den Flughafen-Linien S 1 und S 8 soll der übliche Takt aufrecht erhalten werden. In jedem Fall empfiehlt die Bahn ihren Kunden, sich kurzfristig auf ihrer Internetseite oder mit der Bahn-App über Verspätungen und Zugausfälle zu informieren. Über die aktuelle Verkehrslage in Bayern gibt sie auch unter der kostenfreien Nummer 089/203 55000 Auskunft.

Weil viele Bahnfahrer wohl aufs Auto umsteigen, sei auf den Straßen in und um München "mit erheblichem Stau" zu rechnen, sagte ein ADAC-Sprecher. Nicht zuletzt deshalb, weil in sieben deutschen Bundesländern die Herbstferien begonnen haben und mit Reiseverkehr in den Süden zu rechnen sei. "Da kommt wirklich alles zusammen", sagte der Sprecher des Automobilclubs: "Ferien und Fußball - das ist eine Extremsituation."

© SZ vom 18.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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