Taylor Swift für Musikrechte:Ist sie zu stark, bist du zu schwach

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Kampf der Giganten: Taylor Swift zwingt Apple in der Streaming-Debatte in die Knie. Das Kämpferische ist eine Pose, die Swift erst in jüngerer Zeit für sich entdeckt.

Von Jan Kedves

Es passiert nicht häufig, dass Popstars über eine symbolische Wirkung hinaus etwas Handfestes bewirken. Diese Frau jedoch hat es geschafft: Taylor Swift, 25, Sängerin aus Pennsylvania, hat am Sonntag mit einem offenen Brief den Computerkonzern Apple zum Einlenken gezwungen. Anlass war die Ankündigung von Apple, seinen neuen Streaming-Service für Musik - Apple Music -, der Ende dieses Monats beginnen soll, mit einem dreimonatigen kostenlosen Test-Abonnement starten zu lassen. Kunden hätten damit ein Vierteljahr Musik gratis genießen können - eine Zeit, in der Apple auch die Musiker, deren Stücke über den Service beliebig häufig zu hören sein werden, nicht entlohnen wollte.

Das allerdings passte Swift, die seit Beginn ihrer Karriere im Jahr 2006 mit sieben Grammys geehrt wurde, überhaupt nicht. Sie veröffentlichte daraufhin im Internet ein an Apple adressiertes Schreiben - Überschrift: "To Apple, Love Taylor". Darin betonte sie einerseits, sie selbst verdiene mit ihren ausverkauften Konzerten - gerade befindet sie sich auf einer Welttournee - durchaus genug Geld.

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Andererseits machte sie sich aber zur Fürsprecherin junger, noch nicht etablierter Musiker, die gerade ihre ersten Stücke veröffentlichen. Für diese Künstler sei das geplante kostenlose Test-Abo von Apple zerstörerisch, schreibt Swift in ihrem Brief, der auch an ihre beachtlichen 59 Millionen Anhänger bei Twitter ging. Sie schloss, rhetorisch höchst raffiniert, mit einer Retourkutsche an Apple: "Wir fordern euch auch nicht auf, uns kostenlose iPhones zu geben."

Immer meinungsfreudiger

Das saß. Nur wenige Stunden später vermeldete der zuständige Apple-Manager Eddy Cue, der Konzern werde seinen Plan ändern und den Künstlern für ihre Musik-Streams von Beginn an Geld bezahlen.

Das Kämpferische ist eine Pose, die Taylor Swift erst in jüngerer Zeit für sich entdeckte. Als sie im Alter von 15 Jahren ihre Musikkarriere startete, mit traditionellen Country-Songs, deutete noch nicht viel auf politisches Bewusstsein und aktivistische Verve hin. Doch so wie der Sound ihrer Musik im Verlauf ihrer Albumveröffentlichungen - wie "Red" (2012) oder "1989" (2014) - immer poppiger, elektronischer und druckvoller wurde, so wurde auch Swift in ihren öffentlichen Aussagen immer meinungsfreudiger.

Im November vorigen Jahres rebellierte sie gegen die Vertragskonditionen des bislang marktführenden Streaming-Dienstleisters Spotify und zog ihr Album "1989" von dessen Plattform zurück. Ihrem Erfolg hat das keineswegs geschadet: Seitdem hat sich das Album allein in den USA 4,6 Millionen Mal verkauft.

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Kein Wunder, dass Swift in der aktuellen Forbes-Liste der mächtigsten Frauen auf Platz 65 rangiert. Sie ist die Jüngste in dieser Liste, die allerdings Ende Mai veröffentlicht wurde, also noch vor dem Brief an Apple. Seit Sonntag ist Taylor Swift die mächtigste Frau im Pop.

© SZ vom 23.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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