IWF-Chefin Lagarde zur Schuldenkrise:Sparen, aber bitte nicht zu viel!

Vielen geht es zu langsam, nur Christine Lagarde geht es zu schnell: Die Chefin des Internationalen Währungsfonds verlangt von den Regierungen eine Gratwanderung. Sie sollen zwar sparen, um ihre Schulden zu bekämpfen - aber dabei nicht die weltweite Erholung der Wirtschaft abwürgen. Bleibt nur die Frage: Welche Erholung?

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Industriestaaten vor allzu drastischen Sparmaßnahmen im Kampf gegen die weltweite Schuldenkrise gewarnt. Das Wachstum dürfe nicht geschwächt werden, schrieb IWF-Chefin Christine Lagarde in der britischen Financial Times.

Mahnt die Industriestaaten zum Sparen - aber mit Augenmaß: Christine Lagarde, die Chefin des Internationalen Währungsfonds. (Foto: dpa)

"Zu schnell auf die Bremsen zu treten, würde die weltweite Erholung und den Aufbau von Arbeitsplätzen schädigen", schrieb Lagarde.

Bleibt die Frage: Welche Erholung? Gerade eben hat das Statistische Bundesamt bekanntgegeben, dass Deutschlands Wirtschaft im vergangenen Quartal um gerade mal 0,1 Prozent gewachsen ist. Frankreich hatte bereits am Freitag Nullwachstum vermeldet.

Lagarde fordert nun, der Abbau der Schulden und damit verbundene Ausgabenkürzungen der Staaten müssten mit Augenmaß erfolgen. Die wirtschaftspolitischen Reaktionen dürften also weder zu schnell noch zu langsam passieren.

Lagarde äußerte sich angesichts der weltweiten Schuldenkrise, die unter anderem in besonders betroffenen europäischen Ländern wie Griechenland zu drastischen Sparprogrammen geführt hat. Wochenlang protestierten viele Griechen in diesem Jahr gegen die Einschnitte.

Ziel müsse nun sein, mittelfristig die Staatshaushalte zu sanieren, zugleich kurzfristig auf Wachstum und Arbeitsplätze hinzuarbeiten, schrieb Lagarde. "Das mag widersprüchlich klingen, aber beides verstärkt sich gegenseitig." Schnelle wirtschaftliche Erholung sei sowieso nötig: "Wer wird glauben, dass die Zusagen für staatliche Ausgabenkürzungen eine lange Stagnation mit anhaltend hoher Arbeitslosigkeit und sozialer Unzufriedenheit überstehen werden?"

Lagarde gestand allerdings ein, dass die hochverschuldeten Staaten, die unter dem Druck der Märkte stehen, weniger Spielraum für kurzfristige Aktionen haben.

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