Umfrage:Merkel ist in Bayern beliebter als in der gesamten Bundesrepublik

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Angela Merkel in Trudering (Foto: Getty Images)
  • Die Kanzlerin ist in Bayern beliebt wie lange nicht, das ergibt eine Umfrage des BR-Politikmagazins "Kontrovers". Auch die CSU würde bei der Bundestagswahl gut abschneiden.
  • Der große Gewinner wäre die FDP, zehn Prozent im Freistaat würden sie wählen.
  • Die Hälfte der Befragten findet nicht gut, dass Horst Seehofer weitermachen möchte.

Von Wolfgang Wittl, München

Als Angela Merkel vor ein paar Tagen unter frenetischem Beifall ins Truderinger Bierzelt einzog, drängte sich eine Frage auf: Ist der Jubel für die Bundeskanzlerin nun repräsentativ für ganz Bayern - oder flippten hier nur CSU-Claqueure aus, wie es die Parteizentrale von ihnen erhofft hatte? Der neue Bayerntrend des BR-Politikmagazins "Kontrovers" gibt darauf eine eindeutige Antwort: Die CDU-Chefin ist in Bayern beliebt wie lange nicht, aber auch die CSU baut ihren Vorsprung auf alle anderen Parteien wieder aus.

Wäre am kommenden Sonntag Bundestagswahl, läge die CSU bei 48 Prozent. Das ist ihr mit Abstand bester Wert seit Beginn der Flüchtlingskrise vor knapp zwei Jahren. Die SPD erreichte 18 Prozent, die FDP käme mit zehn Prozent auf Platz drei. Damit wären die Freien Demokraten der große Gewinner in der repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap von 23. bis 31. Mai im Auftrag des BR vorgenommen hat. Sie würden ihr Ergebnis von der Bundestagswahl 2013 im Freistaat nahezu verdoppeln.

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Die Grünen blieben trotz des negativen Bundestrends stabil bei acht Prozent, gefolgt von der AfD (7) und der Linken (4). Neben der FDP wäre die AfD zwar die einzige Partei, die ihr Resultat von 2013 deutlich verbessern würde. Allerdings geht der Trend in den Umfragen klar nach unten, vor einem Jahr etwa lag die AfD in Bayern noch bei zwölf Prozentpunkten.

Maßgeblicher Faktor für die guten Werte der Union ist Angela Merkel. Obwohl ihr zwei Drittel der Bayern Fehler in der Flüchtlingspolitik vorwerfen und die Hälfte der Befragten die Auffassung vertritt, die Kanzlerin habe ihre beste Zeit bereits hinter sich, gilt sie bei 71 Prozent als Garantin für das Wohlergehen in einer unruhigen Welt. 57 Prozent wünschen sich Merkel als Kanzlerin, nur 22 Prozent ihren Herausforderer Martin Schulz (SPD). Damit ist die Unterstützung für die CDU-Chefin in Bayern größer als in der gesamten Bundesrepublik, sogar die Anhänger der Grünen ziehen sie dem SPD-Mann Schulz vor (54 zu 36).

Auch in der Regierungsarbeit schneiden CDU (55) und CSU (52) besser ab als die SPD (30). Sechs von zehn Bayern zeigen sich insgesamt zufrieden mit der großen Koalition. Bemerkenswert: Vier von fünf der CSU-Wähler und sogar zwei Drittel der Anhänger von FDP und Grünen bekunden ihren Zuspruch - aber lediglich die Hälfte der SPD-Unterstützer. Ein Problem, mit dem Schulz auch im Freistaat zu kämpfen hat, ist die Frage, wofür er steht. 70 Prozent der Befragten geben an, nicht zu wissen, welche zentralen Ziele der SPD-Kandidat bei einem Wahlsieg realisieren wolle - davon fast jeder zweite SPD-Anhänger.

Die politische Großwetterlage ist geprägt von einer positiven wirtschaftlichen Grundstimmung. 23 Prozent der Bayern bezeichnen die konjunkturelle Lage als "sehr gut", 62 Prozent als "gut". Als größte Herausforderung wird nach wie vor das Thema "Migration von Flüchtlingen" betrachtet (56 Prozent). Mit großem Abstand folgen soziale Ungerechtigkeit (17), Rente und Altersvorsorge (14) sowie Schule und Bildung (13). Erstaunlich weit hinten rangiert das Thema innere Sicherheit (12), das die CSU zu einem zentralen Programmpunkt in ihrem Wahlkampf erhoben hat - offenbar haben die Bayern weniger Sorgen in Sicherheits- als in Flüchtlingsfragen.

Ein geteiltes Echo findet eine erneute Kandidatur von CSU-Chef Horst Seehofer für die Landtagswahl 2018. 46 Prozent der Bayern begrüßen sie, 48 Prozent äußern sich laut BR-Politikmagazin "Kontrovers" ablehnend. In der CSU sind 59 Prozent dafür, 37 Prozent sehen sie distanziert. Seehofer sagte der SZ, er sei damit "zufrieden". Erst stehe die Bundestagswahl an, dann werde er "rackern und arbeiten", um die Wähler im Land zu überzeugen.

SZ-Grafik; Quelle: BR-Politikmagazin Kontrovers (Foto: ik)

Zu Merkels Werten sagte Seehofer: "Sie freuen mich sehr." Das zeige, dass sein Kurs insgesamt richtig gewesen sei. Die CSU stehe in der Zustimmung beim Wähler bereits besser da, als er gedacht habe. "Wir dürfen uns jetzt einen Tag freuen, brauchen aber höchste Disziplin, dass es so bleibt." CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer sprach von einem "kräftigen Rückenwind".

SPD-Generalsekretär Uli Grötsch bezeichnete die 18 Prozent als "Orientierungspunkt nach einer für uns harten Wegstrecke" mit drei verlorenen Landtagswahlen. "Es liegt jetzt an uns und unserem Spitzenmann Martin Schulz, die Debatte wieder in Richtung des sozialen Zusammenhalts und der Solidarität in unserer Gesellschaft zu bringen."

Katharina Schulze, die Fraktionschefin der Grünen im Landtag, sieht die acht Prozent als "großen Ansporn" und sagt: "Da geht noch was!" FDP-Generalsekretär Daniel Föst freute sich über ein "gutes Gefühl, dass sich auch mal Früchte der Arbeit zeigen". Man verfalle aber nicht in Euphorie, das größte Stück des Weges liege noch vor seiner Partei. Die Freien Wähler sind nur unter "sonstigen Parteien" geführt. Ihr Chef Hubert Aiwanger sagte: Man werde auch im Bund um die Wähler der bürgerlichen Mitte kämpfen.

© SZ vom 01.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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