Statistik:Fast ein Drittel aller Kinder in bayerischen Kitas hat ausländische Wurzeln

Statistik: 2015 hatten 27 Prozent aller Kinder in bayerischen Kitas einen Migrationshintergrund, dieses Jahr liegt der Anteil etwas höher.

2015 hatten 27 Prozent aller Kinder in bayerischen Kitas einen Migrationshintergrund, dieses Jahr liegt der Anteil etwas höher.

(Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Fast 30 Prozent aller Kinder in Bayerns Kitas haben einen Migrationshintergrund. Das geht aus einer Erhebung des Statistischen Landesamts hervor.
  • An den äußeren Enden der Skala liegen die Stadt Schweinfurt (58 Prozent) und der Landkreis Freyung-Grafenau (weniger als 10 Prozent).
  • Dass Kinder mit Migrationshintergrund bereits Kitas besuchen, nennen Experten häufig als entscheidenden Erfolgsfaktor für die weitere schulische Laufbahn.

Von Johann Osel

In einigen bayerischen Städten hat mittlerweile mehr als die Hälfte der Kita-Kinder ausländische Wurzeln. Wie das Statistische Landesamt am Mittwoch mitteilte, handelt es sich um Schweinfurt (58 Prozent), Nürnberg (55 Prozent) sowie Augsburg und Memmingen (jeweils 52 Prozent). In der Landeshauptstadt München kommen rund 46 Prozent der Kita-Besucher aus Familien, in denen Vater, Mutter oder beide Elternteile nicht in Deutschland geboren sind.

Die niedrigsten Quoten aller Landkreise und kreisfreien Städte verzeichnen die Landkreise Freyung-Grafenau, Regen, Bamberg, Bayreuth und Haßberge, dort hat nicht mal jedes zehnte Kita-Kind einen Migrationshintergrund. Insgesamt fast 30 Prozent der Mädchen und Buben in Bayerns Kitas haben demnach ausländische Wurzeln. Im Vorjahr lag der Anteil bei 27 Prozent, 2010 bei gut 20 Prozent. Stichtag für die Analyse war im März. Als ausländische Herkunft zählt, wenn ein Elternteil oder beide nicht Deutsche sind.

Dass kleine Kinder mit Migrationshintergrund Kitas besuchen, wird von Experten häufig als entscheidende Weichenstellung für den späteren Erfolg in der Schule genannt - wegen der Sprachkenntnisse. Bei 91 000 Kita-Kindern im Freistaat, annähernd jedem fünften, haben die Statistiker aber nicht nur ausländische Wurzeln festgestellt; sondern auch, dass zu Hause in den Familien vorrangig gar nicht Deutsch gesprochen wird. Regionale Unterschiede auch hier: In Memmingen, Schweinfurt, Nürnberg, Rosenheim und München mit jeweils mehr als 30 Prozent finden sich die meisten Kita-Kinder, die zu Hause nicht mit der deutschen Sprache aufwachsen.

In den steigenden Quoten dürfte sich der jüngste Zuzug durch Flüchtlinge niedergeschlagen haben. Separate Daten zu Kita-Kindern mit Fluchthintergrund liegen nicht vor, teilte das Sozialministerium auf SZ-Anfrage mit. Schätzungen vom Jahresbeginn, kurz nach Beginn der Flüchtlingskrise, waren allerdings schon damals von mehreren tausend Kleinkindern ausgegangen.

Kinder von Asylbewerbern haben vom vollendeten ersten Lebensjahr an Anspruch auf einen Betreuungsplatz. Er greift, wenn die Familie die Erstaufnahmeeinrichtung verlässt und in eine Unterkunft der Kommunen oder eine Wohnung zieht. Dann gelten für sie dieselben Grundsätze wie für alle Kinder im Freistaat. Nur in Ausnahmefällen erlaubt das Landesgesetz eine dreimonatige Verzögerung. Zuständig sind gleichwohl die Kommunen.

Das Haus von Ministerin Emilia Müller (CSU) hat eine Informationsbroschüre für Flüchtlingsfamilien mit Kleinkindern aufgelegt, auch auf Arabisch oder Somali. Ein Sprecher des Ministeriums verweist unter anderem auf zusätzliche Millionen für die Kommunen, die zum Beispiel für Dolmetscher oder Fahrdienste eingesetzt werden. Auch bei Qualitätssicherung und Fortbildungen liefere der Freistaat Impulse. Auf der Landesversammlung des Bayerischen Gemeindetags in Sonthofen forderten kürzlich die Bürgermeister aber mehr Hilfe von Land und Bund für Kitas, am besten durch ein Sonderinvestitionsprogramm. Bildungsexperten empfehlen zudem, interkulturelle Fortbildungen für Erzieher systematisch zu forcieren.

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