Landespolitik:Die Alternative für Bayern

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Ein altes Wahlplakat der CSU wird fast überdeckt vom Logo der Bayernpartei. (Foto: Getty Images)

Alles Übel kommt von außen: Die Bayernpartei ist ideologisch eine Art weißblaue AfD, die nun vom Wiedereinzug in den Landtag träumt.

Glosse von Sebastian Beck

Vom Bayernpartei-Mitbegründer Jakob Fischbacher gibt es die schöne Anekdote von Ostern 1947, als er nach dem Traunsteiner Georgiritt im Bierzelt auftrat. Damals hatte Deutschland nicht nur ein Flüchtlings-, sondern auch ein Ernährungsproblem und noch ein paar andere Schwierigkeiten dazu. Und weil es noch keine Traglufthallen gab, wurden die Heimatvertriebenen zwangsweise in Privatquartiere gesteckt.

Fischbacher stieg also auf die Bühne und sprach: "Wenn ein Bauernsohn eine norddeutsche Blondine heiratet, so ist dies in meinen Augen eine Blutschande. Die Preußen, dieses Zeugs, und die Flüchtlinge müssen hinausgeworfen werden, und die Bauern müssen dabei tatkräftig mithelfen."

Landtagspräsident Michael Horlacher (CSU) distanzierte sich zwar von Fischbacher. Wie der Spiegel damals berichtete, stellte sich Horlacher aber auf den Standpunkt: In Bayern sollten Bayern die erste Rolle spielen, "Neubürger" müssten sich an die herrschenden Sitten anpassen. 1950 kam die Bayernpartei bei der Landtagswahl auf 17,9 Prozent, Fischbacher stieg zum Abgeordneten, Parteichef und Ehrenvorsitzenden auf.

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Die Bayernpartei gibt es immer noch, auch wenn sie seit Jahrzehnten ihr Dasein im landespolitischen Mikrokosmos fristet. An Ostern war diesmal aber so wenig los, dass sich ihre Existenz wieder bemerkbar machte: Dank zweier Überläufer von der CSU und einem von den Freien Wählern konnte die Bayernpartei die Zahl ihrer Stadträte in München vervierfachen. Ihr Landeschef Florian Weber träumt schon vom Wiedereinzug in den Landtag bei den Wahlen 2018.

Ideologisch ist die Bayernpartei eine Art weißblaue AfD, also eine AfB. Im Gegensatz zu den deutschnationalen Piefkes kommen die bajuwarischen Ultras lederhosig-gemütlich daher. Doch mit der AfD verbindet sie nicht nur das strikte Nein zum Euro. Beide Parteien sind in der Tradition Fischbachers der Überzeugung, dass alles Übel von außen kommt, wobei die Bayernpartei wiederum nichts von deutscher Leitkultur hält, weil sie den Rest Deutschlands immer schon als Ausland angesehen hat, aus dem zu viele Fremde hereindrängen und den Dialekt versauen.

Was für die AfD Istanbul ist, das ist für die Bayernpartei Berlin. Fischbacher ließ sich übrigens das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der ausländischen Preußen- und Blondinenbundesrepublik Deutschland umhängen. Da hat er mal fünf gerade sein lassen.

© SZ vom 02.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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