Im Aufwind:Bayernpartei träumt wieder vom Landtag

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Die Vertreter der Bayernpartei wünschen sich die Unabhängigkeit des Freistaats und werden dafür gerne als Exoten belächelt. Doch der Landesvorsitzende verzeichnet Mitgliederzuwächse.

Von Günther Knoll, München

Noch bayerischer als die CSU, die Weiß-Blau doch für sich vereinnahmt hat? Ja, das geht. Die Bayernpartei will nicht nur das Lebensgefühl dieses Landes bewahren, sie träumt seit ihrer Gründung 1946 von einem unabhängigen bayerischen Staat, der eine eigene Währung bekommen soll und auch eine eigene Fußball-Nationalmannschaft.

Vor sieben Jahrzehnten, als die Bundesrepublik noch ganz jung war, da war die Bayernpartei mit ihren separatistisch-patriotischen Parolen für die Christsozialen sogar ein ernst zu nehmender Gegner, zumal sie für die gleichen freiheitlich-demokratischen Grundwerte eintrat und damit die gleiche Wählerschicht ansprach. Heute werden ihre wenigen Vertreter in politischen Gremien eher als Exoten belächelt.

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Doch Florian Weber, der Landesvorsitzende, sieht seine Partei im Aufwind, gerade weil sie sich klar zu einem eigenständigen Bayern bekenne. Und Weber kann aus dem Stand Zahlen als Beleg nennen: Allein in den ersten drei Monaten dieses Jahres habe man 200 neue Mitglieder gewinnen können, "netto" wie er sagt, darunter viele Jüngere. "Die Leute sind unzufrieden mit den etablierten Parteien", hat Weber als Grund dafür ausgemacht. Sie suchten eine "bürgerliche, liberal-konservative Kraft" und fänden diese in seiner Partei, die eine "klare politische Zielsetzung" habe.

Die Bayernpartei beschränkt sich heutzutage längst nicht mehr auf ihr Stammland Altbayern. In Franken konnte sie zuletzt erstmals in Kommunalparlamente einziehen. Bei den Bezirkstagswahlen 2013 eroberte sie in Niederbayern, Schwaben und in der Oberpfalz jeweils einen Sitz. Im oberbayerischen Bezirkstag ist sie sogar mit drei Mitgliedern vertreten, "in Fraktionsstärke", wie Florian Weber stolz anmerkt, mit ihm als Fraktionsvorsitzenden. Und die Arbeit dort mache "wirklich Spaß". Dass man nun auch "im wichtigsten Kommunalparlament Bayerns" so stark vertreten sei, bestätige diese positiven Entwicklung, "denn München ist nicht das einfachste Pflaster".

Doch die Bayernpartei will auch in der Landespolitik wieder mitmischen. Will noch einmal die Stimmenzahl verdoppeln wie bei der Landtagswahl 2013, als sie auf 2,1 Prozent kam, "dann kratzen wir an der Fünf-Prozent-Hürde", sagt Weber. Und er hält das nicht für einen bloßen Traum. "Es tut sich wirklich was", versichert er.

Zu ihren Hochzeiten, im Jahr 1950, kam die Bayernpartei bei den Landtagswahlen in Bayern auf 17,9 Prozent. Ein Jahr vorher war sie sogar mit 17 Abgeordneten in den Bundestag eingezogen, obwohl sie deutschlandweit nur 4,3 Prozent erreichte. Das ermöglichten gewonnene Direktmandate sowie die Regelung, dass die Mandate damals auf Länderebene verteilt wurden. In Bayern kam die Bayernpartei bei der Wahl auf 20,9 Prozent und war damit hinter CSU und SPD drittstärkste Kraft.

Während der Viererkoalition in Bayern von 1954 bis 1957 unter Ministerpräsident Wilhelm Hoegner war sie auch an der Regierung beteiligt. 1962 bis 1966 durfte sie in einer kleinen Regierungskoalition mit der CSU dann noch einmal an der Macht riechen. Doch da war ihr Stern schon gesunken, die Forderung nach einem eigenständigen Bayern war schon seit der Gründung der Bundesrepublik eigentlich hinfällig. Die Bayernpartei hält weiter daran fest.

© SZ vom 31.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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