Bayerischer Wald:Ausgerissene Wölfe: Man darf es Idioten nicht so einfach machen

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Darum muss die Nationalparkverwaltung ihr Sicherheitskonzept überdenken. Denn offensichtlich wollten Unbekannte Stimmung gegen den Wolf erzeugen.

Kommentar von Sebastian Beck

Die Wolfsjagd im Bayerischen Wald erinnert stark an das Drehbuch zu einem der vielen Regionalkrimis: Ein Unbekannter öffnet das Gehege, worauf sechs Wölfe abhauen. Er muss sich dabei nicht einmal besonders anstrengen, weil die Sicherung im Wesentlichen aus einem Baumarktschloss besteht.

Die Nationalparkverwaltung steht jetzt dumm da, und möglicherweise ist genau das der Zweck der Aktion: Stimmung gegen den Wolf und seine Befürworter zu verbreiten. Wer hinter der perfiden Tat steckt, wird sich wohl nie klären lassen. Der Ermittlungseifer der Polizei hält sich in Grenzen, weshalb die eigentliche Aufarbeitung an den Stammtischen der Wirtshäuser in der Region stattfinden wird. So war das auch im Fall der getöteten Luchse.

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Bisher schleichen nur wenige Wölfe durch Bayern, der wirtschaftliche Schaden, den sie angerichtet haben, ist minimal. Die Bauern aber schreien jetzt, als sei ihre Existenz bedroht, obwohl sie für jedes gerissene Schaf entschädigt werden. Unterstützung bekommen sie von FW-Chef Hubert Aiwanger und neuerdings auch Landwirtschaftsminister Helmut Brunner. Das zeigt, dass selbst jahrelange Aufklärungsarbeit nichts nützt, wenn Politiker auf einfache Weise ihre Wähler bedienen wollen.

Wölfe passen durchaus ins Ökosystem, sofern ihre Ausbreitung genau überwacht wird und Konflikte geklärt werden. Das ist in Deutschland der Fall. Wild lebende Tiere sind extrem scheu und für Menschen keine größere Gefahr als ein Blitzschlag.

Anders sieht es bei den ausgebrochenen Wölfen im Nationalpark aus: Sie sind ein Risiko, weil sie sich zu nah an Menschen heranwagen, weshalb sie so schnell wie möglich gefangen oder notfalls auch erschossen werden müssen. Danach sollte die Nationalparkverwaltung ihr Sicherheitskonzept überdenken. Man darf es Idioten nicht so einfach machen.

© SZ vom 10.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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