Wetter:Wie die Chancen auf Schnee zu Weihnachten stehen

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Schnee zu Weihnachten ist romantisch - wird aber in Deutschland immer seltener. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Der Klimawandel macht Schlittenwetter zu den Feiertagen unwahrscheinlicher - aber nicht unmöglich. In diesem Jahr könnte es mal wieder schneien. Nur wo genau?

Von Marlene Weiß

Jedes Jahr zu Weihnachten stellt sich die gleiche Frage: Wird es rechtzeitig Schnee geben? In diesem Dezember bleibt sie ungewöhnlich lange unbeantwortet - kurz vor Heiligabend ist die Wetterlage noch sehr unsicher.

Wer allerdings glaubt, dass Schlittenwetter an den Feiertagen früher garantiert war, irrt sich. Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Menschen das Wetter der Vergangenheit verklären. Tatsächlich waren weiße Weihnachten in Deutschland auch früher weiträumig eher die Ausnahme als die Regel. In der Referenzperiode von 1961 bis 1990 lag laut einer aktuellen Analyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die Wahrscheinlichkeit für eine Schneedecke vom 24. bis zum 26. Dezember nur in den Mittelgebirgen und im Alpenraum bei mehr als 50 Prozent. In den tieferen Lagen gab es schon damals höchstens alle zwei bis drei Jahre weiße Weihnachten. In der nördlichen Hälfte des Landes eher noch seltener.

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Der Klimawandel hat jedoch die Chancen auf Schnee zur Bescherung inzwischen weiter verschlechtert. Vergleicht man die Zeit von 1991 bis 2020 mit den dreißig Jahren zuvor, ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten deutschlandweit nach DWD-Angaben im Mittel um 13 Prozentpunkte gesunken. Regional ist es teils auch deutlich mehr: München etwa lag früher ungefähr alle drei Jahre an Weihnachten unter einer Schneedecke, inzwischen klappt es nur noch etwa jedes siebte Jahr.

Aus dem Norden kommt kalte Luft, aus dem Süden warme

Und in diesem Jahr? Wenige Tage vor Weihnachten ist nichts entschieden. DWD-Meteorologe Adrian Leyser sieht viel Spannung geboten; für Wetterexperten eine interessante, aber unkomfortable Situation, schließlich erwartet man von ihnen klare Prognosen - das allerdings ist aktuell schwierig. "Wir haben eine Grenzwetterlage: Aus dem Norden kommt skandinavische Kaltluft, von Süden Warmluft", sagt Leyser. An Heiligabend könnten die Luftmassen über Deutschland aufeinandertreffen, dann könnte es auf der kalten, also der Nordseite der Front kräftig schneien. Südlich davon müsste man eher mit Regen, teils auch mit Glatteis rechnen. "Tendenziell dürfte die Grenze eher im Norden oder Nordosten liegen, aber wo genau, ist noch sehr unsicher", sagt Leyser.

Erst recht schwer vorherzusagen ist, wie es nach den Feiertagen weitergeht mit dem Winter - Langfristprognosen sind trotz aller Fortschritte in der Vorhersage notorisch unzuverlässig. Allerdings gibt es Schwankungen der Luftdruckverhältnisse über dem Atlantik, die bestimmte Entwicklungen zumindest begünstigen können. Dazu gehört im Winter insbesondere die sogenannte Nordatlantische Oszillation. Vereinfacht gesagt, schwankt sie zwischen zwei Extrempositionen: In der stark positiven Phase liegt über Island ein starkes Islandtief, über den Azoren ein ausgeprägtes Azorenhoch. Die beiden Systeme greifen wie Zahnräder ineinander und pumpen kräftig Luft aus Westen nach Nordeuropa, sodass sich die übliche Westströmung noch verstärkt, die Folge sind milde, eher feuchte Winter.

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In der stark negativen Phase ist der Druckunterschied zwischen Island und Azoren viel geringer. Das führt dazu, dass die Zirkulation blockiert wird, die übliche Westwind-Drift stockt und das Höhenwindband, der Jetstream, schlägt Wellen. In einer solchen Lage kann auch sehr kalte Luft aus Norden oder Nordosten nach Deutschland schwappen. So war es etwa im sehr schneereichen Dezember 2010, als vielerorts in Deutschland neue Rekordschneehöhen gemessen wurden.

Tatsächlich ist die Nordatlantische Oszillation auch momentan in der negativen Phase. "Zum Jahreswechsel könnte sie nach einem Anstieg nochmals deutlich absinken", sagt Leyser. "Die Konsequenzen für unser Wetter sind aber unklar." Das liegt daran, dass es noch viele andere Einflussfaktoren gibt. Je nachdem, wo genau sich Hoch- und Tiefdruckgebiete befinden oder wie verbreitet Schnee liegt, kann das Wetter in Deutschland so oder so ausfallen.

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