Verhaltensbiologie:Geheimsprache im Regenwald

Philippinen-Koboldmakis können Ultraschall-Laute aussenden und hören. Sie sind zwar nicht die einzigen Säugetiere, die so kommunizieren. Aber die extrem hohe Frequenz der Töne ist ungewöhnlich.

Katrin Blawat

Wenn ein Philippinen-Koboldmaki nachts im Regenwald unterwegs ist, kommuniziert er mit seinen Artgenossen auf eine für Säugetiere ungewöhnliche Weise. Die Affen können Ultraschall-Laute extrem hoher Frequenz aussenden und hören.

Philippinen-Koboldmakis kommunizeren per Ultraschall. (Foto: Andrew Cunningham)

Das berichtet ein Team um die Anthropologin Marissa Ramsier von der Humboldt State University in Kalifornien im Fachmagazin Biology Letters (online).

Die Forscher zeichneten die Geräusche wildlebender Koboldmakis auf und untersuchten zusätzlich mit Hirnelektroden einige Tiere. Dabei zeigte sich, dass die Primaten auf verschiedenen Kanälen kommunizieren - auch wenn sie auf den menschlichen Zuhörer nahezu stumm wirken.

Gelegentlich gehen die Tiere Laute an der Grenze zum Ultraschall ab. Dies können die meisten Menschen und Tiere noch wahrnehmen. Zusätzlich kommunizieren die Primaten jedoch mit Tönen von etwa 70 Kilohertz, was weit jenseits der Schwelle zum Ultraschall (20 Kilohertz bei jungen Menschen) liegt.

Philippinen-Koboldmakis sind nicht die einzigen Säugetiere, die sich per Ultraschall verständigen. Auch manche Nager, Fledermäuse, Wale und Hauskatzen nutzen diese hochfrequente Tonübertragung. Die Ultraschall-Laute der Tiere sind allerdings sehr hoch - vergleichbar nur den hochspezialisierten Tönen von Fledermäusen, so die Forscher: Die Koboldmakis können offenbar sogar Laute mit einer Frequenz von mehr als 90 Kilohertz wahrnehmen.

Warum die Affen sich darauf spezialisiert haben, ist noch nicht ganz klar. Möglicherweise nutzen sie damit die Chance, sich gegenseitig auf Beutetiere wie Spinnen und Motten hinzuweisen, ohne dass diese die Gefahr bemerken.

Häufig stießen die Affen auch dann besonders hohe Ultraschall-Laute aus, wenn sie die Forscher in ihrer Nähe bemerkten. Die Töne dürften demnach auch eine Warnung für Artgenossen sein.

© SZ vom 08.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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