Umweltpolitik - Düsseldorf:Zustand der Umwelt in NRW: "Klimawandel unterschätzt"

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Ursula Heinen-Esser (CDU), Umweltministerin von Nordrhein-Westfalen. Foto: Federico Gambarini/dpa/Archiv (Foto: dpa)

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Düsseldorf (dpa/lnw) - Die Landesregierung sieht beim Zustand der Umwelt in Nordrhein-Westfalen Fortschritte - allerdings seien die Folgen des Klimawandels für das Land deutlich unterschätzt worden. Zu den positiven Entwicklungen zählten eine bessere Luftqualität und deutlich weniger Treibhausgase, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) am Mittwoch bei der Vorstellung des Umweltzustandsberichts. Teile der Umwelt seien aber weiterhin im Stresszustand.

APFELBLÜTE: Seit 1951 hat sie sich um 17 Tage nach vorne verlagert und findet inzwischen nicht mehr im Mai, sondern schon im April statt. Die Apfelblüte gilt nicht nur als wichtiger Indikator für die Erwärmung: Sollte sie durch Frost unterbrochen werden, drohen der Obstwirtschaft erhebliche Schäden.

KLIMAWANDEL: Der Klimawandel sei die größte Herausforderung. Der enorme Anstieg des Kohlendioxid-Anteils in der Luft ist seit 1881 ungebrochen und der Zusammenhang zur Erwärmung von seither 1,7 Grad im Jahresmittel offensichtlich. "Wir erleben glasklar die Auswirkungen des Klimawandels", sagte Heinen-Esser. Drei trockene Jahre in Folge hätten die Landwirte "deutlichst" gespürt. Wenn nicht mehr Grün in die Städte geholt werde, würden sich viele Stadtviertel im Sommer so aufheizen, dass man dort "nicht mehr gut leben" könne.

TREIBHAUSGAS-EMISSIONEN: Seit 1995 sind sie um 38 Prozent gesunken. Das Ziel einer Verringerung von 25 Prozent sei damit übererfüllt.

RECYCLING-QUOTE: Die Quote des recycelten Hausmülls ist seit 1995 von 36 auf 50 Prozent gestiegen. Allerdings stagniert sie seit 2013 bei 50 Prozent. Besonders bei den Bio-Abfällen sieht die Umweltministerin noch Ausbaupotenzial.

FLÄCHENVERBRAUCH: Der Flächenverbrauch liegt in NRW bei 8,1 Hektar pro Tag. Zwar ist er langfristig gesunken, aber seit 2017 wieder gestiegen. Ein Maßnahmenpaket zur intelligenten Flächennutzung soll Abhilfe schaffen.

RHEINPEGEL: Der Pegel des größten Flusses in NRW zeigte 2018 extreme Ausschläge. Auf Hochwasser folgte ein solches Niedrigwasser, dass der Gütertransport stockte. Die Jahre davor und danach waren weniger extrem.

WALD: Der Wald ist das Sorgenkind in NRW - gebeutelt durch Stürme, Hitze, Dürre und Borkenkäfer. Der Austausch von Fichtenwälder durch klimastabilere Mischwälder werde 2021 mit 75 Millionen Euro gefördert.

LUFTQUALITÄT: Die städtische Luft in Nordrhein-Westfalen ist sauberer geworden. Erstmals seien im Jahr 2020 in ganz Nordrhein-Westfalen alle Luftqualitätswerte eingehalten worden. 2020 lag auch der Jahresmittelwert für Stickstoffdioxid erstmals an allen 124 Mess-Standorten unter dem EU-weit gültigen Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Auch bei den Feinstaub-Werten lag 2019 die mittlere städtische Hintergrundbelastung deutlich unter den EU-Jahresgrenzwerten.

GEWÄSSER: Der Großteil der Fließgewässer in NRW (56 Prozent) gilt als erheblich verändert oder künstlich. Nur 44 Prozent werden als naturnah eingestuft. "150 Jahre Industriegeschichte haben deutliche Spuren hinterlassen", sagte Heinen-Esser. In den nächsten Jahren seien mehr als 10 000 Maßnahmen geplant, um die Qualität der Gewässer in Nordrhein-Westfalen zu verbessern.

© dpa-infocom, dpa:210512-99-570731/3

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