Neubrandenburg:Seenplatte-Wasserstand besser: Probleme am Neustädter See

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Der gemäßigt heiße Juli hat dem Wasserstand der Müritz und ihren großen Nachbarseen gut getan. "Es fehlt noch viel Wasser, aber es sieht ein ganz klein wenig...

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Neubrandenburg/Neustadt-Glewe (dpa/mv) - Der gemäßigt heiße Juli hat dem Wasserstand der Müritz und ihren großen Nachbarseen gut getan. „Es fehlt noch viel Wasser, aber es sieht ein ganz klein wenig besser aus als 2019“, sagte der Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt in Neubrandenburg, Christoph Linke, der Deutschen Presse-Agentur. Wäre es im Juli so warm gewesen wie derzeit, wäre die Verdunstung - die 60 Prozent der Wasserverluste ausmacht - viel höher gewesen. So hat die Müritz derzeit einen Wasserstand von 1,63 Meter. Das sind sieben Zentimeter mehr als zur gleichen Zeit im Vorjahr. Dadurch gibt es auch noch keine wesentlichen Einschränkungen für die Schifffahrt.

Bis auf einen ganz kleinen Abschnitt im Süden bei Buchholz, wo die „Eintauchtiefe“ von 1,40 auf 1 Meter gesenkt wurde, gibt es keine Einschränkungen für die Schifffahrt, wie ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Waren sagte. Große Sorgen macht man sich dagegen in Neustadt-Glewe (Ludwigslust-Parchim) um den Neustädter See, an dem täglich um die 1000 Menschen baden. „Wir werden jetzt die Leitern und Stege verlängern, weil das Wasser so weit zurückgegangen ist“, sagte Bürgermeisterin Doreen Radelow (SPD).

Etwa 70 Zentimeter, so schätzt die Bürgermeisterin fehlen dem See, der keinen natürlichen Zufluss hat und grundwassergespeist ist. Hier leidet der Neustädter See noch an den Folgen der trockenen Vorjahre. Auch die Tier- und Pflanzenwelt im Schilfgürtel sei davon betroffen.

Im Gegensatz zur Seenplatte, die nach Süden Richtung Berlin und zur Elbe entwässert, sieht es bei den meisten Flüssen und großen Seen, die nach Norden zur Ostsee entwässern, besser aus. Als Beispiele nannte Linke die Peene, die den Malchiner und den Kummerower See durchfließt, sowie den Tollensesee. Beiden profitierten vor allem von ihren großen Einzugsgebieten. Die Peene hat viel Wasser, weil durch das niedrige Gefälle zur Ostsee - nur einen Meter bis zur Mündung - wenig ab- und manchmal auch Ostseewasser zufließt. Der sehr tiefe Tollensesee profitiert noch vom Grundwasser.

„Wir müssen weiter alles tun, um das Wasser in der Region zu halten“, erklärte Linke. Gerade die Großseenplatte fungiere als eine Art Speicher für die südlich gelegenen Gebiete bis Berlin. „Das unterste Stauziel ist 1,45 Meter, das obere 2,20 Meter“, sagte Linke. Das obere Stauziel sei zuletzt im April 2018 erreicht gewesen, dann kamen zwei Dürrejahre. So werde seit 2018 nur noch die minimale Wassermenge von der Müritz über die Wehre nach Süden abgegeben. Das sind an drei Stellen etwa 60 000 Liter pro Stunde. „Wir schauen uns jeden Liter zweimal an, bevor wir ihn rauslassen“, verdeutlichte der Amtsleiter. Die Schleusungen für Sport- und Freizeitschiffe fielen dabei aber wegen der schieren Größe der Großseenplatte kaum in Gewicht.

An einem wirklich heißen Julitag mit mehr als 30 Grad sinke der Wasserpegel auf den großen Seen wie der Müritz um einen Zentimeter, das seien rund 1,8 Milliarden Liter, hat Linke errechnet. Dies sei im August nicht mehr so viel. Das habe mit dem Einfallwinkel der Sonne und ihrer geringeren Dauer zu tun. Dazu sind die Nächte wieder länger, kühl und manchmal gibt es schon wieder Morgentau.

„In den letzten 70 Jahre ist der Wasserstand der Müritz nur etwa zehnmal unter 1,62 Meter gesunken“, erläuterte Linke. Das war auch 2019 so, da lag der Pegel aller Großseen bei 1,48 Meter, 1989 beim „Rekordtief“ bei 1,28 Metern. Die Mecklenburger Oberseen bestehen aus der Müritz und acht weiteren Seen bis Plau. Sie sind mit 196 Quadratkilometern Wasserfläche knapp so groß wie ein Viertel von Berlin und damit eines der größten Süßwasserreservoirs in Europa. Alle Seen sind ohne Schleusen und Wehre miteinander verbunden und liegen etwa 61 Meter über dem Meeresspiegel. Sie sind vor allem aber auf Niederschläge angewiesen. Im April fiel nur 22 Prozent und im Mai 35 Prozent der Normalmenge.

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