Hamburg:Umweltbelastung: Nabu fordert Meeresschutzbehörde

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Hamburg (dpa) - Schiffslärm, Rußpartikel und Spuren von Textilfasern: Auf einem zehntägigen Segeltörn durch Ost- und Nordsee haben der Naturschutzbund (Nabu) und Wissenschaftler erhöhte Umweltbelastungen festgestellt. Im Wattenmeer nahe der Insel Scharhörn vor der Elbmündung habe der Hintergrundlärm bei 137 Dezibel gelegen. In 500 bis 1000 Meter Entfernung von einem Schiff sei der Wert unter Wasser auf 145 Dezibel gestiegen, erklärte am Freitag in Hamburg der Ingenieur Hendrik Schoof vom Institut für technische und angewandte Physik Oldenburg (ITAP).

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Hamburg (dpa) - Schiffslärm, Rußpartikel und Spuren von Textilfasern: Auf einem zehntägigen Segeltörn durch Ost- und Nordsee haben der Naturschutzbund (Nabu) und Wissenschaftler erhöhte Umweltbelastungen festgestellt. Im Wattenmeer nahe der Insel Scharhörn vor der Elbmündung habe der Hintergrundlärm bei 137 Dezibel gelegen. In 500 bis 1000 Meter Entfernung von einem Schiff sei der Wert unter Wasser auf 145 Dezibel gestiegen, erklärte am Freitag in Hamburg der Ingenieur Hendrik Schoof vom Institut für technische und angewandte Physik Oldenburg (ITAP).

Sechs Dezibel bedeuten etwa eine Verdoppelung der Lärmbelastung. In einem ruhigen Seegebiet werden nach Nabu-Angaben etwa 120 Dezibel gemessen. Die Werte sind mit Messungen in der Luft nicht vergleichbar. Tiere wichen dem Lärm meist aus, verlören dabei aber ihre Lebensräume, sagte der Meeresschutzexperte des Nabu, Kim Detloff.

Die Abfallexpertin Gilian Gerke von der Hochschule Magdeburg-Stendal entdeckte nach eigenen Angaben beim Filtern des Meereswassers mit Hilfe einer Membranpumpe Textilfasern. Zur genauen Art und Herkunft dieser Fasern konnte die Professorin noch nichts sagen. Die Proben müssten erst im Labor analysiert werden. Die Ergebnisse früherer Messungen seien nur schwer miteinander vergleichbar, weil die Messmethoden zu unterschiedlich sei.

Die kleinen Kunststoffpartikel seien bereits allgegenwärtig in verschiedenen Meereslebewesen, sagte Detloff. Die Folgen für die Tiere seien Entzündungen, ein vermindertes Wachstum und ein Rückgang der Populationen. Zudem seien die Mikropartikel „kleine Giftbomben“. „An der Oberfläche von Mikroplastik lagern sich gern Umweltgifte ab, die wir heute längst verboten haben.“ Als Beispiel nannte Detloff das Insektizid DDT oder organische Chlorverbindungen (PCB). Er äußerte die Vermutung, dass die Textilfasern unter anderem aus Waschmaschinen stammten und über die Klärwerke in die Meere gelangten.

Luftmessungen des Nabu auf der Fahrt von Warnemünde über Kiel und Husum nach Hamburg zeigten in Meeresgebieten abseits der Schifffahrtsrouten 800 bis 1200 Rußpartikel pro Quadratzentimeter, unmittelbar hinter Schiffen jedoch teilweise mehr als 200 000, sagte Detloff. Ein einziges Kreuzfahrtschiff stoße ähnlich viel Stickoxid aus wie fünf Millionen Autos, erklärte Nabu-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Er forderte zum Schutz von Nord- und Ostsee eine neue Behörde: „Wir brauchen eine dem Bundesumweltministerium nachgeordnete Meeresschutzbehörde, welche die auf Nutzungsinteressen ausgerichtete maritime Koordinationsstelle ersetzt.“

Wie schwierig der Meeresschutz in der Praxis sein kann, zeigte die Segeltour des Nabu ebenfalls. Das Traditionsschiff „Ryvar“ sei zwar die meiste Zeit unter Segeln gefahren, habe aber auch den Schiffsdiesel ohne Rußpartikelfilter genutzt, sagte der Leiter für Umweltpolitik beim Nabu Hamburg, Malte Siegert. Zudem trugen die Umweltschützer und Wissenschaftler an Bord nach Angaben von Detloff Jacken aus sehr langlebigem Material, das sich auch als Faserrest im Meer finde.

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