Umwelt - Hamburg:Tschentscher: "FFF-Bewegung ist Rückenwind für meinen Kurs"

Deutschland
Peter Tschentscher (2.v.l., SPD), Erster Bürgermeister von Hamburg, sowie Aktivisten von Fridays for Future stehen vor dem Schriftzug "WIR ALLE FÜR 1,5 GRAD" in der Mönckebergstraße. Foto: Georg Wendt/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Hamburg (dpa/lno) - Trotz anhaltender Proteste der Umweltbewegung Fridays for Future gegen die Klimapolitik des rot-grünen Senats sieht sich Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher in seiner Arbeit bestätigt. "Die Fridays for Future-Bewegung ist Rückenwind für meinen Kurs", sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Deren junge Leute hätten große Erwartungen an die Politik und den Klimaschutz. Gleichzeitig seien sie aber oft überrascht zu erfahren, welche Vorarbeit schon geleistet worden sei.

Das Thema Klimaschutz sei der SPD nicht erst eingefallen, seitdem junge Leute dafür auf die Straße gehen, betonte der Bürgermeister. 2011 - damals hatte die SPD in Hamburg die Regierung übernommen - habe sie die Mobilitätswende eingeleitet "mit einer systematischen Förderung des Radverkehrs, einem konsequenten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs mit Bus und Bahn und dem Aufbau einer öffentlichen Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge".

Der Fridays for Future-Bewegung geht das jedoch viel zu langsam. Neben einer Befreiung der Innenstadt vom motorisierten Individualverkehr und der Abfertigung von nur noch klimaneutralen Schiffen im Hafen ab 2035 verlangt sie unter anderem die energetische Sanierung des gesamten Gebäudebestands ebenfalls bis 2035.

Auch der Klimaforscher und Mitautor des jüngsten Weltklimarat-Berichts zur Erderwärmung (IPCC), Jochem Marotzke, hat eine umgehende Reduzierung des CO2-Ausstoßes gefordert. Um bis 2050 in die Nähe von netto null zu kommen und damit das Pariser Klimaziel von einer Erderwärmung von maximal 1,5 Grad zu erreichen, müsste der Kohlendioxidausstoß jedes Jahr um etwa fünf Prozent sinken, sagte der Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie Hamburg am Mittwoch. "Das ist eine Herkulesaufgabe für die ganze Menschheit."

"Wenn wir Temperatur stabilisieren wollen, müssen die Emissionen netto null erreichen. Das ist Physik, das ist keine Politik", sagte der Professor. Netto null bedeute, dass der Mensch die CO2-Konzentration nicht weiter hochtreiben dürfe. Tue er es an einer Stelle doch, müsse er der Atmosphäre an anderer Stelle die gleiche Menge CO2 wieder entziehen. "Es ist eindeutig, dass der Mensch für den beobachteten Klimawandel verantwortlich ist." Die Veränderungen der vergangenen 100 bis 150 Jahre seien beispiellos. "So etwas haben wir seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden nicht gesehen."

Bürgermeister Tschentscher räumte ein: "Im Gebäudesektor müssen wir durch Förderprogramme schneller vorankommen, bei der energetischen Sanierung, CO2-armer Heiztechnik, der Schaffung von E-Ladepunkten und der Installation von Solardächern." Klar sei: "Wir haben feste CO2-Reduktionsziele, die wir erreichen müssen." Dabei dürfe es keine Blockaden geben. Gleichzeitig müsse auf die Kosten geachtet werden, damit das Wohnen bezahlbar bleibe. "Wenn Maßnahmen aber technisch machbar und wirtschaftlich sind, braucht es auch verbindliche Vorgaben, sie umzusetzen."

© dpa-infocom, dpa:210811-99-799473/3

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