Umwelt:Gepanschter Honig: Imker bitten Bundesminister um Hilfe

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Eine Biene geht in einem Bienenstock über die mit Honig gefüllten Waben. (Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Fast die Hälfte des importierten Honigs steht unter Verdacht, mit Zucker und Sirup gestreckt worden zu sein. Das ermöglicht Dumping-Preise, mit denen die heimischen Imker nicht mithalten können. Sie fordern nun Unterstützung aus Berlin.

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Neustadt (dpa/lrs) - Die Imker aus Rheinland-Pfalz bitten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) um Unterstützung bei ihrem Kampf gegen gepanschten Honig. In einem „offenen Brief zur Notlage der Imkerei“ appellieren die vier Imkerverbände des Landes an ihn, eine EU-Initiative zur Neufassung der Honigrichtlinie zu unterstützen und sich für eine faire und nachhaltige Honigproduktion einzusetzen.

Diese sieht vor, dass die Herkunftsländer von importierten Mischhonigen zukünftig auf den Etiketten angegeben werden müssen. „Dies würde zu mehr Transparenz und Vertrauen bei den Verbrauchern führen und ihnen eine bewusste Wahl ermöglichen“, heißt es in dem Brief. Nach Aussagen des Landesvorsitzenden Thomas Hock gibt es aktuell rund 7000 Imkerinnen und Imker in Rheinland-Pfalz.

Neben den grundlegenden Problemen mit der immer weiter abnehmenden Bienengesundheit, den verarmten Kulturlandschaften, Umwelteinwirkungen und Pestiziden belaste sie „die existenzielle Sorge über die zunehmende Verbreitung von gefälschtem Honig, der den EU-Markt überschwemmt und die Preise ins Bodenlose drückt.“

Nach dem neuesten Bericht der EU-Kommission stünden 46 Prozent des importierten Honigs unter Fälschungsverdacht. Das heißt, sie enthalten andere Zuckerarten und sind mit Sirup gestreckt. Im Vergleich zu früheren Untersuchungen sei diese Quote nun beängstigend hoch, schreiben die Imker.

Bisher hätten sie all die Probleme, Sorgen und Nöte durch ihre Leidenschaft für die Bienen und die Natur aufwiegen können. Doch mit Honigverfälschungen in diesem Ausmaß drohe das Gleichgewicht zu kippen. Viele Imker sähen sich gezwungen, ihre Tätigkeit wegen Dumpingpreisen einzustellen oder zu reduzieren, so die Verbandsvorsitzenden.

Laut Schreiben befinde sich der Änderungsentwurf für die Honigrichtlinie derzeit im Abstimmungsprozess zwischen den Nationalen und den EU-Behörden, somit auch mit dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Allerdings erreichten die Imker nach Angaben der Vereinsvertreter nun Nachrichten, dass die Bedürfnisse und Wünsche der Imkerei „durch die massive Lobbyarbeit der Honigimport- und Lebensmittelindustrie bekämpft und deutlich verwässert wurden“.

Im Imkereisektor in Deutschland arbeiteten und wirkten 140.000 Menschen ehrenamtlich. Diese hätten jedoch nicht die Mittel und Ressourcen wie in den durchfinanzierten, professionellen Strukturen der Honigabfüllindustrie. Daher bitte man den Bundeslandwirtschaftsminister, „die Interessen der kleinen Imkernden gegenüber der mächtigen Lobby zu vertreten“.

© dpa-infocom, dpa:231012-99-534145/2

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