Technik:Die Power-Röhre: Der neue Mac Pro im Test

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Berlin (dpa/tmn) - Langweilig beige sind die Computer von Apple schon seit vielen Jahren nicht mehr. Der neue Mac Pro setzt aber nicht nur beim Gehäuse-Design Zeichen. Er könnte so für andere Hersteller zum Vorbild werden.

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Berlin (dpa/tmn) - Langweilig beige sind die Computer von Apple schon seit vielen Jahren nicht mehr. Der neue Mac Pro setzt aber nicht nur beim Gehäuse-Design Zeichen. Er könnte so für andere Hersteller zum Vorbild werden.

Stärker könnte der Kontrast nicht ausfallen: Der Vorgänger steckte in einem Aluminium-Turm - den neuen Mac Pro haben Apple-Designchef Jony Ive und sein Team in einem schwarzen Metall-Zylinder untergebracht. Er ist nur noch gut 25 Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von knapp 17 Zentimetern, bringt aber fünf Kilogramm auf die Waage. Im März dürfte er erstmals in nennenswerten Stückzahlen verfügbar sein.

In der Röhre stecken nicht nur Hauptplatine und zwei Grafikkarten, sondern auch das Netzteil, das andere Hersteller gerne als klobigen Kasten nach außen verlagern. Ähnlich wie beim ersten iMac 1998 vollzieht Apple mit dem neuen Mac Pro aber auch einen spektakulären Verzicht. Damals warf Apple-Mitbegründer Steve Jobs das Diskettenlaufwerk raus, das bis zu diesem Zeitpunkt quasi in jedem Personal Computer zu finden war.

Beim aktuellen Mac Pro rotieren nun keine Festplatten mehr, auch weil sie in dem ultra-kompakten Gehäuse keinen Platz mehr gefunden hätten. Stattdessen werden Hochgeschwindigkeits-Flashspeicher verwendet, die rund doppelt so schnell sind wie bisherige SSD-Speicher und bis zu 10 Mal schneller als gewöhnliche SATA-Festplatten mit 7200 Umdrehungen pro Minute (U/Min).

An die maximalen Speichergrößen konventioneller Festplatten von mehreren Terabyte kommen die internen Flashspeicher von Apple allerdings nicht heran. In der kleinsten Variante des Mac Pro stecken nur 256 Gigabyte Flashspeicher, nicht viel im Vergleich zu üblichen Festplatten-Größen. Der Ausbau der SSD auf maximal 1 Terabyte kostet 800 Euro Aufschlag.

Größere Festplatten, RAID-Systeme, Netzwerk-Laufwerke (NAS) oder große Speichernetze (SAN) können extern über die schnellen Schnittstellen Thunderbolt 2, USB 3.0 oder Gigabit-Ethernet angeschlossen werden. Dreht man den Rechner für den Anschluss der Kabel um, leuchten die Symbole der Buchsen einige Sekunden lang, damit die Anschlüsse auch im Dunkeln leicht gefunden werden.

Die polierte Zylinderhülle kann abgezogen werden, um einen Blick auf die Innenkonstruktion zu gewähren. Auf der Hauptplatine steckt ein Intel Xeon E5 der neuen Generation, der mit vier, sechs, acht oder zwölf Kernen auf einem Chip geordert werden kann. Benchmark-Tests zeigen, dass der neue Mac Pro bei der Fließkommaleistung bis zu zweimal schneller ist als der bisherige Mac Pro.

Doch bei der Rechenleistung der schwarzen Power-Röhre spielt nicht nur der Hauptprozessor (CPU) eine Rolle, sondern auch die beiden Grafikkarten (GPU). Eine der beiden GPUs (AMD FirePro) kümmert sich vor allem um die Videoausgabe: Bis zu drei hochauflösende 4K-Displays oder sechs Full-HD-Bildschirme können gleichzeitig angeschlossen werden. Die zweite Grafikkarte hilft bei Berechnungen.

Diese Power wirkt sich vor allem bei der Foto- und Videobearbeitung aus. Programme wie Final Cut Pro X, Photoshop, und Handbrake laufen so schnell wie auf keinem Mac zuvor. Man kann Videos in ultra-hoher 4K-Auflösung bearbeiten, ohne dass ein Ruckeln bemerkbar wäre.

Bei so viel Rechenleistung entsteht mächtig Wärme. Beim alten Mac Pro waren noch acht Lüfter an Bord. Beim neuen Mac Pro setzt Apple auf einen Kamineffekt. Prozessor und Grafikkarten wurden um ein Stück Aluminium platziert, das die Wärme ableitet und um den Kern verteilt. Am oberen Ende des Zylinders dreht ein einziger großer Lüfter so ruhig seine Runden, dass er im Testbetrieb kaum zu hören war.

Für Videoenthusiasten aber auch Wissenschaftler, die aufwendige mathematische Berechnungen zu erledigen haben, dürfte Apple mit dem Mac Pro eine Traummaschine im Programm haben. Trotz der Preisspanne zwischen 3000 und 10 000 Euro ist das Gerät vom Konzept her aber auch für Anwender interessant, die solche Summen nicht ausgeben wollen. Ähnlich wie beim ersten iMac 1998 könnte Apple einen Trend vorgeben, der mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auch in der Windows-PC-Welt aufgegriffen wird.

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