Neuseeland:50 Millionen Jahre, um sich vom Menschen zu erholen

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Kakapos leben auf dem Waldboden, legen dort ihre Eier und haben kaum Verteidigungsstrategien. (Foto: dpa)
  • Die Vogelwelt in Neuseeland bräuchte laut einer Studie etwa 50 Millionen Jahre, um sich vom Einfluss des Menschen zu erholen.
  • Seit der Ankunft von Menschen auf den beiden Inseln sind mehr als 70 Vogelarten ausgestorben.
  • Die Forscher haben berechnet, wie lange es dauern würde, bis die Evolution die gleiche Anzahl Spezies erneut hervorbringen würde.

Seit Menschen in Neuseeland leben, haben sie die Vogelwelt dort so stark dezimiert, dass die Regeneration etwa 50 Millionen Jahre dauern würde. Bis die Evolution wieder eine so artenreiche Vogelwelt wie einst entwickeln könnte, würde es somit bei Weitem länger dauern als der Mensch bisher auf der Erde existiert, berichtet ein internationales Forscherteam im Fachblatt Current Biology.

Nach der Ankunft in Neuseeland vor etwa 700 Jahren verursachten der Mensch und die Tiere, die er mitbrachte, eine verheerende Aussterbewelle in der Vogelwelt. Polynesische Siedler machten beispielsweise Jagd auf Moas, riesige flugunfähige Laufvögel, die mit neun Arten auf den beiden Inseln vertreten waren und vermutlich keinerlei Chance gegen die Jäger hatten. Eine zweite Aussterbewelle setzte nach der Ankunft britischer Siedler im späten 18. Jahrhundert ein. Im 19. Jahrhundert verschwanden etwa die Schwarzbrustwachtel oder die Nordinsel-Schnepfe. Insgesamt sind mehr als 70 Vogelarten nach der Ankunft des Menschen ausgestorben.

Flugunfähig, groß, eher naiv im Verhalten - mit solchen Eigenschaften waren viele der dortigen Vögel vergleichsweise leichte Opfer, schreiben die Forscher. Neben eingeschleppten Tierarten hätten Jagd und veränderte Landnutzung ihnen zugesetzt.

Die Forscher analysierten genetische und fossile Daten ausgestorbener und lebender Vögel in Neuseeland. Dann ermittelten sie per Computersimulation, wie lange es dauern würde, bis die Inseln die verlorene Vielfalt per Evolution wieder erlangen würden. "Wenn Arten, die derzeit als potenziell gefährdet eingestuft werden ebenfalls aussterben würden, wären nochmals 10 Millionen Jahre erforderlich", so das Naturkundemuseum Berlin, wo Mitautor Luis Valente forscht.

Noch immer sind viele Arten vom Aussterben bedroht

"Die heutigen Entscheidungen im Naturschutz werden auf Millionen Jahre Auswirkungen haben", erklärt Valente in einer Mitteilung des Museums. Oft werde angenommen, dass die Natur sich schnell erhole, wenn man sie in Ruhe lasse, aber in Wahrheit werde dies Millionen Jahre dauern. "Und vielleicht wird sie sich nie wirklich erholen."

Neuseeland ist aufgrund seiner Insellage, in der sich Pflanzen und Tiere lange Zeit ungestört vom Rest der Welt entwickeln konnten, Heimat außergewöhnlicher Vögel. Dazu zählt auch das Wappentier, der flugunfähige, nachtaktive Kiwi.

Trotz der heutigen Anstrengungen beim Vogelschutz gelten laut der Studie 30 Prozent der noch vorhandenen Arten als vom Aussterben bedroht. Darunter ist zum Beispiel der große Nachtpapagei Kakapo. Der Vogel wäre vor wenigen Jahren fast ausgestorben, weil ihn Ratten, Marder, Frettchen, Katzen und andere vom Menschen eingeschleppte Tiere bedrohten. Nun gibt es Hilfen zur Arterhaltung für ihn. Kakapos leben auf dem Waldboden, legen dort ihre Eier und haben keinerlei Verteidigungsstrategien.

© SZ.de/dpa/cvei - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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