Tiere:Aufnahmen von seltenen Tigern in Malaysia gelungen

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Er hat überlebt: einer von geschätzt nur noch 150 Malaysia-Tigern. (Foto: Emmanuel Rondeau; Emmanuel Rondeau /WWF-US/Emmanuel Rondeau)

Es brauchte viel Geduld, um den extrem seltenen Malaysia-Tiger abzulichten. Langweilig wurde es trotzdem nicht: Viele andere Tiere verkürzten dem Naturfotografen Emmanuel Rondeau und einem Team der Naturschutzorganisation WWF die Wartezeit.

Von Tina Baier

Der Malaysia-Tiger ist eines der seltensten Säugetiere der Welt. Schätzungen zufolge leben nur noch etwa 150 Exemplare in den Wäldern der Malaiischen Halbinsel. Wie viele es genau sind, ist nicht genau bekannt, denn es ist extrem schwierig, die großen Raubkatzen zu Gesicht zu bekommen. Dass dem Naturfotografen Emmanuel Rondeau gemeinsam mit einem Team der Naturschutzorganisation WWF jetzt trotzdem Aufnahmen eines der letzten Exemplare in seinem natürlichen Lebensraum gelungen sind, beweist zumindest, dass es die Tiere noch gibt. "Es gibt uns Hoffnung, dass die Bemühungen zum Schutz der Tiger nicht umsonst sind", sagt Markus Radday, Tigerexperte beim WWF in einer Presseerklärung.

Man kann nicht sagen, dass es leicht war, die Aufnahmen zu machen. Allein die Vorbereitungen für das Projekt dauerten mehrere Monate: Unter anderem mussten geeignete Standorte für die Fotofallen gefunden werden, die Rondeau mithilfe eines lokalen Unterstützerteams im Norden der Halbinsel aufstellte.

Ein Mitarbeiter des WWF installiert eine Fotofalle. (Foto: Emmanuel Rondeau; Emmanuel Rondeau /WWF-US/Emmanuel Rondeau)

Bis der Schnappschuss des Tigers gelang, der überrascht und etwas verwirrt direkt in die Kamera schaut, musste Rondeau viel Geduld aufbringen. Die Zeit konnte sich das Team, das die Kameras regelmäßig kontrollierte und wartete, derweil mit anderen interessanten Tieren vertreiben, die nacheinander in eine der Fotofallen tappten: darunter ein eifriger Schabrackentapir bei Nacht.

Schabrackentapire sind zwar nicht ganz so selten wie Malaysia-Tiger, gelten aber als stark gefährdet. (Foto: Emmanuel Rondeau; Emmanuel Rondeau /WWF-US/Emmanuel Rondeau)

Die bis zu 540 Kilogramm schweren Vegetarier stehen ebenfalls auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN und sind dort als stark gefährdet eingestuft. Der Schabrackentapir ist durch die schwarz-weiße Musterung seines Fells gut getarnt. Seine Feinde, zu denen wahrscheinlich auch der Tiger gehört, können nachts die schwarzen Anteile des Fells kaum sehen und erkennen den Tapir deshalb nicht als Beute.

Vor die Kamera gelaufen ist auch ein Nebelparder, der konzentriert über einen Baumstamm balanciert und gar nicht bemerkt, dass er dabei gefilmt wird.

Nebelparder können nicht nur gut balancieren, sondern sich auch mit dem Kopf nach unten an Äste hängen. (Foto: Emmanuel Rondeau; Emmanuel Rondeau /WWF-US/Emmanuel Rondeau)

Für einen Nebelparder ist dieser Balanceakt aber noch gar nichts. Aus Beobachtungen in Zoos ist bekannt, dass die Tiere Baumstämme mit dem Kopf voran hinunterlaufen können. Gelegentlich lassen sie sich auch nur mit den Hinterpfoten festgekrallt von Ästen herunterhängen. Darüber, wie die scheuen Tiere in freier Wildbahn leben, ist nur wenig bekannt. Was man weiß ist, dass sie sowohl tags als auch nachts unterwegs sind.

Irgendwann tapste auch ein Malaienbär in eine von Rondeaus Fotofallen.

Malaienbären verändern ihren Gesichtsausdruck, wenn ein anderer Bär sie anschaut. (Foto: Emmanuel Rondeau; Emmanuel Rondeau /WWF-US/Emmanuel Rondeau)

Das Tier mit der charakteristischen hellen Schnauze wird auch Sonnenbär genannt - vermutlich weil die bis zu 1,40 Meter großen Bären gerne in der Sonne baden. Malaienbären bauen sich Nester in den Bäumen, in denen sie tagsüber schlafen. Wie Primaten und Hunde verändern Malaienbären ihren Gesichtsausdruck, wenn ein anderer Sonnenbär sie anschaut.

Dann kam irgendwann das Tier, auf das alle gewartet hatten: der Malaysia-Tiger. Rein äußerlich ist er kaum vom Indochinesischen Tiger zu unterscheiden. Eine Analyse des Erbguts im Jahr 2004 hat aber eindeutig gezeigt, dass die Malaysia-Tiger eine eigene Unterart sind. Die Raubkatzen sind durch ein ganzes Bündel von Ursachen bedroht: Unter anderem werden die Wälder, in denen sie leben, abgeholzt, um Platz für Palmölplantagen zu schaffen. Außerdem stellen Wilderer den Raubkatzen mit Schlingen nach. In dem Gebiet, in dem Rondeau zusammen mit dem WWF die Aufnahmen gelangen, sind seit einigen Jahren Wildschützer unterwegs, um wenigstens die Wilderei zu unterbinden. Offenbar mit Erfolg - die Fotos lassen das zumindest hoffen.

Erst seit dem Jahr 2004 ist bekannt, dass der Malaysia-Tiger eine eigene Unterart ist. (Foto: Emmanuel Rondeau; Emmanuel Rondeau /WWF-US/Emmanuel Rondeau)
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