Als Nelson Mandela zur Förderung des Friedens und der Menschenrechte auf der ganzen Welt im Jahr 2007 die Gruppe "The Elders" ins Leben rief, einen Zusammenschluss ehemaliger Staatsmänner (und -frauen), Vertretern von Nichtregierungsorganisationen und Intellektuellen, da forderte er uns dazu auf, mutig zu sein und jenen Menschen Gehör zu verschaffen, deren Stimmen sonst ungehört blieben.
Nichts verlangt diese Einmischung mehr als unser kollektives Versagen, den Klimawandel aufzuhalten.
Der Klimawandel ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Er bedroht schon heute das Wohlergehen von Hunderten Millionen Menschen, und in Zukunft werden es weitere Milliarden Menschen sein. Seine Folgen untergraben das Menschenrecht auf Nahrung, Wasser, Gesundheit und Schutz - allesamt Dinge, für die wir unser ganzes Leben lang gekämpft haben.
Diejenigen ohne Stimme tragen das größte Risiko
Kein Mensch und kein Land wird den Folgen des Klimawandels entkommen können. Es sind jedoch gerade jene, die keine Stimme haben - weil sie schon heute an den Rand der Gesellschaft gedrängt oder noch nicht geboren wurden - die sich mit dem größten Risiko konfrontiert sehen. Deshalb haben wir die dringende moralische Verpflichtung, in ihrem Namen zu sprechen.
Angesichts der überwältigenden Beweislast ist es schwer zu begreifen, warum die gemeinsamen Maßnahmen, um den Treibhausgas-Ausstoß zu senken, nach wie vor so schleppend vorankommen. Der jüngste Bericht des Weltklimarats legt klar und deutlich dar, dass die Erwärmung des Klimas "eindeutig" ist und dass menschliches Handeln höchstwahrscheinlich deren wichtigste Ursache ist.
In den vergangenen Monaten haben wir außerdem eine Zunahme genau jener extremen Wetterereignisse beobachten können, die den Experten zufolge zu den unvermeidlichen Auswirkungen des Klimawandels zählen - von Taifunen auf den Philippinen über Polarwirbel über Nordamerika bis hin zu weitläufigen Überschwemmungen in Europa. Bereits jetzt sind die damit verbundenen Kosten enorm, weshalb sich die Weltbank, der Internationale Währungsfonds und die Internationale Energieagentur der wissenschaftlichen Gemeinde angeschlossen haben und ebenfalls vor den Risiken warnen, die auf uns zukommen. Es sind nicht mehr nur die Umweltschützer, die die Alarmglocken läuten.
Die Arktis erwärmt sich so schnell, dass Eisbrecher oft freie Fahrt haben.
(Foto: Tass Lev Fedoseyev/dpa)Die Frist läuft ab
Und jedes Jahr, in dem wir es nicht schaffen, etwas zu tun, bringt uns näher an jenen kritischen Punkt heran, ab dem die Klimaveränderung nach Ansicht der Forscher unumkehrbar sein könnte. Wir haben uns auf ein schreckliches Wagnis eingelassen, bei dem die Zukunft des Lebens auf unseres Planeten auf dem Spiel steht.
Wir wissen, was nötig ist, um diese Katastrophe zu verhindern. Der globale Temperaturanstieg muss auf weniger als zwei Grad Celsius über den vorindustriellen Werten beschränkt werden. Das bedeutet eine Abkehr von fossilen Brennstoffen und eine Beschleunigung bei der Verbreitung erschwinglicher erneuerbarer Energien, beispielsweise durch einen international festgelegten Preis für Kohlendioxid-Zertifikate. Als nächstes muss der Zeitplan eingehalten werden, dem zufolge im kommenden Jahr eine neue, tragfähige, universelle und rechtlich bindende Vereinbarung zum Klimawandel geschlossen wird, mit der sich sämtliche Länder dazu verpflichten, ihre Treibhausgas-Emissionen schrittweise zu verringern.