Laut dem Entwurf eines noch unveröffentlichten Berichts des Weltklimarats IPCC haben sich die Landflächen der Erde seit dem Ende des 19. Jahrhunderts um rund 1,5 Grad Celsius erwärmt. Das ist mehr als der globale Durchschnitt von etwa einem Grad Celsius, da sich die Meere langsamer aufheizen als Landflächen. Aus dem IPCC-Papier geht hervor, dass die Folgen deutlich spürbar sind. So sind Hitzewellen in den meisten Regionen häufiger und heißer geworden. Auch Starkregenfälle scheinen weltweit betrachtet öfter und heftiger vorzukommen.
Über den Entwurf der "Summary for Policymakers", der Zusammenfassung des ausführlichen IPCC-Berichts, hatten indische Medien bereits Mitte Juli berichtet, er liegt der SZ vor. Es handelt sich um eine vorläufige Fassung von Ende April, die noch zur Prüfung bei den Regierungen der Welt liegt. Kommende Woche sollen sich die Delegierten in Genf auf eine Endfassung einigen, am 8. August soll sie veröffentlicht werden. Rund 60 Wissenschaftler aus aller Welt sind an dem Bericht beteiligt.
Erderwärmung:Was bedeutet dieser Sommer?
Die Temperaturrekorde lassen scheinbar nur einen Schluss zu: Sie sind Folge des Klimawandels und die Maximalwerte von heute werden morgen schon normal ein. Doch was sagt die Wissenschaft?
Der IPCC-Spezialbericht "Klimawandel und Land" befasst sich mit den Wechselwirkungen von Klimawandel, Klimaschutz und dem Leben von Menschen, das schließlich auch großteils zu Land stattfindet. 72 Prozent der eisfreien Landfläche der Erde, schreiben die Autoren, werden derzeit vom Menschen genutzt, dazu gehören auch zwei Drittel der globalen Waldfläche. Allerdings ist diese Nutzung nicht immer ideal. So stammen derzeit 22 Prozent der menschlichen Treibhausgasemissionen aus der Landnutzung, vor allem aus Waldrodungen und - in Form von Methan und Stickoxiden - aus der Landwirtschaft. Damit sind Landwirtschaft und Waldzerstörung starke Treiber des Klimawandels.
Zugleich aber verstärken sich viele Folgen von Klimawandel und Landausbeutung gegenseitig. So schätzen die IPCC-Autoren, dass etwa ein Viertel der eisfreien Landfläche von Bodendegradation betroffen sind, rund eine halbe Milliarde Menschen lebt in Regionen, in denen die Wüstenbildung voranschreitet. Beides ist vor allem eine Folge nicht-nachhaltiger Nutzung; durch konventionelles Pflügen geht laut dem Berichtsentwurf hundert- bis tausendmal mehr Boden verloren, als neu gebildet wird. Aber auch der Klimawandel beschleunigt mit häufigeren Dürren und einzelnen, heftigen Regenfällen Erosion und Wüstenbildung.
In einigen Weltregionen steigen die Ernteerträge, in anderen gehen sie zurück
Klimazonen verschieben sich nach Norden oder in höhere Regionen, während in den Tropen künftig ein neues Heißklima entstehen dürfte. Insgesamt ist die Erde in den vergangenen Jahrzehnten laut dem Entwurf etwas grüner geworden, unter anderem, weil CO₂ wie ein Dünger auf den Fotosynthese-Prozess wirkt und weil sich die Vegetationsperiode in den gemäßigten Breiten verlängert hat. Dort seien auch die Erträge etwa von Mais, Baumwolle und Weizen gestiegen, während sie rund um den Äquator zurückgegangen sind.
Wie sich die Erwärmung insgesamt auswirkt, hängt auch von der sozioökonomischen Entwicklung ab. Im optimistischsten Szenario wächst die Bevölkerung kaum noch, die Landnutzung wird geregelt, das Einkommen steigt, es wird weltweit gehandelt und Technologien zur Anpassung verbreiten sich schnell. Im pessimistischsten Fall wächst die Weltbevölkerung bis 2100 auf 13 Milliarden Menschen, die Armut wächst, Technik bleibt ein Privileg der Reichen und Handelsbarrieren weiten sich aus. Im ersten Fall wären die Risiken durch Wüstenbildung und Nahrungsmittelknappheit bei bis zu zwei Grad Erwärmung noch überschaubar. Im zweiten würden sie schon bei 1,5 Grad Erwärmung sprunghaft ansteigen.