Jena (dpa/th) - Eine Mehrheit der Thüringer Mittelständler ist skeptisch, dass es zu einer schnellen konjunkturellen Erholung kommt. In einer Befragung des Jenaer Zentrums für Digitale Transformation (ZeTT) unter rund 400 Unternehmen erwies sich nur etwa jeder fünfte Geschäftsführer als Optimist: 22 Prozent erwarten eine Verbesserung der Geschäftslage nach der Corona-Krise bis September. 40 Prozent der Befragten befürchten in den kommenden Wochen eine Verschlechterung, 38 Prozent eine unveränderte Situation. Das geht aus den am Dienstag in Jena von dem Zentrum veröffentlichten Ergebnissen hervor.
Trotzdem würden die Firmen auf Arbeitsplatzerhalt setzen. „Die Mehrzahl der Unternehmen will Mitarbeiter halten, selbst bei Verschlechterung der Geschäftslage“, heißt es in der Bewertung der Jenaer Wissenschaftler zu den Umfrageergebnissen. 74 Prozent der Befragten hatten im Mai genauso viele Beschäftigte wie vor einem Jahr, 18 Prozent weniger und 8 mehr. Vor allem die Insolvenzgefahr bei geringen Umsätzen könnte jedoch zu einer Verschärfung der Lage auf dem Arbeitsmarkt führen, so die Wissenschaftler.
Skeptisch sind vor allem Mittelständler in der Industrie, von denen jeder zweite eine verschlechterte Geschäftslage befürchtet. Im Handwerk sind nach der Umfrage dagegen nur 19 Prozent der Firmenchefs Pessimisten, in der IT-Branche, die vom Trend zur Digitalisierung auch in der Wirtschaft profitiert, sogar nur 16 Prozent.
Folgerichtig ist der Anteil der Manager, der über neue Geschäftsfelder, Dienstleistungen und Produkte nachdenkt, mit 47 Prozent in der Industrie am höchsten. Außer in der Industrie rechnen die Geschäftsführer und Firmeninhaber der beiden anderen Bereiche zumindest mit gleichbleibenden Investitionen. Schwerpunkt seien digitale Lösungen. Keine Existenzsorgen machen sich 83 Prozent der befragten Handwerker, 69 Prozent der Dienstleister, aber nur 56 Prozent der Industrie-Manager. „Eine echte Entspannung lässt sich aus den Daten nicht ablesen“, urteilte das ZeTT.
Die Wissenschaftler, die mit ihren Befragungen Informationen über Trends sowie den Beratungsbedarf der Wirtschaft gewinnen wollen, sprachen von sich abzeichnenden „sozialen und ökonomischen Verwerfungen“. Notwendig sei nicht nur staatliche Krisenhilfe, sondern auch eine Unterstützung von Innovationen mit Blick auf die Digitalisierung. Ein „Weiter so“ verbiete sich. „Nicht auszuschließen ist, dass angesichts des Krisenverlaufs weitere staatliche Interventionen notwendig werden“, heißt es in ihrem Diskussionspapier.