Artenschutz:Ein paar Beete reichen nicht

Marienkäfer

Pläne zum Schutz von Insekten haben Wissenschaftler kürzlich vorgelegt. Das Problem ist deren Umsetzung.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Um das Insektensterben zu stoppen, müssen nicht nur die Bauern umdenken. Wir alle sind gefordert - und zwar schnell.

Kommentar von Tina Baier

Die Stellschrauben, an denen gedreht werden muss, um das Insektensterben zu stoppen, sind identifiziert. Gleich mehrere Gruppen von Wissenschaftlern haben in den vergangenen Wochen unter anderem den Einsatz von Pestiziden, die Überdüngung der Felder und den Mangel an nicht bewirtschafteten Flächen in Deutschland als Ursachen benannt.

Die gute Nachricht ist, dass sich Wissenschaft und Politik ausnahmsweise einmal einig sind: Die Analysen der Forscher decken sich im Großen und Ganzen mit dem "Aktionsplan Insektenschutz", den das Bundesumweltministerium im Sommer beschlossen hat.

Doch wie lässt sich das alles in die Praxis umsetzen? Es reicht jedenfalls nicht, mit dem Finger auf die Landwirte zu zeigen und nach mehr "Bio" zu schreien. Jeder muss sich klarmachen, dass etwa der Verzicht auf Pestizide schon bedeutet, auch mal einen Wurm im Apfel auszuhalten. Und dass es irgendwie nicht zusammenpasst, sich heute über das Insektensterben aufzuregen und morgen die chemische Keule auszupacken, wenn es wie im vergangenen Sommer einmal mehr Wespen gibt als sonst.

Klar ist, dass jetzt schnell etwas passieren muss. Fatal wäre es aber zu glauben, dass sich das Problem mit ein paar Blühstreifen hier und ein paar Brachflächen da lösen ließe. Das ist verführerisch, denn tatsächlich tummeln sich auf solchen Flächen innerhalb kürzester Zeit wieder mehr Bienen, Käfer und Schmetterlinge.

Das Insektensterben bedroht die Menschheit genauso wie der Klimawandel

Das bedeutet aber nicht automatisch, dass es insgesamt wieder mehr Insekten gibt. Die Tiere werden nämlich von solchen Orten aus der ganzen Umgebung angezogen und sammeln sich dort. Doch sie sind auch genauso schnell wieder weg, wenn die Aufregung abflaut und die Flächen wieder intensiv bewirtschaftet werden.

Das Insektensterben ist genauso wichtig und existenzbedrohend wie der Klimawandel und muss deshalb auch langfristig angegangen werden. Dazu gehört es, das Problem genauer zu erforschen. Derzeit sieht es allerdings so aus, als ob das Umweltministerium zwar bereit ist, eine insektenfreundlichere Landwirtschaft zu fördern. Das Forschungsministerium ist aber deutlich zurückhaltender, wenn es um die Förderung wissenschaftlicher Projekte zum Thema geht.

Das wäre jedoch dringend nötig - auch wenn es nicht so schnell vorzeigbare Erfolge geben wird. Wie der Klimawandel unterliegt auch die Zahl der Insekten großen natürlichen Schwankungen. Was wirklich los ist - ob sich die Tiere erholen oder weiter schwinden -, lässt sich deshalb erst erkennen, wenn man die Entwicklung über einen längeren Zeitraum beobachtet.

Das soll aber nicht heißen, dass erst alles bis ins letzte Detail erforscht sein muss, bevor man anfangen kann zu handeln. Dann wäre es zu spät.

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