Demokratie:Trumps Politik ist ein Generalangriff auf die Wissenschaft

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Protest gegen US-Präsident Trump und seine Pläne, den Umweltschutz in den USA lockern zu wollen. (Foto: REUTERS)

Keine Fakten, keine Freiheit: Die Gesellschaft biegt in eine dunkle Sackgasse ein, wenn Forscher die Welt nur durch einen ideologischen Filter betrachten dürfen.

Kommentar von Sebastian Herrmann

In einer idealen Welt leiten Fakten das politische Handeln. In der realen Welt verhält es sich jedoch oft umgekehrt - die Politik bestimmt, welche Informationen als Fakten gelten dürfen und welche nicht.

Das geschieht gerade auch in den USA, wo die neue Regierung die Environmental Protection Agency (EPA) gängelt: Mitarbeiter der Umweltschutzbehörde dürften keine Pressemitteilungen mehr veröffentlichen und nicht mehr mit den Medien sprechen.

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Als würde man erwägen, Kinder nicht mehr in die Schule zu schicken oder Buchverkauf zu verbieten: Die Wissenschaft in den USA steht vor einem Abgrund - und damit auch das Land.

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Außerdem, so kündigten Vertreter der Regierung des US-Präsidenten Donald Trump an, müssten die Forscher der EPA Daten vor deren Publikation Vertretern der Administration zur Prüfung vorlegen. Man strebe an, dass die Veröffentlichungen der EPA auch zur Haltung der neuen Regierung passen, sagte Doug Ericksen, der Sprecher des neuen EPA-Übergangsteams. Wenn die Regierung Trump den Klimawandel für eine Lüge hält, so müssen die Vorgänge interpretiert werden, dann dürfen auch wissenschaftliche Daten diese Haltung nicht infrage stellen.

Die Wissenschaftler planen einen Marsch auf Washington

Es handelt sich um einen Generalangriff auf die Wissenschaft. Werden in Zukunft sämtliche Forschungsergebnisse zensiert, die nicht zur Ideologie der neuen Regierung passen oder nur die Laune des neuen Twitter-Troll-Präsidenten trüben könnten? Die amerikanische Forschungsgemeinde reagiert entsetzt und sie organisiert Protest. Die Wissenschaft plant einen Marsch auf Washington. Nach dem Vorbild der Frauen-Märsche sollen bald Zigtausende Forscherinnen und Forscher durch die US-Hauptstadt ziehen, um die Freiheit der Wissenschaft zu verteidigen.

Sie kämpfen für etwas, das vollkommen selbstverständlich sein sollte: dass Fakten ausgesprochen und als solche anerkannt werden. Es ist unmöglich, zum Mond zu fliegen, wenn die Erde aus ideologischen Gründen als Scheibe gelten muss und die Bordcomputer mit "alternativen Daten" gefüttert werden. Genauso biegt eine Gesellschaft in eine sehr dunkle Sackgasse ein, wenn die Wissenschaft die Welt nurmehr durch einen ideologisch gefärbten Filter betrachten darf.

Sie wird keine relevanten Ergebnisse produzieren, keine Antworten auf drängende Fragen der Zukunft mehr geben und keine Problemlösungen anbieten können. Die USA sind der wichtigste Wissenschaftsstandort der Welt. Bedroht die Regierung Trump die Freiheit der Forschung, wird sie diesen Status und damit die Zukunft des Landes zerstören.

Schon einmal, vor gut 80 Jahren, haben Forscher in Scharen ein Land verlassen, das damals als Zentrum der Forschung galt und aus ideologischen Gründen die Freiheit der Wissenschaft zerstörte. Dieses Land heißt Deutschland.

© SZ vom 28.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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