Gossip im antiken Athen:"Das weiß doch jeder!"

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Der Charakter verdorben, der Lebensstil daneben, die Mutter eine Prostituierte? In der athenischen Demokratie spielten Klatsch und Tratsch eine herausragende Rolle - sogar vor Gericht.

Von Niccolò Schmitter

Gespräche mussten im antiken Griechenland nicht immer so philosophisch sein wie dieses: Berühmte Denker in der "Schule von Athen" von Raffael. (Foto: imagebroker/imago)

Hätte Apollodor doch nie die 20 Talente eingefordert. Dann säße er jetzt nicht vor dem Volksgericht und müsste Demosthenes, dem größten athenischen Redner seiner Generation, dabei zusehen, wie dieser ihn nach allen Regeln der Rhetorik zerpflückt. "Deine unersättliche Gier und deinen Charakter", so Demosthenes, "ja, das könne niemand angemessen beschreiben" - woraufhin der Redner es natürlich trotzdem versucht: Apollodor habe zwei Mätressen, trage luxuriöse Gewänder und laufe stets mit drei sklavischen Begleitern herum. Das könne ja jeder sehen, der ihn in den Straßen Athens begegne. Außerdem habe er trotz seines Reichtums nur einen lächerlichen Anteil seines Vermögens der Polis gespendet.

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