Wohnen - Potsdam:Abriss von Wohnungen kostete mehr als 225 Millionen Euro

Brandenburg
Wohnungen im Plattenbau. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archiv (Foto: dpa)

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Potsdam (dpa/bb) - Seit der Wende sind in Brandenburg etwa 71 500 leerstehende Wohnungen mit öffentlichen Mitteln abgerissen worden. Bundes- und Landeszuwendungen von insgesamt 225 Millionen Euro flossen allein in den Rückbau von rund 64 000 Wohnungen seit 2002, wie das Brandenburger Infrastrukturministerium der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mitteilte. Der Wohnungsabbau vor 2002 sei im Rahmen von Gesamtmaßnahmen erfolgt. Einzelzuwendungen seien dabei nicht separat erfasst worden.

Den stärksten Wohnungsabriss aus Mitteln des 2002 in den fünf ostdeutschen Bundesländern und Berlin gestarteten Bund-Länder-Programms "Stadtumbau Ost" gab es in Brandenburg in den Städten Schwedt, Wittenberge, Rathenow und Senftenberg. 2002 existierten in Brandenburg laut Ministerium 164 000 dauerhaft nicht mehr benötigte Wohnungen.

Das Programm sollte helfen, den Leerstand zu verringern, vor allem aber die Innenstädte durch Sanierung und Modernisierung aufzuwerten. Dazu gehörte auch der Erhalt von Altbauten. 2017 wurde es mit dem Bund-Länder-Programm "Stadtumbau West" zusammengeführt.

Verbände von Wohnungsunternehmen und Mietern loben den Rückbau, der fortgesetzt werden sollte. "Brandenburg hat frühzeitig eine auf ausgewählte Städte fokussierte Strategie gefahren, bei der Leerstandsquoten und demografische Entwicklung sehr zutreffend prognostiziert worden sind", sagte der Sprecher des Verbands Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU), David Eberhart.

Dennoch nehme der Leerstand in vielen Städten des weiteren Metropolenraums wieder zu. Geschätzt werde, dass er im vergangenen Jahr bei den Mitgliedsunternehmen um rund 1500 auf etwa 28 000 Wohnungen gestiegen sei, sagte Eberhart. Der BBU hat in Brandenburg mehr als 200 Mitgliedsunternehmen, die etwa über die Hälfte des Wohnungsbestandes im Land verfügen.

Ursache des vielerorts nach wie vor hohen Leerstands sei in erster Linie der demografische Wandel, nicht mehr der Wegzug junger Leute wie nach der Wende, betonte der Sprecher. "Die derzeit sehr positive Entwicklung von Berlin-Potsdam und ihrem Umland strahlt zwar zunehmend auch in die Städte des weiteren Metropolenraums aus, kann aber vielerorts die Verluste nicht kompensieren", sagte Eberhart.

Auch nach Ansicht des Deutschen Mieterbunds (DMB) in Brandenburg gab es keine Alternative zum Wohnungsrückbau der vergangenen Jahre. Zwar hätten einige der Wohnblöcke wegen nicht vollständig zutreffender Bevölkerungsprognosen vielleicht bleiben können, sagte der Brandenburger DMB-Vorsitzende Rainer Radloff. "Insgesamt aber in den ländlichen Regionen wurde in der Regel richtig abgebaut."

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