Wirtschaft kompakt:Venezuela: Öl sichert neue Devisenmilliarden

Lesezeit: 2 min

Venezuelas Präsident Hugo Chávez verkauft viel Öl an China und Eon stoppt den Bau des Kraftwerks Datteln - das Wichtigste im Überblick.

Transkontinentaler Schulterschluss: Venezuela hat ein 16 Milliarden Dollar schweres Ölgeschäft mit China vereinbart. Nach einer Ankündigung des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez sollen im Gebiet der Orinoco-Mündung in den kommenden drei Jahren mehrere hunderttausend Barrel mehr pro Tag gefördert werden. Der sozialistische Präsident nannte keine Details, bezog sich aber offenbar auf ein neues Geschäft.

China hatte dem ölreichen Land in Südamerika bereits früher Investitionen in der gleichen Höhe zugesagt, ebenfalls für künftige Öllieferungen. Chávez erklärte, durch das neue Vorhaben und durch ein kürzlich mit Russland beschlossenes Projekt werde die Ölförderung in Venezuela um 900.000 Barrel pro Tag erhöht. Vorige Woche hatten Russland und Venezuela vereinbart, ein Ölfeld für 20 Milliarden Dollar auszubauen und so die Förderung um 450.000 Barrel pro Tag zu steigern.

Ex-Siemens-Manager bleibt vorerst in deutscher Haft

Das juristische Tauziehen um die Auslieferung des früheren Siemens-Managers Michael Christoforakos von Deutschland nach Griechenland geht weiter.

Die Münchner Generalstaatsanwaltschaft stoppte die geplante Auslieferung am Donnerstag erneut, nachdem Christoforakos eine Verfassungsbeschwerde eingelegt hatte. Erst wenn eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vorliege, könne über den Fortgang des Auslieferungsverfahrens entschieden werden, teilte die Behörde mit.

Damit hat sich der ehemalige Siemens-Manager Luft verschafft. Vor wenigen Wochen hatte er eine Verfassungsbeschwerde eingelegt und das Auslieferungsverfahren damit erstmal unterbrochen. Am Montag hatte die Generalstaatsanwaltschaft München die Auslieferung bewilligt - und Christoforakos wandte sich erneut an die Richter in Karlsruhe.

Die griechische Justiz wirft ihm Korruption und Geldwäsche vor. Er soll unter anderem Mitarbeiter der griechischen Telefongesellschaft O.T.E. bestochen haben. Zusammen mit einem anderen griechischen Ex-Manager von Siemens hatte er sich nach Deutschland abgesetzt und damit in Griechenland für Schlagzeilen gesorgt. Im Juni war Christoforakos in der Nähe von Rosenheim in Oberbayern festgenommen worden, seither sitzt er im Gefängnis und wehrt sich mit juristischen Mitteln gegen seine Auslieferung.

Eon stoppt Kraftwerkbau

Der Energiekonzern Eon hat teilweise den Weiterbau am Steinkohlekraftwerk Datteln gestoppt. Ein Landwirt und Naturschützern hatten geklagt. Daraufhin ordnete die Bezirksregierung Münster am Mittwoch einen Baustopp für Ammoniaklager und Siloanlagen an.

Der Bau des 1,2 Milliarden Euro teuren Steinkohlekraftwerks ist bereits weit fortgeschritten. Dennoch wollen Umweltschützer einen kompletten Baustopp. Das steht aber nicht in Aussicht - stattdessen sagte ein Sprecher der Bereichsgesellschaft Eon Energie in München am Donnerstag: "Wir können noch mehr als die Hälfte der Baustelle weiterbetreiben."

Ob sich Eon juristisch gegen den teilweisen Baustopp wehrt, prüft der Konzern noch. Eon müsste sich an das Verbot bis zur Klageentscheidung am Oberverwaltungsgericht (OVG) Münster halten. Hintergrund ist ein Bebauungsplan, der vom Gericht wegen Planungsfehlern für ungültig erklärt wurde. Darauf basieret eie Erweiterung der Klage der Kraftwerksgegner gegen immissionsschutzrechtliche Genehmigungen.

Ratiopharm unter dem Hammer

Der Verkauf von Ratiopharm kommt voran. Potenzielle Investoren des Generikaherstellers, der zur verschuldeten Merckle-Gruppe gehört, würden informiert, teilte die VEM Vermögensverwaltung am Donnerstag in Ulm mit. Voraussichtlich Anfang Oktober erfolge demnach der Versand der Verkaufsdokumente. Das ist die Vorraussetzung dafür, dass die potenziellen Bieter dann ihr Interesse bekunden könnten - das Geschäft soll frühestens im ersten Quartal 2010 abgeschlossen sein.

Die VEM ist Haupteigentümerin des Arzneimittelherstellers. Ihr Geschäftsführer Hans-Joachim Ziem sagte: "Die hohe Zahl von Interessenten in einem solch frühen Stadium unterstreicht die Attraktivität der Ratiopharm-Gruppe."

Das Arzneimittelunternehmen ist eigenen Angaben zufolge eines der weltweit größten Generikaunternehmen, der Gesamtumsatz im Jahr 2008 beträgt 1,7 Milliarden Euro. Ziel sei es zwar, die gesamte Unternehmensgruppe zu verkaufen. Die VEM sei aber auch darauf vorbereitet, einzelne Unternehmensteile abzugeben, falls sich dadurch bessere Perspektiven für die Veräußerung aller Konzerngesellschaften ergäben.

Die Merckle-Gruppe war im vergangenen Jahr in große finanzielle Schwierigkeiten geraten. Firmengründer Adolf Merckle warf sich nach vergeblichem Kampf um finanzielle Hilfen des Staates Anfang Januar in der Nähe seines Heimatortes Blaubeuren-Weiler bei Ulm vor einen Zug.

© sueddeutsche.de/AP/afi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: