Wirtschaft kompakt:Intel jubelt

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Der Chiphersteller Intel macht 3,4 Milliarden Euro Gewinn. VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch erteilt Fiat-Boss Sergio Marchionne eine Abfuhr. Und: Renault erstattet Anzeige wegen Industriespionage.

Rekordquartal für Intel: Der weltgrößte Chiphersteller hat dank gestiegener Computerverkäufe zum Schluss des Jahres noch einmal kräftig aufgedreht. Der Umsatz wuchs im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um acht Prozent auf 11,5 Milliarden Dollar (8,6 Milliarden Euro). Der Gewinn stieg sogar um 48 Prozent auf unterm Strich 3,4 Milliarden Dollar. "2010 war das beste Jahr in Intels Geschichte", sagte Konzernchef Paul Otellini. "Wir glauben, das 2011 sogar noch besser wird."

Der größte Chiphersteller Intel erreicht Rekordgewinne. (Foto: dapd)

Die Anleger hatten mit einem derart guten Abschneiden nicht gerechnet und ließen sich von der Euphorie mitreißen. Nachbörslich stieg die Aktie um rund ein Prozent. In der Wirtschaftskrise hatten viele Unternehmen an der Computerausstattung gespart. Die Privatkunden griffen zu den kleinen Netbooks. Nun haben sie Nachholbedarf. Ob der Boom indes anhält, ist ungewiss: Intel selbst prophezeit für das laufende Quartal einen Umsatz zwischen 11,1 und 11,9 Milliarden Dollar.

Der Marktführer steht vor großen Herausforderungen: Die Kunden kaufen verstärkt Tablet-Computer mit berührungsempfindlichem Bildschirm. Apple hatte den Umbruch mit seinem iPad angestoßen. Fast alle Chips in den mobilen Geräten stammen aber vom britischen Entwickler ARM. Intel versucht, mit einem eigenen Stromspar-Chip aufzuholen.

VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch hat einem Verkauf der Nutzfahrzeugbauer Scania und MAN an Fiat ausgeschlossen. Er erteilte damit einem möglichen Kaufinteresse des italienischen Konzernchefs Sergio Marchionne eine deutliche Absage. "Jemand, der bei Pkw schrumpft, soll nicht den Mut haben, sich die beiden besten Lkw-Marken Europas unter den Nagel zu reißen. Sie sind nicht verkäuflich", sagte Piëch der Financial Times Deutschland.

Marchionne hatte in dieser Woche auf der Automesse in Detroit angedeutet, dass die Industriesparte seines Konzerns Interesse am Lastwagengeschäft von VW habe. Dann sorgte er vor Journalisten mit der Bemerkung "das ist genauso ein Witz wie Euer Plan, Alfa zu kaufen"für Irritationen; kurz darauf erklärte ein Fiat-Sprecher, es gebe ernsthaftes Interesse, Marchionne hätte nicht gespaßt.

Die Äußerungen des Fiat-Chefs wurden als Retourkutsche auf die Herausforderung durch Piëch gewertet. Dieser hatte Ende September signalisiert, Fiats Pkw-Marke Alfa Romeo kaufen und in den VW-Konzern integrieren zu wollen. Das Abwinken aus der Turiner Zentrale hatte Piëch damals mit den Worten kommentiert: "Fiat geht es noch zu gut." Volkswagen kontrolliert Scania und hält knapp 30 Prozent an MAN. Der Wolfsburger Konzern will die beiden Unternehmen zusammenzufassen.

Der französische Autohersteller Renault leitet wegen der vermuteten Weitergabe von Informationen zur Elektroauto-Strategie nun rechtliche Schritte ein. Der Konzern erstattete Anzeige gegen Unbekannt wegen Industriespionage, Diebstahl und Bestechlichkeit. Damit kann die Staatsanwaltschaft in Paris Ermittlungen einleiten. Das Unternehmen hat wegen des Vorfalls bereits drei Manager suspendiert. Ihnen wird vorgeworfen, Informationen im Zusammenhang mit ihren Elektroauto-Projekten weitergegeben zu haben.

Renault spricht von einer schweren Straftat. In der vergangenen Woche war aus Regierungskreisen verlautet, Frankreichs Geheimdienst prüfe, ob es Spuren nach China gebe. Die Volksrepublik wies dies zurück. Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen beiden Ländern hatten zuletzt unter den Gerüchten gelitten.

Die für dieses Jahr geplante Einführung der Elektroautos ist für Renault, der zu 15 Prozent dem französischen Staat gehört, ein wichtiges Standbein seiner Strategie. Zusammen mit seinem japanischen Partner Nissan investiert Renault Milliardenbeträge in das gemeinsame Vorzeigeprojekt. Die Produktion der Autos und wichtige Entwicklungsgeheimnisse sind früheren Angaben zufolge von dem Spionagefall nicht betroffen.

© sueddeutsche.de/dpa/rtr/kst - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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