Wirtschaft kompakt:Hässlicher Einbruch bei Autoabsatzzahlen

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Im März haben die Deutschen erheblich weniger Autos gekauft als im März 2009. Damals hatte die Abwrackprämie die Verkäufe in die Höhe getrieben.

Der Autoabsatz ist im März in Deutschland um mehr als ein Viertel eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat, als die Abwrackprämie für Altautos zu einem Sturm auf die Händler geführt hatte, wurden mit 295.000 Personenwagen 26,5 Prozent weniger verkauft, wie der Importeursverband VDIK am Dienstag unter Berufung auf vorläufige Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) mitteilte.

Der Einbruch war nach dem Auslaufen der Abwrackprämie erwartet worden. Die Prämie war im Vorjahreszeitraum zur Ankurbelung der Nachfrage eingeführt worden.

Im ersten Quartal hinkten die Verkaufszahlen um 23 Prozent hinter dem Vorjahr her. Auch gegenüber dem von Kaufanreizen unbeeinflussten Jahr 2008 war der Absatz von Januar bis März mit neun Prozent im Hintertreffen.

Weiterhin vergleichsweise stark läuft nach VDIK-Angaben das Geschäft mit Kleinstwagen, die gegenüber den Vergleichszahlen aus dem Jahr 2008 mehr als zehn Prozent zulegen.

Erdölkonzern Total muss sich wegen Korruption verantworten

Der französische Erdölkonzern Total muss sich im Zusammenhang mit dem UN-Programm "Öl für Nahrungsmittel" für den Irak nun doch wegen Bestechung verantworten.

Ein Untersuchungsrichter habe "entgegen allen Erwartungen" Anklage erhoben, teilte Firmenanwalt Jean Veil mit. Wie die französische Wirtschaftszeitung Les Echos berichtete, werden dem größten französischen Unternehmen auch Mittäterschaft und Hehlerei vorgeworfen.

Die Pariser Staatsanwaltschaft hatte im September beantragt, die Ermittlungen gegen den früheren französischen Innenminister Charles Pasqua und Total-Chef Christophe de Margerie im Zusammenhang mit dem UN-Programm einzustellen.

Das fragliche Programm erlaubte dem Regime unter dem damaligen irakischen Machthaber Saddam Hussein, von 1996 bis 2003 begrenzte Mengen an Erdöl auszuführen und mit den Erlösen von insgesamt 64 Milliarden Dollar Lebensmittel einzuführen. "Öl für Lebensmittel" sollte die Folgen des Embargos gegen den Irak für die Zivilbevölkerung abschwächen.

Ein Untersuchungsausschuss unter Leitung des früheren Präsidenten der US-Zentralbank, Paul Volcker, kam später zu dem Schluss, dass die irakische Regierung mehrere Millionen Dollar aus dem Programm der Vereinten Nationen veruntreut hatte. Etwa 2200 Unternehmen aus 66 Ländern waren demnach an dem Skandal um Korruption und Misswirtschaft beteiligt, darunter 180 französische Firmen. In verschiedenen Ländern wurden daraufhin Ermittlungen eingeleitet.

Im September wurde das britische Brückenbau-Unternehmen Mabey and Johnson zu einer Geldstrafe von 3,6 Millionen Euro verurteilt. Es soll im Rahmen des UN-Programms ebenfalls Schmiergelder an die damalige irakische Führung gezahlt haben.

Daimler, Renault und Nissan arbeiten zusammen

Die Autohersteller Daimler, Renault und Nissan haben sich einem Zeitungsbericht zufolge auf eine gegenseitige Kapitalbeteiligung geeinigt. Daimler und Renault würden jeweils drei Prozent von dem anderen Unternehmen übernehmen, berichtete das Wirtschaftsblatt Nikkei. Mit Nissan steuerten die Stuttgarter auf eine ähnliche Vereinbarung zu. Die Hersteller wollen mit einer Allianz und einem damit verbundenen Technologieaustausch Kosten sparen.

Dem Blatt zufolge dürfte etwa Nissan von Daimler leistungsstarke Motoren sowie umweltfreundliche Diesel-Maschinen beziehen. Im Austausch würden die Japaner Teile für Elektro-Autos und wiederaufladbare Batterien nach Baden-Württemberg liefern. Zudem planten die Firmen eine Kooperation im Bereich Umwelttechnologien.

Kreisen zufolge wird die Allianz am Mittwoch bekanntgegeben. Am Dienstagnachmittag solle zunächst die Renault-Führung über alle Einzelheiten des Geschäfts beraten, sagten zwei mit der Sache Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters.

Renault ist bereits seit Jahren mit Nissan verbunden. Für Daimler wäre eine Kooperation mit den Franzosen mit Blick auf das Kleinwagensegment interessant: So macht Daimler mit seinem Stadtflitzer Smart bislang kaum Gewinn. Experten zufolge ist es für die Stuttgarter viel zu teuer, den Nachfolger alleine zu entwickeln.

Aluminium-Projekt in Saudi-Arabien: US-Konzern Alcoa gibt mehr Geld

Nach dem Rückzug mehrerer Partner aus einem milliardenschweren Aluminium-Projekt in Saudi-Arabien springt der US-Aluminiumkonzern Alcoa in die Bresche. Das Unternehmen wird innerhalb der kommenden vier Jahre rund 1,1 Milliarden Dollar statt der ursprünglich geplanten 900 Millionen Dollar in das Vorhaben pumpen, wie aus Unterlagen Alcoas für die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht.

Dies geschehe im Rahmen einer Änderung der Eigentümerstruktur. Ein Alcoa-Sprecher bestätigte das Ausscheiden mehrerer Investoren. Eingehender äußerte er sich nicht. Alcoa und der saudiarabische Staatskonzern Saudi Arabian Mining hatten im Dezember den Bau des 10,8 Milliarden Dollar teuren Komplexes angekündigt.

Realisiert werden sollte es über ein Gemeinschaftsunternehmen, an dem das auch unter dem Namen Maaden bekannte saudische Unternehmen 60 Prozent und Alcoa 40 Prozent halten sollte. Am Wochenende gab der Staatskonzern eine Reduzierung des Alcoa-Anteils auf 25,1 Prozent bekannt. Damit verringert sich der Einsatz des Alu-Giganten auf 2,71 Milliarden Dollar von zuvor 4,32 Milliarden.

Wie nun aus den SEC-Unterlagen hervorging, besitzt die US-Firma aber die Option, ihren Anteil um 15 Prozent zu erhöhen. Entstehen sollen eine Bauxit-Mine, eine Aluminium-Raffinerie, eine Aluminiumschmelze sowie ein Walzwerk. Unterdessen kommt in der Branche offenbar wieder Schwung in die Fusionsbemühungen der beiden russischen Konzerne Rusal und Norilsk.

Norilsk zufolge steht der Oligarch und Rusal-Großaktionär Oleg Deripaska auf der Kandidatenliste für das Direktorium des Rohstoffkonzerns, über das die Norilsk-Aktionäre im Juni abstimmen sollen. Der weltgrößte Aluminiumproduzent Rusal hatte sich Anfang 2008 mit einem Viertel bei Norilsk eingekauft. Der angestrebte Zusammenschluss wurde jedoch wegen der Schuldenprobleme Rusals innerhalb der weltweiten Wirtschaftskrise verschoben. Die Berufung Deripaskas könnte das Vorhaben nun neu beleben.

Paketversand wird teurer

Die Paketpreise steigen offenbar zum Teil wieder an. Als erster Paketversender erhöhe General Logistics Systems (GLS) im April die Preise um durchschnittlich 2,8 Prozent, berichtete die Tageszeitung Die Welt unter Berufung auf eine eigene Branchenumfrage. Konkurrent DPD nennt demnach Preisaufschläge von bis zu fünf Prozent.

Die Otto-Tochter Hermes prüfe noch, ob der Paketversand teurer werden solle. Die Post-Tochter DHL habe dagegen derzeit keine derartigen Pläne. GLS begründet den Schritt dem Bericht zufolge mit einem Preissturz im Jahr 2009. Der Preisverfall in der Branche müsse ein Ende haben, sagte der Vorstandschef der GLS-Gruppe, Rico Back, dem Blatt. Eher nehme das Unternehmen in Kauf, "dass unser Geschäft in diesem Jahr schrumpft, als dass wir einen weiteren Preisrückgang mitmachen werden".

Der größte Paketdienst in Deutschland, die Post-Tochter DHL, will die Preise nicht verändern. "Bei DHL Paket und DHL Express sind derzeit keine Preiserhöhungen geplant, weder für Privatkunden noch Geschäftskunden", sagte eine Konzernsprecherin.

© sueddeutsche.de/Reuters/AFP/apn/nog/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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