Wirtschaft kompakt:Kleinfelds Alu-Konzern kriselt

Lesezeit: 3 min

Der US-Aluminiumhersteller Alcoa schreibt unter der Führung von Ex-Siemens-Chef Klaus Kleinfeld wieder Verluste. Außerdem: Die EU hegt Zweifel an Griechenlands Etatzahlen. Das Wichtigste in Kürze.

Der führende US-Aluminiumkonzern Alcoa ist nach kurzer Erhohlung wieder in die Verlustzone abgerutscht. Im vierten Quartal des abgelaufenen Geschäftsjahres wies der Konzern unter der Führung des ehemaligen Siemens-Chefs Klaus Kleinfeld einen Nettoverlust von 277 Millionen Dollar oder 0,28 Dollar pro Aktie aus. Branchenkenner waren für das Schlussquartal von einem Gewinn von sechs Cent pro Aktie ausgegangen.

Aluminium-Produzenten wie Alcoa leiden unter den schwachen Verkaufszahlen in der Automobilindustrie. (Foto: Foto: dpa)

Ein Grund für das schwache Abschneiden waren Sonderlasten: Die EU-Kommission hatte den Konzern jüngst zur Rückzahlung von italienischer Staatshilfe verdonnert, nachdem Alcoa über Jahre verbilligten Strom bezogen hatte.

Auch die Aluminiumpreise machen dem Konzern zu schaffen. Das Metall, das für den Auto- und Flugzeugbau verwendet wird, erreichte im Juli 2008 ein Preishoch von knapp 3400 Dollar pro Tonne. In der Rezession fiel der Preis um 35 Prozent. Am Montag wurde Aluminium für etwa 2300 Dollar je Tonne verkauft.

Das Management hatte mit einem Sparprogramm reagiert: Es strich Zehntausende Stellen, verkaufte Sparten und drosselte die Produktion massiv. Dadurch gelang im dritten Quartal kurzzeitig die Rückkehr in die Gewinnzone.

Der Konzern liefert einen guten Teil seines Aluminiums an die Autohersteller. Die berichten seit mehreren Monaten über wieder steigende Verkäufe. Das Niveau früherer Jahre sehen sie indes noch lange nicht erreicht. Alcoa selbst wagte keine Prognose für die nähere Zukunft. Das nahmen die Börsianer dem Unternehmen übel: Die Aktie geriet nachbörslich unter Druck und verlor fast sechs Prozent.

Zweifel an Griechenlands Haushaltszahlen

Das griechische Haushaltsdefizit könnte nach Einschätzung der Europäischen Kommission noch größer ausfallen als bisher erwartet. Das griechische Statistikamt sei ineffektiv und anfällig für politische Einmischungen, heißt es in einem Bericht der EU-Behörde.

Das europäische Statistikamt Eurostat habe die letzten Angaben aus Griechenland vom Oktober 2009 bisher nicht bestätigen können. Es gebe viele offene Fragen, beispielsweise bezüglich der Sozialversicherungs-Fonds, Krankenhaus-Schulden und Transaktionen zwischen der Regierung und Staatsunternehmen.

Die EU-Finanzminister werden den EU-Bericht in der kommenden Woche in Brüssel diskutieren. Der designierte EU-Wirtschaftskommissar Olli Rehn aus Finnland warnte davor, die Probleme Griechenlands könnten sich auf die Euro-Zone auswirken.

Im Herbst hatte die neue sozialistische Regierung in Griechenland das Haushaltsdefizit auf 12,7 Prozent revidiert. Der EU-Stabilitätspakt sieht eine Obergrenze von 3,0 Prozent vor. Die Rating-Agenturen reagierten umgehend auf die Schuldenkrise und stuften die Bonität des Landes herab, was neue Kredite für Griechenland verteuerte.

Immer mehr Firmen zahlungsunfähig

Ein Ende der Rezession scheint in Sicht, dennoch erklären sich immer mehr Firmen für zahlungsunfähig. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts mussten im Oktober 2009 mehr als 2800 Unternehmen Insolvenz anmelden - fast 16 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Dies sei der größte Anstieg seit März.

Die Statistiker gehen davon aus, dass sich die Zahl der Firmenpleiten bis Jahresende auf 34.000 erhöht hat. Das wären so viele Pleiten wie seit 2006 nicht mehr.

Deutlich geringer schlägt die Wirtschaftskrise bislang auf die Verbraucherinsolvenzen durch. Deren Zahl erhöhte sich im Oktober um 4,2 Prozent auf knapp 9000. Die offenen Forderungen der Gläubiger gegenüber Firmen, Verbrauchern sowie anderen privaten Schuldnern und Nachlässen bezifferten die Gerichte für Oktober auf 3,4 Milliarden Euro. Das waren 300 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor.

Maschinenbauer schöpfen Hoffnung

Die Talfahrt im deutschen Maschinenbau hat sich verlangsamt und in der Branche Hoffnungen auf ein allmähliches Ende der seit über einem Jahr andauernden Krise genährt.

Die Autragseingänge seien zwar im November gegenüber dem Vorjahresmonat um zwölf Prozent gesunken, teilte der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) am Dienstag mit. Im Oktober hatte das Minus aber noch 29 Prozent betragen und im September 33 Prozent.

Die Entwicklung sei zwar auch auf den bereits schwachen November 2008 zurückzuführen. Es gebe jedoch die Hoffnung auf eine zaghafte Besserung. Mehrere Fachzweige hätten im November im Vorjahresvergleich Zuwächse verbucht, erklärte der Verband.

Beiersdorf büßt weniger ein als erwartet

Der Beiersdorf-Konzern hat im abgelaufenen Jahr unter seiner schwachen Klebstoffsparte gelitten, aber weniger Gewinn eingebüßt als am Markt erwartet. 2010 soll das Unternehmen stärker wachsen als der Markt, wie der Nivea-Hersteller am Dienstag in Hamburg mitteilte.

Im Krisenjahr 2009 blieb Beiersdorf mit Erlösen von gut 5,7 Milliarden Euro hinter dem Rekordumsatz von sechs Milliarden Euro aus dem Vorjahr zurück. Während die Consumersparte leicht zulegte, hatte die Klebstoffsparte einen spürbaren Rückgang zu verkraften.

Unter dem Strich verdiente der MDax-Konzern 379 Millionen Euro, ein Drittel weniger als im Vorjahr, als Spartenverkäufe für Sondereinnahmen gesorgt hatten.

Metro setzt auf Expansion

Der Handelskonzern Metro hat im Krisenjahr 2009 einen Umsatzrückgang hinnehmen müssen.

Im Vergleich zu 2008 sei der Konzernumsatz um 3,6 Prozent auf 65,5 Milliarden Euro gesunken, teilte der Konzern am Dienstag bei der Vorlage vorläufiger Zahlen mit.

Dabei habe die Bilanz unter Währungseffekten gelitten, ohne die der Umsatz stabil geblieben wäre. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (EBIT) werde im Rahmen der Markterwartungen ausfallen, hieß es. Der vollständige Jahresbericht wird am 23. März veröffentlicht.

"2009 war trotz der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise ein insgesamt zufriedenstellendes Jahr für die Metro", sagte Vorstandschef Eckhard Cordes. 2010 dürften die Rahmenbedingungen weiter herausfordernd bleiben. Der Konzern will dennoch wieder stärker investieren und mehr Filialen eröffnen als 2009. Schwerpunkte der Expansion sollen Osteuropa und Asien sein.

© N/A - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: