Welthandel:USA zielen mit Nachbarn auf Handelsabkommen

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David MacNaughton, Kanadas Botschafter in den USA, öffnet Kanadas Außenministerin Chrystia Freeland die Tür. (Foto: Jacquelyn Martin/AP)

Washington (dpa) - Die USA und ihre Nachbarländer Kanada und Mexiko peilen den Abschluss eines neuen gemeinsamen Handelsabkommens noch in dieser Woche an. Er halte einen Abschluss bis Freitag für möglich, sagte Kanadas Premierminister Justin Trudeau.

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Washington (dpa) - Die USA und ihre Nachbarländer Kanada und Mexiko peilen den Abschluss eines neuen gemeinsamen Handelsabkommens noch in dieser Woche an. Er halte einen Abschluss bis Freitag für möglich, sagte Kanadas Premierminister Justin Trudeau.

Die Außenministerin des nördlichen US-Nachbarn, Chrystia Freeland betonte am Mittwochabend, die Verhandlungen seien „sehr intensiv“. Es werde bis spät in die Nacht beraten, notfalls bis zum Morgen. Freeland hatte sich bereits zuvor optimistisch gezeigt, aber auch erklärt, es sei noch eine große Menge an offenen Punkten übrig.

Freeland war seit Dienstag mehrmals mit dem US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer sowie mit der mexikanischen Delegation zusammengekommen. An Gesprächen am Mittwoch nahm auch der Schwiegersohn und Präsidentenberater von Donald Trump, Jared Kushner, teil. Für den Fall, dass Kanada nicht mit in das Abkommen einsteige, hatte Präsident Trump dem Land hohe Strafzölle angedroht.

Allerdings pochen Politiker seiner eigenen Partei darauf, dass Kanada im Sinne der US-Wirtschaft ins Boot geholt wird. Der US-Senat muss dem Verhandlungsergebnis zustimmen und hat somit eine Machtposition inne. Auch in Kanada regt sich Kritik. Die Opposition ist mit dem Verhandeln unter Trumps Drohkulisse nicht einverstanden.

Einer der Streitpunkte, bei denen sich Mexiko kompromissbereit gezeigt hatte, waren Mindestlöhne in einigen Bereichen der Automobilindustrie. Die beiden Hochlohnländer USA und Kanada stehen mit dem Niedriglohnland Mexiko im Wettbewerb um Industrieansiedlungen. Die neuen, zwischen den Partnern Mexiko und den USA bereits vereinbarten Mindestlöhne von 16 US-Dollar pro Stunde für einige Felder in der Automobilbranche werden in Mexiko kritisch gesehen.

In Mexiko liegt der Mindestlohn im Automobilbereich derzeit bei acht bis zehn Dollar - Experten sehen deshalb einen Vorteil für die USA. Der Präsident des mexikanischen Unternehmerverbands CCE, Juan Pablo Castañón, sieht Chancen auf ein allgemein höheres Lohnniveau in dem lateinamerikanischen Land. Die Einführung der Zonen mit höheren Löhnen sei jedoch nicht von heute auf morgen möglich, betonte er.

Am Montag hatten sich Mexiko und die USA auf Grundsätze für die Nachfolge des seit 1994 bestehenden Nafta-Abkommens geeinigt - und damit Kanada unter Zugzwang gesetzt. Vorgesehen sind neben Mindestlöhnen auch schärferen Regeln für die Automobilindustrie. Der Anteil der Autoteile, die aus einem der beiden Länder kommen müssen, um einen zollfreien Handel zu ermöglichen, steigt von 62,5 auf 75 Prozent. In der Landwirtschaft soll es Erleichterungen für Biotechnologie geben - darunter Gentechnik.

Das Abkommen soll eine Laufzeit von 16 Jahren haben. Damit wurde eine Forderung Trumps aufgenommen, die Regelungen nicht unbefristet gelten zu lassen. Eine nur fünfjährige Laufzeit ist jedoch vom Tisch. Zu den Streitpunkten gehört weiterhin die Abschottung kanadischer Milchbauern mit Schutzzöllen. Wiederholt hatte Kanadas Premierminister Trudeau erklärt, sein Land werde nur einem Abkommen zustimmen, das eine Verbesserung für Kanada darstelle.

Das 1994 abgeschlossene nordamerikanische Handelsabkommen Nafta ist eines der größten Freihandelsabkommen der Welt. Es betrifft fast 500 Millionen Menschen und deckt ein Gebiet mit einer Wirtschaftsleistung von knapp 23 Billionen Dollar (19,79 Billionen Euro) ab. Das Handelsvolumen der USA mit den beiden Nachbarn hat sich seit 1994 auf 1,3 Billionen Dollar fast vervierfacht. Trump hatte das Abkommen infrage gestellt und Neuverhandlungen durchgesetzt. Diese waren wiederholt ins Stocken geraten.

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