Es gibt kein Lebensmittel, das so unverzichtbar ist wie Wasser - und so profitabel. Gut 150 Liter Mineral-und Heilwasser pro Kopf und Jahr, so hoch war zuletzt der Verbrauch in Deutschland. Der Hitzesommer 2018 bescherte der Branche in Deutschland neue Spitzenwerte beim Verkauf. Doch was macht die geschmacksarme und farblose Flüssigkeit so besonders? Es sind wohl vor allem die Versprechen, die damit verbunden sind: H₂O lautet die chemische Formel von Wasser, sie steht auch für Gesundheit, Schönheit, Lifestyle und Luxus.
Wichtiger als der Durstlöscher selbst ist daher oft die Geschichte, mit der die Hersteller ihre Produkte verkaufen. Hier gilt die Regel: je exotischer, desto teurer. Mangelt es an Exotik, dann lässt sich dies durch die Verpackung wettmachen. Das zeigt ein Blick in die Top-Ten der globalen Luxuswässerchen.
Mindestens 100 000 Dollar kostet das angeblich teuerste Wasser der Welt, die Marke Beverly Hills 9OH₂0 Luxy Collection Diamond Edition, abgefüllt in einer Designerflasche mit Goldverschluss und besetzt mit vielen Diamanten. Der Inhalt wirkt dagegen fast schnöde: Wasser aus den Bergen der Sierra Nevada, angereichert mit Mineralien. Wer also einmal für richtig viel Geld sehr nüchtern bleiben will, ist hier genau richtig. Nur neun Flaschen soll es von dem Diamantenwasser geben.
Gletscherwasser aus Spitzbergen gibt es für 75 Euro im Geschenkkarton
Das Gros der Luxusanbieter legt jedoch vor allem Wert auf einen exklusiven Inhalt, zum Beispiel Jahrtausende altes Gletscherwasser aus Spitzbergen, das besonders sauber und arm an Mineralien sein soll. Nach Angaben des Anbieters Svalbardi Polar Iceberg Water wird das Eis dafür sogar von Hand geschlagen. Die 0,75-Liter-Glasflasche im Geschenkkarton gibt es im Internetversand für 75 Euro. Fast schon günstig kommt da das entsalzte Wasser aus den Tiefen des Ozeans, das an der Küste vor Hawaii gewonnen wird. Der Hersteller Kona Deep bietet den Bund mit zwölf Ein-Liter-Flaschen auf dem US-amerikanischen Markt für knapp 35 Dollar an.
Wasser ist buchstäblich in aller Munde, und der Hype darum hat sogar einen neuen Berufsstand hervorgebracht: den Wassersommelier. Luxushotels und Bars, die etwas auf sich halten, bieten ihren Gästen eine große Auswahl an Nullprozentigem an. Aber auch im deutschen Feinkosthandel sind die edlen Durstlöscher zu finden, etwa Fiji-Wasser aus dem Südwestpazifik. Die Ein-Liter-Plastikflasche für knapp fünf Euro hat da schon einen Transportweg von mindestens 16 000 Kilometern hinter sich, weiter geht kaum. Ironie der Geschichte: Fiji-Wasser, das als besonders rein beworben wird, weil es auf den Inseln keine umweltverschmutzende Industrie gibt, verursacht beim Transport jede Menge klimaschädliche Treibhausgase.
Da bleibt Kritik nicht aus. "Wasser quer über den Erdball zu verschicken, ist Umweltwahnsinn", sagt Armin Valet, Ernährungsexperte bei der Verbraucherzentrale Hamburg. Auch weil es hierzulande nicht an Angebot mangelt: Knapp 200 deutsche Mineralbrunnen bieten mehr als 500 Wassersorten an, weltweit eine fast konkurrenzlose Auswahl. Kaum ein anderes Land hat eine so große Auswahl an Quellen zu bieten und kontrolliert diese so streng.