Nein, lange brauchte man nicht zu warten, bis sich Ferdinand Piëch wieder meldete. Nur kurz, nachdem Volkswagen am Donnerstag die beiden Nachfolgerinnen für ihn und seine Frau Ursula im Konzernaufsichtsrat bekannt gegeben hatte, hörte man wieder von dem gestürzten Patriarchen.
Die Bild-Zeitung hatte geschrieben, dass er mit den Neu-Nominierungen Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch nicht einverstanden sei. Beide hätten zu wenig Erfahrung in der Autoindustrie, deshalb seien der frühere BMW-Manager und Ex-Linde-Chef Wolfgang Reitzle und das frühere Siemens-Vorstandsmitglied Brigitte Ederer die bessere Wahl.
Zwei Frauen, noch dazu aus der eigenen Familie, und beide nicht genehm. Die Salzburger Einmischung ist so bemerkenswert wie erwartbar.
Piëch war am vergangenen Samstag als VW-Aufsichtsratschef zusammen mit seiner Frau von seinen Ämtern zurückgetreten. Der Patriarch war nach einem heftigen zweiwöchigen Machtkampf mit seinen Gegnern im Aufsichtsrat von heute auf morgen nur noch ein Aktionär ohne Amt. Ein Ex-Patriarch, der seine Machtbasis verlor, weil er geglaubt hatte, er könne VW-Chef Martin Winterkorn eigenhändig aus dem Amt fegen.
Die Frage war: Gibt er sich geschlagen? Wird aus dem jahrzehntelangen Herrscher nun ein stiller Beobachter oder gibt er jetzt erst recht keine Ruhe? Die Frage ist beantwortet: Die Ära Piëch bei VW ist zwar beendet, aber man muss auch in Zukunft mit Piëch rechnen.
Ist Reitzle jetzt noch interessant?
Louise Kiesling und Julia Kuhn-Piëch kommen beide aus dem Piëch-Clan, beide sind Nichten des Alten. Die 57-jährige Designerin Kiesling ist die Tochter von Louise Daxer-Piëch, der verstorbenen Schwester von Ferdinand Piëch. Julia Kuhn-Piëch, 34, ist eine Tochter von Ferdinand Piechs jüngerem Bruder Hans Michel Piëch, der ebenfalls im Aufsichtsrat sitzt.
Es ist nicht das erste Mal, dass deutlich wird, was Piëch von den Manager-Fähigkeiten vieler seiner Familienmitglieder hält: nicht viel.
Piëchs Lieblingskandidat, der frühere Linde-Chef Reitzle, ist auch von anderen Beteiligten schon für den Chefsessel des Gremiums ins Spiel gebracht worden. Jetzt, wo er sich auch als Idealbesetzung des Alten entpuppt, kann man fragen: Ist Reitzle für Piëchs Gegner überhaupt noch interessant?