Es war die richtige Software zur richtigen Zeit: Als die Pandemie im Frühjahr 2020 die Menschen dazu zwang, zu Hause arbeiten statt im Büro, stand das Unternehmen für Videokonferenz-Software aus Santa Clara bereit. Naja, was heißt bereit, auch bei Zoom knirschte es im Gebälk, mit so vielen neuen Nutzern fast über Nacht. Und dann gab's noch Probleme mit der Verschlüsselung. Trotzdem: Der Unternehmenswert schoss geradezu nach oben, fast 570 Dollar - so hoch stand 2020 der Aktienkurs der Firma.
Klar, dass das nicht ewig so weitergehen konnte. Doch für Zoom kam es knüppeldick. Die Aktie stürzte stark ab, zuletzt stand sie bei gut 95 Dollar - auf knapp 17 Prozent des Höchststands. Auch das Wachstum ging zurück, Zoom kam nur noch so langsam voran wie beim Börsengang im Jahr 2019. Um magere zwölf Prozent kletterte der Umsatz zuletzt - auf gut eine Milliarde Dollar. Gründe für den Absturz des einstigen Börsenstars gibt es mindestens zwei: Zum einen kehren viele Angestellte wieder in die Büros zurück, die Dienste von Zoom sind also nicht mehr so stark gefragt.
Trotz des Absturzes: Zoom wächst weiter
Zum anderen ist den Kaliforniern starke Konkurrenz erwachsen. An vorderster Stelle Microsoft mit seiner Teams-Software, die voll integriert ist in die weit verbreiteten Office-Programme des Softwareherstellers und die nicht extra bezahlt werden muss. Auch Cisco mit Webex und Google mit seinem Konkurrenzangebot Meet sind dabei im Kampf um Marktanteile.
Es gibt aber auch eine zunehmende Zahl von Branchenkennern, die Zoom für unterbewertet halten. "Die Fixierung auf Zoom als eine Verirrung in Zeiten der Covid-Pandemie ist übertrieben", findet beispielsweise Matthew Harrigan von der Analysefirma Benchmark Co., "jetzt, da globale Technologie- und Finanzunternehmen erkennen, dass hybride Arbeitsformen dauerhaft bleiben." Viele Unternehmen erlaubten es ihren Angestellten, flexibel zu entscheiden, ob sie von zu Hause aus arbeiten oder ins Büro kommen wollen.
Zoom ist hierfür in einer guten Position. Nicht nur gilt die Software als einfach zu nutzen. Das Unternehmen richtet sich auch gezielt an Geschäftskunden und deren speziellen Erfordernisse. Neu im Angebot ist beispielsweise Software für Kundendienstmitarbeiter, zudem kündigte Zoom an, ein Start-up zu kaufen, das eine KI-gesteuerte Kommunikation mit Kunden ermöglicht. Diese neuen Geschäftsfelder laufen gut. Und eines darf man auch nicht unterschlagen: Während Pandemie-Profiteure wie Netflix erstmals Rückgänge bei der Zahl der Kunden hinnehmen mussten, wächst Zoom weiter - wenn auch nicht mehr so rasend schnell wie in der Corona-Hochphase.