Preisanstieg:US-Notenbank erhöht den Leitzins erneut um einen Dreiviertelpunkt

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Das Gebäude der US-Notenbank Fed in Washington, D.C. (Foto: IMAGO/Liu Jie/IMAGO/Xinhua)

Mit der Anhebung der Tagesgeldzielspanne auf drei bis 3,25 Prozent verschärfen die Währungshüter den Kampf gegen die hohe Inflationsrate.

Von Claus Hulverscheidt

Die US-Notenbank (Fed) hat den Kampf gegen die hohe Inflationsrate weiter verschärft und ihren wichtigsten Leitzins zum dritten Mal in Folge um einen Dreiviertelpunkt angehoben. Wie die Fed am Mittwochabend nach zweitägigen Beratungen ihres zinspolitischen Ausschusses mitteilte, liegt die sogenannte Tagesgeldzielspanne damit ab sofort bei drei bis 3,25 Prozent. Immobilien-, Auto-, Bank- und andere Kredite dürften sich entsprechend weiter verteuern. Noch im Frühjahr hatte die Zielspanne nur knapp oberhalb der Nulllinie rangiert.

Ziel der Währungshüter ist es, die starke Nachfrage der Bürger und Unbternehmen nach Waren und Dienstleistungen zu dämpfen und auf diesem Weg den Preisdruck abzubauen. Einige Experten hatten deshalb im Vorfeld des Treffens gar eine Zinserhöhung um einen vollen Punkt empfohlen: Sie verwiesen darauf, dass die Teuerungsrate im August zwar zum zweiten Mal in Folge auf zuletzt 8,3 Prozent gesunken sei, die Rückführung aber sehr viel langsamer vorankomme als gehofft.

Notenbankchef Jerome Powell und seine Mitstreiter hatten nach Beginn des Inflationsanstiegs im Frühjahr 2021 lange darauf gesetzt, dass sich das Preisproblem mit der Auflösung der coronabedingten Lieferengpässe in aller Welt von allein lösen würde. Spätestens mit dem russischen Überfall auf die Ukraine war jedoch klar, dass sich diese Hoffnung nicht erfüllen wird. Seither hat die Fed ihre Nullzinspolitik zur Stützung der Konjunktur beendet und ihren Leitsatz in einem Tempo erhöht, wie es das seit den 80er Jahren nicht mehr gegeben hat. Allerdings ist der Grat, auf dem Powell wandelt, schmal: Jede vermeintlich defensive Äußerung wird an den Börsen sofort als Einladung verstanden, das Kursfeuerwerk der Vergangenheit wieder in Gang zu setzen und neue Spekulationsblasen zu kreieren. Umgekehrt kann allzu aggressive Rhetorik dazu führen, dass der Aktien- und der Immobilienmarkt kollabieren und so einen Konjunktureinbruch auslösen.

Die Fed-Führung versucht deshalb seit Wochen, deutlich zu machen, dass der Kampf gegen die Inflation zwar nicht in eine tiefe Rezession münden soll, aber wohl auch nicht ganz ohne "Schmerzen" am Arbeitsmarkt vonstatten gehen wird. Seither rätseln Politik, Unternehmen, Bürger und Börsenhändler, wie hoch der Leitzins steigen, wie lange er oberhalb von vier oder gar fünf Prozent verharren und wie viele Jobverluste Powell hinnehmen könnte, bis seine persönliche Schmerzgrenze erreicht ist. Viele Experten gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote von derzeit 3,7 auf sechs oder gar sieben Prozent steigen muss, um den gesamtwirtschaftlichen Konsum-, Lohn- und Preisdruck deutlich und nachhaltig zu mindern.

Powell geriete damit in eine Zwickmühle, schließlich ist ein möglichst hoher Beschäftigungsgrad für die Fed laut Statut ein ebenso zentrales Ziel wie die Sicherung stabiler Preise. Auch Präsident Joe Biden steckte in der Bredouille, denn so sehr ihm die hohe Inflationsrate in den Meinungsumfragen auch schadet, so wenig kann ihm daran gelegen sein, dass die Arbeitslosenzahlen deutlich in die Höhe schnellen.

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