Energiekrise:Uniper darf staatlich werden

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Zukunfts-Geschäft? Gerade hat Uniper einen LNG-Terminal in Wilhelmshaven eröffnet. (Foto: MICHAEL SOHN/AFP)

Die Hauptversammlung des Düsseldorfer Konzerns macht den Weg frei für eine beispiellose Rettungsaktion. Doch sonderlich glücklich wirken die Aktionäre nicht: Viele hadern mit ihrem Schicksal.

Von Michael Bauchmüller

In Sachen Kommunismus kennt Klaus-Dieter Maubach weder Wenn noch Aber. "Der Einstieg des Bundes hat aus meiner Sicht nichts mit Kommunismus zu tun", sagt er. Und das ist, nach knapp zweieinhalb Stunden außerordentlicher Hauptversammlung, dann mal einer der wenigen lustigen Augenblicke. Lang und breit hat der Chef des angeschlagenen Gaskonzerns Uniper zuvor erklärt, warum an diesem Staatseinstieg kein Weg vorbei geführt habe. "Uniper stand kurz davor, Insolvenz anmelden zu müssen", sagt er. Das wiederum würde "zum vollständigen Verlust für die Aktionäre führen". Und die stimmen am Ende, nach drei Stunden monotonen Frage-Antwort-Abtauschs, auch zu. Mit 99,5 Prozent der Stimmen.

Uniper hatte auf Corona-Regeln zurückgegriffen und die Hauptversammlung rein virtuell abgehalten. Das hat es leichter gemacht, sie einzuberufen, aber gewiss hat es sie auch ruhiger gemacht. Denn aus den Hunderten eingereichten Fragen wird schnell deutlich: Der Frust bei den Aktionären sitzt mindestens so tief wie der finanzielle Verlust, den sie erlitten haben. Doch Fragen werden nur verlesen. Und auch Maubach liest jede Antwort stur vom Blatt ab. Selbst die mit dem Kommunismus.

Uniper war in Not geraten, nachdem der russische Gazprom-Konzern seine Gaslieferungen eingestellt hatte. Kein anderes Unternehmen hatte so viel Gas aus Russland importiert wie Uniper. Um die Lieferverpflichtungen gegenüber den Kunden dennoch einzuhalten, musste Uniper teuer Gas anderer Herkunft zukaufen. Bis September häufte sich so ein Verlust von 40 Milliarden Euro an. Einen Untergang Unipers wollte der Bund nicht riskieren, aus Angst um die deutsche Gasversorgung - also beschloss er die Übernahme.

Dem finnischen Großaktionär Fortum kauft der Bund nun alle Aktien ab, dazu übernimmt er dessen acht Milliarden Euro schwere Darlehen und Garantien für Uniper. Weitere acht Milliarden Euro gibt er an frischem Eigenkapital - gegen Aktien. 1,70 Euro zahlt er je Aktie. Kurz vor Russlands Invasion in die Ukraine war die Aktie noch an die 40 Euro wert gewesen. Der Bund übernimmt so knapp 99 Prozent des Unternehmens, mitsamt der Verluste. Eine entsprechende Rahmenvereinbarung schlossen Bund und Uniper ebenfalls am Montag. Die beihilferechtliche Genehmigung der EU erwarte man "in Kürze", sagt Maubach. Und dann, in fernerer Zukunft, auch wieder Gewinne.

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