Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) Zahlen über den Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung in Deutschland. Mehr als 1700 Tonnen der umstrittenen Medikamente hat die Pharmaindustrie demnach an Tierärzte abgegeben. Nun möchte die Ministerin in der kommenden Woche dem Kabinett ein Gesetz vorlegen, das weniger Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung vorschreibt, sagte eine Sprecherin des Ministeriums Süddeutsche.de.
Der Gesetzentwurf verfolge das Ziel, "das Risiko der Entstehung und Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen zu begrenzen", sagte Aigner der Rheinischen Post. Dafür sollen die Kontrollbehörden der Länder mehr Befugnisse erhalten. "Wir können den Einsatz von Antibiotika in Deutschland innerhalb weniger Jahre deutlich senken, wenn Länder und Bund an einem Strang ziehen", so Aigner.
Mastbetriebe sollen dem Gesetzentwurf zufolge verpflichtet werden, den Einsatz von Antibiotika zu melden. Sie müssen dann zeitnah den Behörden übermitteln, welches Arzneimittel sie welchen Tieren wie lange verabreicht haben. Mit dieser Datenbank ermittle daraufhin das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), wie häufig im Bundesdurchschnitt welche Tierart mit Antibiotika behandelt worden sei, heißt es im Vorschlag. Mastbetriebe, die den Durchschnitt überschreiten, müssen demnach einen Plan erstellen, wie sie den Einsatz verringern wollen.
Tierschützer und Umweltverbände werfen Viehhaltern massiven Missbrauch vor, weil Antibiotika im großen Stil auch an Tiere verfüttert werden, die gar nicht krank sind. Das kann schwere Konsequenzen für Menschen haben: Der Einsatz der Medikamente begünstigt die Entwicklung resistenter Erreger. Diese reagieren dann nicht mehr auf bestimmte Antibiotika. Die schärferen Bestimmungen sollen dem Entwurf zufolge den Einsatz von Antibiotika auf das absolut notwendige Maß beschränken, das zur Behandlung von Tierkrankheiten notwendig ist.