Rüstungsindustrie:Mit Panzern an die Börse

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Ein Kampfpanzer vom Typ "Leopard": Die Firma Renk ist unter anderem Weltmarktführer bei Getrieben für Panzer. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Augsburger Firma Renk ist Weltmarktführer bei Panzergetrieben - und die Geschäfte laufen seit dem Ukraine-Krieg gut. Nun sollen auch Anleger mitverdienen können.

Von Caspar Busse

Es ist eine Sonderkonjunktur, die einen bedrohlichen und gleichermaßen traurigen Grund hat. Seit Russland die Ukraine brutal überfallen hat und Krieg in Europa herrscht, steht die Rüstungsindustrie wieder im Fokus. Kanzler Olaf Scholz hat eine Zeitenwende und massive Investitionen in die Bundeswehr angekündet, und Deutschland ist nicht das einzige Land. Davon profitiert die Rüstungsindustrie, sie erhält nicht nur viele neue Aufträge, auch ihr Image ändert sich nachhaltig - weg von der Schmuddelbranche hin zu einer unverzichtbaren Industrie.

Mittendrin: Die Augsburger Firma Renk, die unter anderem die Getriebe für fast alle Panzer westlicher Bauart liefert und sich als Weltmarktführer bezeichnet. Unternehmenschefin Susanne Wiegand hat jetzt angekündigt, dass Renk zurück an die Börse soll, und zwar schnell. Die Börse ist für Renk nicht neu. Das Unternehmen war von 1923 bis 2020 bereits am Aktienmarkt, bevor es vom Finanzinvestor Triton übernommen wurde. Gegründet wurde es bereits 1873 - also vor 150 Jahren - als Zahnradwerkstatt in Augsburg.

"Der geplante Börsengang ist für uns der nächste logische Schritt auf unserem Wachstumspfad", sagte Wiegand. Ziel sei ein Börsengang bis Ende 2023, abhängig von den Marktbedingungen. Normalerweise vergehen zwischen der Ankündigung und dem eigentlichen Börsengang meist gut vier Wochen - es könnte also schon bald, etwa Mitte Oktober, so weit sein. Die Aktien anderer Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall oder Hensoldt waren zuletzt deutlich gestiegen.

Renk-Chefin Susanne Wiegand zusammen mit Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bei einem Firmenbesuch. (Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)

Geplant sei ein öffentliches Angebot in Deutschland und Privatplatzierungen bei institutionellen Anlegern in anderen Ländern. Der Finanzinvestor Triton, der Renk vor drei Jahren übernommen hatte, wolle sich von bestehenden Anteilen trennen, aber auch nach dem Börsengang noch Mehrheitseigentümer bleiben. Citigroup, Deutsche Bank und JP Morgan begleiten den Börsengang federführend.

Das Unternehmen könnte bis zu 2,5 Milliarden Euro wert sein

Derzeit macht das Rüstungsgeschäft 70 Prozent des Umsatzes aus, vor allem mit Getrieben für Panzer oder Marineschiffe. Der deutsche Leopard, der britische Ajax, der französische Leclerc - das sind allesamt Panzer, die mit Renk-Getrieben gefahren werden, in Dutzenden verschiedenen Armeen. Renk, sagte Wiegand vor ein paar Wochen, sei vielleicht nicht so sichtbar, aber trotzdem ziemlich wichtig. Es gebe einen weltweiten "Megatrend", nämlich den hin zu einem höheren Bedarf nach Sicherheit. Der geschätzte Weltmarktanteil bei Getrieben für militärische Kettenfahrzeuge, zu denen vor allem Kampfpanzer, Schützenpanzer, Panzerhaubitzen, Mannschaftstransporter und spezielle Hilfsfahrzeuge gehörten, liege bei 30 Prozent.

Der Rest des Umsatzes entfällt auf ziviles Geschäft, etwa mit Getrieben für Kompressoren, aber auch mit Zulieferungen für die Energiebranche. Ursprünglich gehörte Renk mal zum MAN-Konzern, der wiederum von VW übernommen wurde. Vor drei Jahren verkaufte VW Renk dann für 700 Millionen Euro an den Finanzinvestor Triton. Banker hatten zuletzt die mögliche Bewertung auf etwa 2,5 Milliarden Euro taxiert, das wäre eine deutliche Wertsteigerung.

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2022 machte das Unternehmen mit weltweit 3700 Mitarbeitern einem Umsatz von 849 Millionen Euro, der Gewinn lag bei 144,3 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr steigerte Renk den Umsatz um 7,9 Prozent. Für das laufende Jahr werden Erlöse von 900 Millionen bis zu einer Milliarde Euro erwartet, die Gewinnmarge dürfte bei 16 bis 17 Prozent liegen. Mittelfristig soll der Umsatz um zehn Prozent zulegen und die Gewinnmarge steigen.

Börsengänge gab es in letzter Zeit in Deutschland nur wenige. Im Juli des laufenden Jahres ging der Wasserstoffspezialist Nucera, eine Tochter von Thyssenkrupp, an den Aktienmarkt. Die Emission brachte gut 600 Millionen Euro ein. Auch die Parfümeriekette Douglas plant Insidern zufolge eine mögliche Rückkehr an die Börse, ähnliche Pläne soll auch der Pharma-Zulieferer Schott haben.

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