Debatte in den USA:Siemens-Chef über Trump: "Gesicht von Rassismus und Ausgrenzung"

German Chancellor Merkel visits Siemens plant in Goerlitz

Am Montag trafen sich Merkel und Kaeser in einem Siemenswerk in Görlitz.

(Foto: REUTERS)
  • Siemens-Chef Joe Kaeser verurteilt Trumps Angriffe auf Politikerinnen der Demokratischen Partei: "Es bedrückt mich, dass das wichtigste politische Amt der Welt das Gesicht von Rassismus und Ausgrenzung wird."
  • Am Vortag hatte Kanzlerin Merkel sich deutlich von den Äußerungen des US-Präsidenten distanziert.

Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel ungewohnt deutlich US-Präsident Donald Trump kritisiert hatte, äußerte sich Siemens-Chef Joe Kaeser zu Trumps rassistischen Angriffen auf Politikerinnen der Demokratischen Partei. "Es bedrückt mich, dass das wichtigste politische Amt der Welt das Gesicht von Rassismus und Ausgrenzung wird", twitterte Kaeser.

Der amerikanische Präsident hatte vor wenigen Tagen vier Demokratinnen aufgefordert, in ihre vermeintlichen Heimatländer zurückzugehen. In ihrer jährlichen Pressekonferenz hatte Merkel am Freitag Trumps Äußerungen verurteilt. "Ich distanziere mich davon entschieden", sagte die Kanzlerin. Sie fühle sich solidarisch mit den attackierten Frauen. Weil das Zusammenleben unterschiedlicher Menschen nach ihrem Verständnis immer die Stärke Amerikas ausgemacht habe, konterkarierten die Äußerungen des Präsidenten ebendiese Stärke. Das betonte auch Kaeser: "Ich habe viele Jahre in den USA gelebt und Freiheit, Toleranz und Offenheit erfahren, wie nie zuvor. Das war 'America great at work'!"

Wie politisch sich Konzernchefs äußern sollen, treibt derzeit die Wirtschaft um. Innerhalb der 30 bedeutensten deutschen Konzerne, die sich im Aktienindex Dax sammeln, ist Kaeser der Chef, der sich am meisten einmischt. Er lobte Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete und kritisierte eine Bundestagsrede von AfD-Fraktionschefin Alice Weidel ("Lieber 'Kopftuch-Mädel' als 'Bund Deutscher Mädel'"), was auch international viel beachtet wurde.

Im Januar 2018 hatte Kaeser in Davos auf dem Weltwirtschaftsforum Trump getroffen. Damals wurde dem Siemens-Chef vorgeworfen, zu liebedienerisch aufgetreten zu sein. Später kritisierte er die Handelspolitik von Trump: "Die richtige Antwort auf mangelnde Wettbewerbsfähigkeit ist Innovation und Produktivität und keine Zölle und Tweets." Siemens beschäftigt rund 50 000 Mitarbeiter in den USA. Die US-Chefin von Siemens, Barbara Humpton, ist Teil einer Unternehmerrunde, die das Weiße Haus in Fragen der Arbeitsmarktpolitik beraten soll.

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