Handel:EU-Parlament verlangt schärfere Regeln für Tiertransporte

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Oft legen Schweine mehrere Tausend Kilometer in engen Käfigen zurück. (Foto: Carsten Rehder/dpa)
  • Nachdem ein Bericht des EU-Agrarausschusses gravierende Verstöße beim Handel mit Tieren festgestellt hat, fordert das EU-Parlament schärfere Regeln für Tiertransporte.
  • Damit sich die Lage für die Tiere tatsächlich verbessert, müssten nun die Mitgliedsländer handeln.
  • Tierschützer freuen sich über den Vorstoß und fordern, dass Deutschland die Transporte in Drittländer komplett verbietet.

Von Silvia Liebrich, München

Für Tierschützer ist es ein erster Erfolg: Das EU-Parlament hat am Donnerstag schärfere Regeln und mehr Kontrollen für Tiertransporte gefordert. Ein Bericht des Agrarausschusses hatte zuvor gravierende Verstöße im Handel mit Rindern, Schweinen, Schafen und anderen Tieren festgestellt, die oft über lange Strecken quer durch Europa und darüberhinaus verschickt werden.

Zwar ändert sich nun erst einmal nichts, jetzt sind Kommission und die Mitgliedsländer am Zug. Das Parlament will im Einzelnen die Transportbedingungen für Tiere verbessern, Kontrollen verschärfen und Transporte in Drittstaaten unterbinden, wenn dort EU-Bestimmungen nicht eingehalten werden. Zwar gelten europäische Vorschriften bis zum Zielort, etwa in der Türkei oder im Libanon. Was aber jenseits der Außengrenzen passiert, lässt sich in der Regel nicht kontrollieren.

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Die Forderung, Tiertransporte auf maximal acht Stunden zu begrenzen, sei ein erster Schritt in die richtige Richtung, sagt Martin Häusling, Agrarexperte der Grünen im EU-Parlament. Der aktive Tierschutz müsse zurück auf die politische Agenda, verlangt die SPD-Europa-Abgeordnete Maria Noichl. Grüne, Sozialdemokraten, aber auch andere Parteien setzen sich für Verbesserungen ein. Widerstand kam dagegen aus den Reihen der konservativen EVP-Fraktion, zu der auch CDU/CSU gehören. Robert Habeck, Grünen-Chef im Bundestag, sieht nun die Bundesregierung in der Pflicht. "Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner muss sich in der EU und darüber hinaus für ein generelles Verbot des Exports von Tieren zur Schlachtung einsetzen", forderte er. Tierschützer lobten die Entscheidung.

Die Zustimmung des EU-Parlaments zeuge vom Veränderungswillen auf EU-Ebene, hieß es bei Pro Vieh. Deutschland müsse nun mit gutem Beispiel vorangehen und Tiertransporte in Drittländer ganz verbieten. Aus dem Agrarministerium hieß es, Klöckner mache sich auf EU-Ebene dafür stark, dass Schlachttiere nicht länger als acht Stunden transportiert werden. Zuchtverbände lehnen dagegen ein solches Exportverbot ab. Der Handel mit lebendem Zucht- und Schlachtvieh ist ein Milliardengeschäft, allein Deutschland exportierte 2017 Tiere im Wert von 1,3 Milliarden Euro.

Dass Tiertransporte 5000 Kilometer und mehr zurücklegen, ist keine Seltenheit. Auf langen Routen bekommen die Tiere kaum Pausen und werden oft nicht ausreichend versorgt. Tierschützer dokumentieren und monieren diese Missstände seit Jahren und verlangen von der Kommission ein härteres Durchgreifen. Auch Tierärzte sehen Handlungsbedarf. Veterinäre in Bayern hatten sich zuletzt geweigert, Transporte in Drittländer wie Usbekistan zu genehmigen.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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