Friedberg (Hessen):Lockdown bringt Reinigungsbranche Verluste

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Kleidung hängt in einer Reinigung. (Foto: picture alliance / dpa/Archivbild)

Der fehlende Bedarf für Geschäfts- und Festtagskleidung oder Hotelwäsche in der Pandemie bringt die hessischen Textilreinigungsbetriebe in Bedrängnis. Der...

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Der fehlende Bedarf für Geschäfts- und Festtagskleidung oder Hotelwäsche in der Pandemie bringt die hessischen Textilreinigungsbetriebe in Bedrängnis. Der Lockdown mit viel Homeoffice und wenig Veranstaltungen habe die Umsätze von Unternehmen mit Privatkunden ebenso wegbrechen lassen wie von Wäschereien, die auf Hotels oder die Gastronomie spezialisiert sind, teilte der Verband Textile Dienste Südwest mit, der auch Unternehmen in Hessen vertritt.

„Bei Privatpersonen reduziert sich durch die Maßnahmen schlichtweg der Bedarf nach professioneller Reinigung“, sagte Geschäftsführer Andreas Schumacher mit Blick auf die Corona-Beschränkungen. Denn wer im Homeoffice arbeitet, lässt seinen Geschäftsanzug oder die schicke Bluse im Schrank. Wo keine großen Hochzeiten und anderen Feste gefeiert werden können, wird auch keine Profireinigung für feine Stoffe benötigt. Die Branche befürchtet in den kommenden Monaten Insolvenzen, vor allem bei kleinen Privatreinigungen und mittelständischen Hotelwäschereien.

„Allein das Herren-Businesshemd macht in Reinigungen mit ausschließlichem Privatkundengeschäft circa 30 bis 40 Prozent des Umsatzes aus“, sagt Schumacher. Hinzu kämen die Geschäftsanzüge: „Dieser Umsatz ist in den hessischen Betrieben extrem zurückgegangen, im Schnitt etwa um drei Viertel.“ Noch schlimmer sehe es bei Abendgarderobe und Festkleidung aus. Betroffen sind Schumacher zufolge gerade auch jene Unternehmen, die Wäsche von Hotels reinigen. Derzeit dürfen Hotels für touristische Zwecke keine Gäste empfangen. Geschäftsreisende können noch übernachten, bleiben aber häufig aus. „Das bedeutet für Wäschereien enorme Umsatzverluste.“

Das hat auch Jürgen Diener erlebt, Inhaber der Wäscherei Diener mit Standorten in Ebersburg bei Fulda, in Schlitz im Vogelsbergkreis sowie bei Koblenz. Das Unternehmen kümmert sich demnach vor allem um die Wäsche von Hotelgruppen. Dieses Geschäft mache fast 90 Prozent des Umsatzes aus. Entsprechend hart sei man vom Lockdown betroffen. Der Umsatzrückgang im Jahr 2020 betrug Diener zufolge 55 Prozent. Auch aktuell sei der Betrieb gering ausgelastet - „und das ist natürlich absolut schwierig“. Derzeit habe man noch ein „kleines bisschen“ Hotelgeschäft, gewaschen werde zudem für ein Klinikum sowie Berufsbekleidung.

Eigentlich beschäftige die Firma knapp 250 Mitarbeiter, berichtete Diener. „Aber wir haben in dieser Pandemie schon über 60 Mitarbeiter verloren.“ Auch, weil die Perspektive für das Geschäft mit Hotellerie und Gastronomie fehle. Um die Krise zu meistern, hat die Wäscherei Diener zufolge unter anderem ein Darlehen der Förderbank KfW aufgenommen. Auch Hilfsgelder habe man beantragt, die aber „zögerlich“ oder noch gar nicht geflossen seien. Nun beantrage man die Überbrückungshilfe III. „Das hilft. Aber es gleicht bei weitem nicht die Verluste aus, die wir haben.“

Hans Dietrich Kathari, Inhaber der Kathari Textilpflege GmbH Friedberg, berichtet von gut 50 Prozent Umsatzverlust im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019. In diesem Jahr werde es wahrscheinlich noch mehr werden. „Wir spüren, dass der Business- und Veranstaltungsbereich wegfällt, das Hotel- und Gaststättengewerbe. Es finden keine großen Feiern statt, keine Hochzeiten, für die Brautkleider und Festgarderobe benötigt wird.“ Er wolle es so sagen: „Die Kleidung ist deutlich mehr waschmaschinenlastig geworden“, sagt Kathari etwa mit Blick auf den Freizeitlook im Homeoffice.

Die Firma reagiere auf die Krise mit Kurzarbeit und Personaleinsparung bis hin zu Entlassung. Und die Inhaber packen viel mit an: „Wir sind ein Familienunternehmen, das dieses Jahr 60 Jahre alt wird“, so Kathari. „Das heißt, wir haben Oldschool gelernt: Wenn es eng wird, macht man eben sehr viel selbst.“

© dpa-infocom, dpa:210308-99-730467/4

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