Die schlechten Nachrichten reißen aus Sparersicht nicht ab. Anfang Mai verkündete das Verbraucherportal Biallo, dass die durchschnittlichen Zinsen für Tages- und Festgeld auf einen neuen Tiefstand gefallen sind: Für Tagesgeld gibt es noch mickrige 0,09 Prozent, für einjähriges Festgeld gerade einmal 0,16 Prozent Zinsen. Zuvor hatten mehrere Banken, darunter Klarna, Ford Money und Sberbank, die Zinsen gesenkt. Manche Geldhäuser gehen noch einen Schritt weiter und nehmen von ihren Kunden eine Gebühr. Die PSD Bank Rhein-Ruhr etwa verlangt für neu eröffnete Tagesgeldkonten, je nach Anlagesumme, bis zu ein Prozent Strafzinsen.
Trotz Zinsflaute legen nach wie vor Millionen Deutsche ihr Geld auf Tages- und Festgeldkonten an. Vor allem für vorsichtige Sparer führt an ihnen kein Weg vorbei. Das verdeutlicht eine aktuelle Umfrage des Meinungsinstituts Kantar im Auftrag der Postbank. Neun von zehn Befragten gaben dort an, dass für sie Sicherheit bei der Geldanlage die oberste Priorität hat; die Rendite kommt erst an zweiter Stelle.
Für Kerstin Becker-Eiselen, Expertin für Geldanlage und Altersvorsorge der Verbraucherzentrale Hamburg, ist dieses Verhalten einleuchtend. "Aktuell sind Verbraucher wegen der Corona-Krise stark verunsichert. Vor allem die Sparbuch-Generation weiß nicht mehr, wohin mit ihrem Geld", sagt sie. Das Ersparte auf Tages- oder Festgeldkonten anzulegen sei aber immer noch besser, als es "einfach unter die Matratze zu packen", zumal Alternativen wie Anleihen ebenfalls keine Erträge mehr abwerfen. Auch Vermögensverwalter raten inzwischen, den Teil des Vermögens, der absolut sicher angelegt sein soll, ausschließlich auf Tages- und Festgeldkonten aufzuteilen. Sparer sollten aber wissen, dass bei einer Inflationsrate von zuletzt rund zwei Prozent das Ersparte schleichend an Wert verliert.
Die gute Nachricht für Verbraucherinnen und Verbraucher: Es gibt immer noch Banken, die bessere Konditionen bieten als der Durchschnitt. Allerdings wird die Auswahl kleiner, und viele Banken mit den besten Zinsen haben ihren Sitz im Ausland. Das zeigt ein Vergleich des Verbraucherportals Biallo.de ( siehe Tabellen). Bei einem größeren Vermögen können aber auch schon vermeintlich kleine Zinsunterschiede Hunderte Euro im Jahr ausmachen - vergleichen lohnt sich also.
Warum Sparer ihr Geld gestaffelt anlegen sollten
Bei Tagesgeld ist die angelegte Summe, wie der Name schon sagt, nicht an eine Laufzeit gebunden und somit jederzeit verfügbar. Zudem fallen in den allermeisten Fällen keine Kontogebühren an. Die estnische Bigbank bietet derzeit 0,4 Prozent Zinsen, die deutsche Oyak Anker Bank 0,15 Prozent. Die Bank of Scotland lockt noch bis zum 28. Mai mit einem Zinssatz von 0,5 Prozent für drei Monate, der Regelzins liegt ansonsten bei 0,1 Prozent (deshalb ist sie in der Tabelle nicht berücksichtigt). Grundsätzlich sollten Verbraucher darauf achten, dass die Zinsen zumindest für einige Monate festgeschrieben sind. Denn theoretisch darf die Bank den Zinssatz sonst täglich anpassen.
Im Unterschied zu Tagesgeld bietet Festgeld verlässlichere Zinsen, denn sowohl Kunde wie Bank sind über die Laufzeit an die Konditionen gebunden. Das Geld ist über einen bestimmten Zeitraum fest angelegt und kann in der Zwischenzeit in aller Regel nicht abgehoben werden. Im Gegenzug erhalten Sparer einen etwas höheren Zinssatz als beim Tagesgeld. Das gilt insbesondere, wenn sie bereit sind, ihr Geld längerfristig anzulegen.
Die besten Konditionen bietet die italienische FCA Bank für Festgeld mit einer Laufzeit von sechs Monaten (0,61 Prozent), einem Jahr (0,85 Prozent) und zwei Jahren (1,05 Prozent). Die deutsche Eurocity Bank bietet für zwei Jahre immerhin noch 0,4 Prozent Zinsen. Angesichts dieser Unterschiede empfiehlt Sebastian Schick, Zinsexperte von Biallo, das angesparte Vermögen auf mehrere Laufzeiten aufzuteilen: "Auf diese Weise können Verbraucher flexibel auf Zinsänderungen reagieren", sagt er.
Konkret könnte das so aussehen, dass ein Sparer mit einem Sparguthaben von 90 000 Euro jeweils ein Drittel auf Festgeldkonten mit sechsmonatiger, einjähriger und zweijähriger Laufzeit staffelt. Von Laufzeiten über zwei Jahren raten Finanzexperten ab, da die aktuell niedrigen Zinsen auf längere Sicht steigen können.
Ausländische Banken bergen Risiken
Sparer, die völlig auf Nummer sicher gehen wollen, sollten ihr Geld bei einer deutschen Bank anlegen. Am Ende bürgt nämlich immer die Einlagensicherung des jeweiligen Landes. In EU-Staaten ist die Grenze auf mindestens 100 000 Euro pro Bank und Sparer festgeschrieben. Wie wichtig der Einlagenschutz ist, zeigte erst vor kurzem die Pleite der Greensill Bank. Das Bremer Institut hatte jahrelang mit vergleichsweise hohen Zinsen viele Millionen Euro an Spareinlagen eingesammelt, konnte seine Verbindlichkeiten aber am Ende nicht mehr bedienen. Während Gemeinden zum Teil viele Millionen Euro verloren haben, waren die Guthaben der Sparer über die deutsche Einlagensicherung und den privaten Sicherungsfonds der Banken geschützt.
Anders könnte das im Ausland aussehen, warnt etwa die Stiftung Warentest. Denn trotz europäischer Mindeststandards hängt die Entschädigung der Sparer im Pleitefall letztlich vom Willen und der Liquidität der einzelnen Regierungen ab. Von Angeboten bei rumänischen, kroatischen oder maltesischen Banken, wie sie etwa auf einzelnen Onlineportalen zu finden sind, rät Stiftung Warentest deshalb ab. Bei Biallo werden diese gar nicht erst gelistet.