Shopping im Internet:Worauf man beim Online-Kauf achten sollte

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Entspannt einkaufen im Internet: Ein bisschen Vorsicht schadet nicht. (Foto: Eva Blanco/Mauritius Images/Westend61)

Shopping im Internet ist bequem. Doch es hat auch seine Tücken. Wie man Betrüger erkennt.

Von Marcel Grzanna

Der Onlineverkauf hat sich von einer Nische zu einem festen Standbein des Einzelhandels entwickelt. Deutsche Verbraucher gaben im vergangenen Jahr 83,3 Milliarden Euro für Waren im Internet aus, davon 21,2 Milliarden für Bekleidung und Schuhe und 20,5 Milliarden für Heimelektronik, wie der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. ermittelt hat. Mit der steigenden Bereitschaft der Deutschen zum digitalen Erwerb wittern auch Betrüger wachsende Chancen. Um sicher einzukaufen, sollten Onlinekunden einige Regeln beachten.

Die Gefahren kennen

Der Anbieter genießt den Vorteil, sich hinter einer digitalen Fassade verstecken zu können. Deswegen ist es für die Nutzer wichtig zu wissen, welche Indizien auf eine betrügerische Absicht hinweisen. Werden ihm zum Beispiel Rechte verweigert, die ihm laut Gesetzgeber gewährt werden müssen? Dann sollte man vorsichtig sein.

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Belege sammeln

Grundsätzlich ist es ratsam, alle Vorgänge beim Online-Shoppen zu dokumentieren, um im Falle von Unstimmigkeiten alle relevanten Belege des Vorgangs vorlegen zu können. Dazu gehören Kaufvertrag, Bestellbestätigung, E-Mail-Verkehr und ein Screenshot des Angebots. Betroffene können die ausgedruckten Unterlagen von der nächstgelegenen Beratungsstelle der Verbraucherzentrale prüfen lassen und - auch online - Strafanzeige bei der Polizei stellen.

Die Belege können aber auch bei Schwierigkeiten mit einem serösen Anbieter hilfreich sein, besonders wenn es um die Einhaltung von Fristen geht. Die Gewährleistungsfrist beträgt zwei Jahre bei Neuware, ein Jahr bei gebrauchten Produkten wie beispielsweise Mobiltelefonen aus zweiter Hand. Die Anbieter müssen, anders als bei Einkäufen in Verkaufsgeschäften, zudem ein Widerrufsrecht für jeden Kauf einräumen, auch bei Rabattware oder Unterwäsche. Portale, die ein solches Widerrufsrecht ausschließen, handeln rechtswidrig und sollten vom Kunden mit Skepsis betrachtet werden.

Skeptisch sein bei Tiefstpreisen

In sozialen Medien schleichen sich immer wieder "Wahnsinnsangebote" auf die Profilseite der Nutzer. Die vermeintlichen Original-Sonnenbrillen einer Luxusmarke für zehn Euro das Stück? Solche Angebote sollten nicht angenommen werden, wenn man tatsächlich ein Original erwartet und eine Enttäuschung vermeiden möchte. Allerdings gibt der Preis nicht immer so offensichtlich Aufschluss darüber, dass es sich um Fälschungen handelt. Nachlässe von zehn oder 20 Prozent kommen durchaus vor. Wer sich mit den Marktpreisen eines Produktes auskennt, ist im Vorteil. Vergleichsangebote anzusehen, ist hilfreich. "Es gibt keine rechnerische Formel, die die Seriosität von günstigen Angeboten bewerten kann. Grundsätzlich aber sollten die Alarmglocken schrillen, wenn ein Produkt, bei dem es Lieferengpässe gibt, plötzlich irgendwo im Internet sehr billig zu haben ist", sagt Iwona Husemann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

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Internetadressen beachten

Eine beliebte Masche von Betrügern ist es, potenziellen Kunden vorzugaukeln, sie befänden sich auf der Seite eines seriösen Anbieters. Die Internetauftritte sehen den Originalfirmen häufig verblüffend ähnlich. Und auch der Name der Adresse ist nahezu identisch. Wer also nicht proaktiv ein Einkaufsportal ansteuert und damit sicher sein kann, bei Anbieter XY zu landen, sondern stattdessen über einen Link in einer Werbeanzeige auf das Portal gelangt, sollte die URL-Adresse prüfen. Beispielsweise deutet eine Endung, der nach einem üblichen .de noch ein .com folgt, auf betrügerische Absicht hin, warnt die Verbraucherzentrale. Bei Angeboten per E-Mail sind die Adressen von Betrügern oft mit dubiosen Nummern- oder Buchstabenfolgen versehen.

Kundenbewertungen prüfen

Beurteilungen anderer Kunden bieten Nutzern eine Orientierung sowohl, was den Service des Anbieters angeht, als auch zur Qualität der Waren. Allein aus den Bewertungen zu schließen, ob ein Portal seriös operiert, ist schwierig. Je mehr ausführliche, schlüssige, aber auch negative Bewertungen zu lesen sind, desto größer ist die Chance, dass es sich um ein lauteres Angebot handelt. Kurzbewertungen, die mit wenigen Adjektiven positiv, aber nur sehr oberflächlich urteilen, helfen bei der Einschätzung kaum weiter, ob es sich um ein Fake-Angebot handelt oder nicht. Sehr viele Kommentare sind grundsätzlich ein Indiz für eine erhöhte Nachfrage, was Vertrauen schafft. Wenn die Bewertungen allerdings ausschließlich aus einer Sternskala bestehen, heißt es, nach anderen Hinweisen auf Seriosität zu suchen. "Um Kundenbewertungen richtig einschätzen zu können, hilft meistens nur das Bauchgefühl. Allzu blumige Kommentare dürfen durchaus stutzig machen. Wer anderen Kunden helfen will, sollte sachlich formulieren", sagt Verbraucherschützerin Husemann.

Ein Blick auf das Impressum und die AGB

Angaben zum Betreiber der Internetseite inklusive einer Postadresse, einer Telefonnummer und einer Umsatzsteuernummer sind ein gutes Zeichen, allerdings reichen sie bei fragwürdigen Angeboten nicht als Beweis für die Seriosität des Verkäufers aus. Denn auch diese Angaben können gefälscht sein. Wer zweifelt, kann zum Telefon greifen und bei der angegebenen Nummer nachfragen. Die Allgemeinen Geschäftsbedingungen können ebenso wenig endgültige Sicherheit bieten. Trotzdem unterscheiden sich Präsentation, Länge und Inhalt oft von den AGB der seriösen Portale.

Zahlungsmöglichkeiten prüfen

Die sicherste Variante ist der Kauf auf Rechnung, die erst nach Erhalt der Ware beglichen wird. Auch das Lastschriftverfahren schließt Risiken weitgehend aus, weil der Käufer acht Wochen Zeit hat, den eingezogenen Betrag von seiner Bank zurückholen zu lassen. Manche Banken bieten ihren Kunden zu jeder Lastschrift innerhalb der Kontobewegungen einen Zusatzservice, der anzeigt, wie viel Zeit noch übrig bleibt bis zum Ablauf des Widerrufsrechts. Viele Onlineshops liefern allerdings nur gegen Vorkasse wie Kreditkartenzahlungen oder die Zwischenschaltung von Zahlungsdienstleistern wie Paypal oder Klarna. Husemann warnt: "Auch wenn diese Dienstleister seriös arbeiten, garantieren sie keine Sicherheit vor Betrug beim Onlinekauf, weil es nicht ihre Aufgabe ist, Betrüger zu entlarven."

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