Schifffahrt:Bund muss finanzielle Förderung für Seehäfen verzehnfachen

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Dutzende Frachtcontainer stehen aufgestapelt im Hamburger Hafen. (Foto: Jonas Walzberg/dpa/Symbolbild)

Die Seehäfen müssen dringend ausgebaut und modernisiert werden. Doch das Geld fehle an allen Ecken und Enden, kritisiert ein Verband. Entsprechend groß sind die Erwartungen an die Nationale Maritime Konferenz Mitte September.

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Hamburg/Bremen (dpa) - Die maritime Wirtschaft erwartet von der Bundesregierung finanzielle Zugeständnisse für den Erhalt und den Ausbau der Seehäfen. Momentan unterstütze der Bund die Länder mit etwa 38 Millionen Euro jährlich, nötig sei mindestens das Zehnfache - also rund 380 bis 400 Millionen Euro. Die Forderung sei ohnehin „kein ganz großer Wurf“, sagte Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). „Damit gehen wir in das Gespräch rein, das müsste doch funktionieren.“

Der Frust ist nach Verbandsangaben knapp eine Woche vor der Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen groß. Die nationale Hafenstrategie sei das zentrale Projekt der Koalition für die maritime Wirtschaft - doch bisher sei kaum etwas passiert. Die Zusammenarbeit mit dem Bundesverkehrsministerium sei schwierig, noch immer gebe es keine zu diskutierenden Texte. „Das ist echt dünn für einen einjährigen Konsultationsprozess. Da muss mehr auf den Tisch“, forderte Hosseus. Die nationale Hafenstrategie drohe „als Tiger abzuspringen und als Bettvorleger zu landen“.

Nötig sei eine Strategie, wie die Seehäfen wettbewerbsfähig bleiben und ihrer Rolle bei der Energiewende gerecht werden können. Ein Beispiel sei der Ausbau der Windenergie: Damit die Windkraftanlagen auf See in den nächsten Jahren verdreifacht werden können, müssen nach Angaben des ZDS auch die Flächen der Seehäfen verdreifacht werden. „Mit diesen Kosten sind die Küstenländer, ist die Hafenwirtschaft überfordert.“

Der Verband erwartet auf der Nationalen Maritimen Konferenz nun verbindliche Zusagen. „Es muss klar werden, in welche Richtung die Bundesregierung tatsächlich geht. Welche Maßnahmen möchte sie ergreifen? Wie viel Geld kann sie ins Spiel bringen?“, sagte der ZDS-Hauptgeschäftsführer.

Die Nationale Maritime Konferenz am kommenden Donnerstag und Freitag in Bremen steht unter dem Motto „Standort stärken. Klima schützen. Zukunft gestalten“. Sie gilt als die zentrale Veranstaltung der Bundesregierung zur Unterstützung der maritimen Wirtschaft und mit 800 erwarteten Gästen als das größte Branchentreffen. Die Konferenz unter der Schirmherrschaft von Kanzler Olaf Scholz (SPD) findet seit dem Jahr 2000 alle zwei Jahre statt.

Die maritime Wirtschaft sichert nach einer Studie des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (SIL) bundesweit mehr als 450 000 Arbeitsplätze bei einer Wertschöpfung von 29,8 Milliarden Euro. Darüber hinaus kommt den Seehäfen laut den Industrie- und Handelskammern Nord bei der Energiewende eine entscheidende Rolle zu. Erneuerbare Energien müssten verladen und weitertransportiert werden und Schiffe alternative Kraftstoffe tanken können. „Es ist schlicht nicht fair, die Kosten dafür allein den Ländern zu überlassen“, betonte der IHK Nord-Vorsitzende Klaus-Jürgen Strupp.

Der Ausbau der Offshore-Windenergie sowie die Vergabe von öffentlichen Aufträgen an die Werften und für die Bergung von Munition im Meer müssten deutlich schneller umgesetzt werden, heißt es in einem Positionspapier der IHK-Nord. Nötig seien dafür einheitliche Regeln auf europäischer und internationaler Ebene. Außerdem müsse die Aus- und Weiterbildung gestärkt werden, um dem Arbeits- und Fachkräftemangel in der maritimen Branche entgegenzuwirken.

Die IG Metall Küste verlangt darüber hinaus eine Beschäftigungs- und Standortoffensive für die deutschen Werften. „Es ist alles für eine gute Zukunft da: qualifizierte Belegschaften, technologisch spezialisierte Werften und Zulieferer, Zukunftsmärkte“, erklärte Bezirksleiter Daniel Friedrich am Freitag bei der Präsentation der 33. Schiffbauumfrage unter Betriebsräten von 46 Werften in den fünf norddeutschen Bundesländern. Nötig seien nun eine intelligente, aktive Industriepolitik sowie Unternehmen, die in die Zukunft investierten.

© dpa-infocom, dpa:230908-99-119979/4

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