Das Ölministerium in Saudi-Arabien war stets entscheidend für das Wirtschaftsmodell des Königreichs: Geduldig versuchten die Minister über das Opec-Kartell, Angebot und Nachfrage so zu tarieren, dass der saudische Wohlstand wuchs und der Staatshaushalt gut gefüllt war für allerlei Wohltaten, die der Regent seinen Untertanen zukommen ließ. Seit Samstag gibt es dieses Ministerium nicht mehr. Der letzte Minister, der 81-jährige Ali al-Naimi, wurde nach 21 Jahren im Amt abgelöst von Khalid al-Falih. Doch dieser leitet jetzt das Ministerium für Energie, Industrie und Bodenschätze.
Die Umbenennung symbolisiert die Pläne des erst 31 Jahre alten stellvertretenden Kronprinzen Mohammad bin Salman, die Wirtschaft des Landes zu reformieren und seine Abhängigkeit von Öleinnahmen zu reduzieren. Zentral dafür sind der Umbau und der geplante Teilbörsengang der staatlichen Ölgesellschaft Saudi Aramco, deren Vorstandschef Falih von 2009 bis zu seiner Berufung im Mai 2015 als Gesundheitsminister war und deren Verwaltungsrat er weiter leitet.
Falih unterstützt die Reformpläne des ambitionierten Königssohns
Es gibt kaum jemanden, der die Firma und die Ölindustrie besser kennt als der 1960 geborene Manager. Falih war in den Achtzigerjahren - nach einem Maschinenbau-Studium an der Texas A & M University - über verschiedenste Funktionen bis an die Spitze des Unternehmens aufgestiegen. 1991 legte der Vater zweier Kinder noch einen MBA an der König-Fahd-Universität für Öl und Mineralien ab.
Schon im Januar hatte Falih die Ölpolitik seines Landes beim Weltwirtschaftsforum in Davos erläutert und sich als Befürworter der Reformpläne des Königs und dessen ambitionierten Sohns gezeigt. Gefragt nach dem Tempo der Veränderungen sagte er, manche Leute seien in der Vergangenheit besorgt gewesen, dass es zu langsam vorangehe. Als früherer Läufer sage er nun: "Manchmal müssen Sie sprinten, wenn Sie Muskeln aufbauen wollen."
Eine Fördergrenze ist für den neuen Minister nicht Priorität
In Falihs neuem Ressort, dem das bisherige Ministerium für Elektrizität zugeschlagen wurde, wird das auch heißen, erneuerbare Energien in Saudi-Arabien zu fördern, einschließlich der Produktion von Solarzellen in großem Stil. Denn noch verbrauchen die Bürger des Königreichs ein Viertel der mehr als zehn Millionen Barrel Öl, die täglich gefördert werden, selbst - zu stark verbilligten Preisen. Dieses Öl soll verstärkt in den Export fließen.
Zudem sollen andere Bodenschätze stärker ausgebeutet, die Wirtschaft soll diversifiziert werden. So sollen zusätzliche Arbeitsplätze für die junge Bevölkerung entstehen. Nicht als Priorität hingegen sehen es Falih und der letztlich auch für die Ölpolitik verantwortliche Königssohn, die Preise durch eine neuerliche Begrenzung des Angebots zu regulieren. Saudi-Arabien kann ihrer Meinung nach am längsten und besten mit der Situation klarkommen. Sie sehen den niedrigen Ölpreis eher als willkommenes Druckmittel, um ihre Reformpläne gegen beachtliche Widerstände durchzusetzen.