Recycling:Was im gelben Sack landet, wird am Ende doch eh nur verbrannt

Branchenvertreter sagen, dass etwa 40 Prozent von dem, was im gelben Sack landet, am Ende auch stofflich erhalten bleibt. Etwa sieben Prozent landen direkt in der Müllverbrennungsanlage. Das ist für die Branche die teuerste Entsorgungsform, weil sie dafür am meisten zahlen muss. Der Rest, also etwas mehr als 50 Prozent, wird zwar ebenfalls verbrannt, da diese Stoffe aber kaum mit Schadstoffen belastet sind, können sie etwa in Zementwerken als Brennstoff genutzt werden. Zum Vergleich: Der Hausmüll muss überwiegend in Müllverbrennungsanlagen verbrannt werden.

Die gelben Säcke werden beim Müllverwerter von Hand sortiert

Mittlerweile kann der Verpackungsmüll gut maschinell getrennt werden. Von Hand wird nur noch nachsortiert. Problematisch sind jedoch scheinbare Kleinigkeiten: Hängt der Aludeckel noch am Joghurtbecher, landet beides zunächst im Plastikmüll. Die Maschinen orientieren sich immer am größeren und schweren Teil, in diesem Fall also an dem Becher. Das Aluminium muss in einem zusätzlichen Schritt beim Plastikverwerter aussortiert werden.

Schwer tun sich die Maschinen auch mit schwarzen Kunststoffen, weil sie das Prüflicht nicht richtig reflektieren. Auch Verbundverpackungen aus Kunststoff sind problematisch, beispielsweise jene Schalen, in denen Fleisch oder Käse oft verpackt wird. Die Abdeckfolie ist häufig aus Polyethylen (PE), die Schale aus dem härteren Polyethylenterephthalat, bekannter unter der Kurzform PET. Einzeln ließen sich die Materialien wiederverwenden, miteinander verschweißt funktioniert das bislang noch nicht gut. Darum ist gerade bei Mischkunststoffen die Recyclingquote sehr gering.

Tüten können doch ohnehin nicht wiederverwertet werden

Doch, sie werden gehäckselt, gewaschen und getrocknet. Aus dem Granulat lassen sich dann neue Folien ziehen. Die sind nicht mehr besonders hochwertig, können aber zum Beispiel als Material für gelbe Säcke verwendet werden.

Wer den gelben Sack falsch befüllt, muss mit einer Geldbuße rechnen

Dafür fehlt die rechtliche Grundlage. Es kann lediglich passieren, dass die Entsorgungsfirma einen gelben Sack stehen lässt, wenn er falsch befüllt ist. Verdächtig sind vor allem Säcke, die mehr als die üblichen zwei bis drei Kilogramm wiegen. Dann liegt der Verdacht nahe, dass auch Glas, Papier, Holz oder eben der Sonnenschirmständer entsorgt wurden. Manchmal hängt in so einem Fall ein Zettel an dem Sack, mit der Bitte, den Inhalt nochmal neu zu sortieren.

Es ist sinnvoller, Container in einer Stadt aufzustellen, als über zwei oder vier Wochen hinweg den Müll in gelben Säcken zu sammeln und zu lagern

Die Erfahrung zeigt: In den Containern wird viel weniger Verpackungsmüll gesammelt. Nochmal das Beispiel München: Während im Rest der Republik pro Kopf etwa 30 Kilogramm an Verpackungsmüll gesammelt werden, sind es in München gerade einmal fünf Kilogramm. Hinzu kommt: Das gesammelte Material ist im Vergleich zum gelben Sack schlechter wiederverwertbar, weil vieles eingeworfen wird, was nicht recycelt werden kann. Müllexperten sagen: In den Containern landet alles, was irgendwie durch die Schlitze passt. Beim gelben Sack ist die Hemmschwelle größer, Müll darin zu entsorgen, der nicht dort hinein gehört.

Wofür der Aufwand? Müll ist doch nichts wert

Für die Stoffe aus der Müllverwertung gibt es einen Markt wie für herkömmliche Rohstoffe auch - mit entsprechend schwankenden Preisen. Beispiel Plastik: Fällt der Preis für Rohöl, werden Kunststoffe günstiger, weil sie mit Hilfe von Öl produziert werden. Folien etwa können um die 30 Euro je Tonne bringen, sortenreines Polyethylen, wie es zum Beispiel für Shampoo-und Reinigungsflaschen verwendet wird, 200 Euro. Bei Mischkunststoffen müssen hingegen für die Entsorgung 50 Euro pro Tonne draufgezahlt werden.

Die Einnahmen aus den Stoffen wären für sich genommen allerdings nicht hoch genug, um das duale System ohne Lizenzgebühren zu finanzieren. So wertvoll sind die Wertstoffe dann eben doch nicht. Ein schöner Nebeneffekt jedoch: Deutschland ist vielen anderen Ländern bei der Mülltrennung so weit voraus, dass sich die dafür erforderlichen Technologien mitunter zum Exportschlager entwickeln.

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