Die Plastifizierung der Welt zeigt sich ausgerechnet in der Obst- und Gemüseabteilung. Auberginen, das Angebot der Woche, fein säuberlich nebeneinander drapiert - und jeweils in Plastikfolie verpackt. Gleich daneben: Paprika im Dreierpack. Auch sie: umhüllt von einem Plastikschlauch. Und da, ein Regal weiter, das mittlerweile viral verbreitete Feindbild umweltbewusster Einkäufer: die Salatgurke im Plastikmantel.
Was den Umgang mit Kunstoffen angeht, stellt sich Deutschland gerne als Vorreiter da. Von einer Recyclingquote von nahezu 80 Prozent ist beim Umweltbundesamt die Rede, Tendenz steigend. Die Zahlen sind umstritten, Mülltrennung und Wiederverwertung aber auch laut OECD so effizient wie sonst nirgendwo in Europa. Was dabei jedoch häufig außen vor gelassen wird: Deutschland ist in noch einem Punkt Europameister - und zwar im Anhäufen von Verpackungsmüll.
Mehr als 45 Millionen Tonnen Haushaltsmüll wandern in Deutschland jedes Jahr in die Tonne. Zwar wird ein Teil davon recycelt, die Statistik aber zeigt: Der Müll in Deutschland wird nicht weniger, im Gegenteil: Wir schmeißen immer mehr weg. Ist das ein Problem? Alle Texte zum Thema finden Sie hier.
Mehr als 17 Millionen Tonnen Verpackungen aus Kunststoff, Pappe oder Papier gehen laut Umweltbundesamt jährlich über die Ladentheke und wandern zu einem Großteil anschließend in den Müll. Das entspricht 218 Kilogramm Verpackung pro Kopf im Jahr. Ein Grund für diese große Menge: Viele der Verpackungen, die uns im Alltag begegnen und die den Weg in unsere Haushalte finden, sind komplett unnötig.
Dabei ist im Verpackungsgesetz genau festgeschrieben, welche Funktionen eine Verpackung primär erfüllen soll: Sie muss das Produkt schützen, zu seiner optimalen Lagerung beitragen und einen effektiven Transport ermöglichen. Alles, was darüber hinausgeht, also die Werbefläche, die Verkaufsförderung oder die Handlichkeit, sind nur zweitrangig - eigentlich. Denn beim Gang durch den Supermarkt zeigt sich: Auch Produkte, deren Schutz, Lagerung und Transport eigentlich ohne Verpackung garantiert werden kann, sind häufig verpackt.
Bei einer Zahnpastatube beispielsweise hat die zusätzliche Pappverpackung keinerlei Mehrwert für den Kunden. Dafür aber für den Hersteller: Die Hochglanzverpackung wirkt im Regal attraktiver, auch die bedruckbare Werbefläche ist größer. Ähnlich verhält es sich mit vielen Cremes und Peelings, aber auch etwa mit Lebensmitteln in Vorteilspacks. Wer beispielsweise Joghurts im mit Pappe ummantelten Sechserpack kauft, spart in der Regel gegenüber einzelnen Bechern nur wenige Cent - die Pappe allein wirkt aber schon so verkaufsfördernd, dass sie dem Kunden ins Auge springt.