Markenrechte:Italienische Polizei beschlagnahmt Prosecco-Pringles

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Pringles der Geschmacksrichtung "Prosecco & Pink Pepper" (Foto: Pringles)
  • Die italienische Polizei hat mehrere Hundert Packungen Kartoffelchips der Marke Pringles in Venetien konfisziert.
  • Als Geschmacksrichtung steht "Prosecco" auf der Packung, eine geschützte Ursprungsbezeichnung, deren Rechte italienische Politiker nun verletzt sehen.

Von Veronika Wulf, München

Bei Kartoffelchips mit Prosecco-Geschmack kennt Luca Zaia keinen Spaß. Ein dicker Pfeil und ein "NO!" in Alarmrot sind in das Foto einer Dose Chips der Marke Pringles mit der Geschmacksrichtung "Prosecco & Pink Peppercorn" kopiert, das der Präsident der norditalienischen Region Venetien jetzt auf Facebook postete.

Was den Italiener aufregt, sind jedoch nicht geschmackliche Bedenken. Sondern das Wörtchen Prosecco auf der Verpackung. "Wir können nicht mehr tolerieren", steht in Versalien über dem Post, "dass ein geschützter Name ohne Genehmigung verwendet wird." Drei rote X am Anfang, ein Ausrufezeichen am Ende.

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Das gilt allerdings nur, wenn der Thekenverkauf mit einem Café kombiniert ist, entschied der Bundesgerichtshof.

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In Gefahr sieht Zaia nicht weniger als "le nostre eccellenze" - unsere Kostbarkeiten. Das sind die Schaum- und Perlweine der Region: die Prosecchi, wie die Mehrzahl korrekterweise im Italienischen heißt. Prosecco ist nämlich seit 2009 eine geschützte Ursprungsbezeichnung nach europäischem Recht, so wie der Parmaschinken oder der Allgäuer Bergkäse. Der Name darf nur für Weine verwendet werden, die aus der Region stammen und nach bestimmten Kriterien hergestellt wurden.

Pringles will die Geschmacksrichtung ohnehin nicht mehr produzieren

Deshalb hat die italienische Polizei am Montag Hunderte Packungen der Pringles, die nach Prosecco und nach rosa Pfeffer schmecken sollen, in einer Supermarktkette in Venetien beschlagnahmt. Die Chips seien von einem holländischen Unternehmen eingekauft worden und enthielten "ein nicht näher definiertes ,Prosecco-Pulver'", schreibt Zaia. Man kann sich vorstellen, wie der Regionalpolitiker, der auf Facebook gerne mal von den Schaumweinen seiner Region schwärmt, beim Wort "Prosecco-Pulver" die Nase rümpft. Man habe "jahrelang" und "auf allen Verwaltungs- und Regierungsebenen" darauf bestanden, den Namen vor Missbrauch zu schützen, so Zaia. Denn das schade den "ehrlichen Produzenten", die die Qualität und die Region förderten.

Agrarministerin Teresa Bellanova spricht gar von einem "Kampf". "Die Konfiszierung der Prosecco-Chips zeigt den Einsatz des italienischen Landwirtschaftsministeriums im Kampf gegen Plagiatprodukte und für den Schutz der Qualität unserer Lebensmittelprodukte", heißt es in einer Mitteilung ihres Ministeriums.

Die Chipsmarke Pringles, die zum US-Konzern Kellogg's gehört, reagierte beschwichtigend. Die Prosecco-Variante sei in limitierter Stückzahl als Weihnachtsedition im Jahr 2018 produziert worden, zitiert die Zeitung Guardian aus einem Statement des Unternehmens. Man habe den geschützten Prosecco für das Aroma verwendet und den Namen im Einklang mit europäischen Gesetzen auf die Verpackung geschrieben. "Wir planen nicht, die Variante in Zukunft zu produzieren."

Es ist nicht die erste Chips-Sorte des Herstellers, die Stirnrunzeln hervorgerufen hat. Pringles brachte bereits Chips heraus, die nach Würstchen im Speckmantel oder Essiggurke schmecken sollten, nach Pekingente oder Krabbencocktail. Nach Angaben einiger Händler sind selbst jene Sorten, die verdächtig tierisch klingen, auf wundersame Weise für Vegetarier geeignet. Ähnlich eigenartig ist so mancher Werbeslogan der Firma: "Einmal gepoppt, nie mehr gestoppt", hieß es in den 1990er Jahren in Anspielung auf das Geräusch beim Öffnen der Packung. Später lautete ein Slogan: "Iss sie nicht einfach nur." Das hat die italienische Polizei nun wohl wörtlich genommen.

© SZ vom 18.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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