Fleischproduktion:China züchtet Riesenschweine

Fleischproduktion: Schweinefleisch ist die Lieblingsspeise der Chinesen.

Schweinefleisch ist die Lieblingsspeise der Chinesen.

(Foto: Johannes Eisele/AFP)
  • Um die Schweinefleischproduktion zu steigern züchten südchinesische Bauern Riesen-Schweine.
  • Mit der höheren Schweinefleischproduktion bekämpft der chinesische Staat die Inflation.

Von Lea Deuber

Es ist genug Schweinefleisch für alle da. Das war wohl die zentrale Botschaft der chinesischen Regierung in den vergangenen Tagen, kurz bevor die Menschen in ihren traditionellen Herbsturlaub starteten. Die Nachricht aus Peking schien vielerorts fast wichtiger als die Militärparade zum 70. Jahrestag der Volksrepublikgründung Anfang Oktober. Davor hatten sich im Internet bereits Videos von Menschen verbreitet, die auf Märkten um Fleischstücke kämpften und sich bei Sonderangeboten in den Supermärkten um die Restposten stritten.

Kein Land konsumiert mehr Schweinefleisch. Es ist die Lieblingsspeise der meisten Chinesen. Fleisch auf dem Tisch gilt für viele Menschen immer noch als ein Zeichen von Wohlstand und gehört zu jeder Mahlzeit dazu. Seit Monaten kämpft das Land aber mit den Folgen des Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest. Die für Schweine hochansteckende Tierseuche hat sich seit Frühjahr auf alle Provinzen des Landes ausgebreitet.

Die Schweinefleischpreise liegen inzwischen um die Hälfte über dem Vorjahr. Im Großhandel stiegen die Preise sogar um mehr als 70 Prozent in diesem Jahr, während die Schweinebestände im August gegenüber dem Vorjahr um rund 40 Prozent sanken. Um die Lage zu beruhigen, stellte die chinesischen Regierung zum zweiten Mal im September Schweinefleisch aus ihren Lagerbeständen für den Markt bereit. Der chinesische Vizepremier Hu Chunhua sprach zuletzt von der Gefahr einer Versorgungslücke bis zur ersten Hälfte des kommenden Jahres. Die Lage sei "extrem ernst". In diesem Jahr fehlen bis zu zehn Millionen Tonnen Schweinefleisch. Mehr, als auf dem internationalen Markt verfügbar ist.

In Südchina reagieren die Bauern nun mit einer ungewöhnlichen Maßnahme, um der Aufforderung der Regierung nachzukommen, die Fleischproduktion zu steigern, um die Inflation zu mildern. In der Provinz Guangxi an der Grenze zu Vietnam züchten Landwirte Riesenschweine, die bis zu 500 Kilo schwer werden - so schwer wie ein ausgewachsener Eisbär. Bei der Schlachtung erwirtschaften die Bauern dreimal mehr als das monatliche Durchschnittseinkommen in der Provinz.

Während die Schweine in der Größe von Nashörnern eher ein extremes Beispiel dafür sind, wie der Fleischmangel bekämpft werden soll, setzen aber landesweit immer mehr Bauern auf größere Tiere. Bei Großbetrieben liegt das Durchschnittsgewicht der Tiere inzwischen bei 140 Kilo. Das sind 30 Kilo mehr als noch vor der Krise. Um rund ein Drittel konnten die Hersteller ihre Gewinne dadurch erhöhen. In der nordöstlichen Provinz Jilin liegt das Durchschnittsgewicht der Tiere sogar bei satten 175 bis 200 Kilogramm. Immerhin 50 Kilo über dem Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Das Problem ist, dass es den Behörden trotz vieler Bemühungen nicht gelungen ist, die Ausbreitung der Krankheit einzudämmen. Auch andere Länder sind inzwischen betroffen. Es gibt Fälle von Afrikanischer Schweinepest in der Mongolei, in Vietnam, Südkorea, auf den Philippinen und in Kambodscha. Das Schweinepestvirus ist bei den Tieren hochansteckend, für Menschen aber nicht gefährlich. Ist die Seuche einmal in der Gegend, wird man sie kaum noch los, da es im Vergleich zur herkömmlichen Schweinepest keine Impfungen gibt. Verbreitet werden die Viren neben einer Übertragung durch bestimmte Zeckenarten über Kontakte zwischen infizierten Tieren und deren Ausscheidungen. Der Erreger bleibt über längere Zeit infektiös. Eine wichtige Rolle spielen auch Lebensmittel, die von infizierten Tieren stammen. Vor dem Ausbruch lebten in China fast 60 Prozent des weltweiten Bestandes an Tieren. Dreimal so viele wie in der Europäischen Union gehalten werden. Die Entwicklung sorgt auch für steigende Preise in Deutschland.

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